Ecuador und Galapagos '08

In der Sierra Ecuadors

1. Tag (18. Oktober 2008)

Zurück zu den Wurzeln! Heute fliege ich nach Südamerika, genauer gesagt nach Quito, Ecuador. Ich habe mal wieder nur den Flug gebucht. Spanisch spreche ich nicht, aber ich bin zuversichtlich, dass es wohl keine größeren Probleme geben wird. Eingecheckt habe ich bereits und musste nach 15 Jahren Backpacking lernen, dass ein Rucksack bei KLM zum Sperrgepäck zählt. Meine Güte! So sitze ich einmal mehr am Flugsteig und weiß nicht, was mich morgen früh erwarten wird. Die ersten drei Nächte habe ich wie so oft bereits reserviert, so dass es klar ist, wo ich in den ersten Tagen bleibe. Im Übrigen hoffe ich auf einen halbwegs guten Flug, obwohl ich drei Zwischenlandungen habe. Momentan bin ich immer noch in Amsterdam und warte darauf, dass mein Flug um 23:30 Uhr heute Abend pünktlich startet. In einem Restaurant habe ich noch etwas gegessen und mich anschließend mit vollem Magen auf einen der Liegestühle im Ruhebereich gelegt. Ich bin ziemlich müde und merke erst jetzt, wie urlaubsreif ich bin.

2. Tag (19. Oktober 2008)

Quito

Quito - Basilika

Ich konnte fast vier Stunden im Flugzeug schlafen. Ich glaube, das ist neuer Rekord. Momentan sitze ich mitten in der Nacht bei karibischer Wärme auf Bonair. Nach diesem Zwischenstopp geht es nach Guayaquil weiter. Mal sehen, ob wir dort ebenfalls aussteigen müssen.

Nein, hier sitzen wir im Flieger und warten. Draußen ist es nun hell geworden, aber es existiert eine geschlossene Wolkendecke und es regnet leicht!

In Quito angekommen nehme ich ein Taxi und fahre zum Bed & Breakfast, wo ich von Maya empfangen werde. Sie kommt aus der Schweiz und lebt schon seit 20 Jahren in Quito. Ich werde herzlich empfangen. Ein Pärchen aus der Schweiz, Stefanie und Peter sind ebenfalls hier. Wir unterhalten uns über Galapagos und ihre bisherige, 11-monatige Reise durch Südamerika. Gegen Mittag macht sich der Jetlag bei mir bemerkbar, und ich lege mich aufs Ohr. Hinterher gehe ich etwas einkaufen und beobachte das sonntägliche Vergnügen der Leute im Park.

3. Tag (20. Oktober 2008)

Kloster San Augustin

Nach einem guten Frühstück breche ich auf und beabsichtige, in die Altstadt zu fahren. Der berühmte Trolleybus ist gestopft voll, weswegen ich einige Stationen zu früh aussteige. So finde ich mich am Rande der Altstadt wieder und treffe dort auf die beeindruckende Basilika, in die ich hineingehe und mich niedersetze. Wieder draußen folge ich einfach meinem Instinkt und den Leuten. So erreiche ich den Plaza del Theatro, von dort aus weiter zum Kloster San Augustin und der sehr beliebten Plaza de la Independenca, an der sich der Regierungspalast befindet und in der Sonne in strahlendem Weiß leuchtet.

Danach besteige ich noch den Hügel, auf dessen Gipfel sich die Schutzpatronin der Stadt befindet. Die Jungfrau von Quito. Die Treppen, die sich über 150 m Höhenmeter hinziehen, sind einfach zu begehen. Dabei merkt man die Höhe, auf der sich Quito befindet, doch sehr. Ich bin ganz schön am Japsen. Die Aussicht ist sehr schön, der Blick schweift über die ganze Stadt und deren Zentrum. Leider hängen die Wolken recht tief, so dass das Wahrzeichen von Ecuador, der berühmte Vulkan Cotopaxi, nicht zu sehen ist. Am Nachmittag verziehe ich mich während eines kräftigen Regenschauers in ein Café und warte ab. Als es aufhört besteige ich den Trolleybus und fahre ins Einkaufszentrum, um am Automaten Geld rauszulassen.

4. Tag (21. Oktober 2008)

Midat del Mundo

Äquator

Heute breche ich auf und habe den Plan, mit der Seilbahn zum Teleferico zu hinaufzufahren. Dazu schnappe ich mir am Straßenrand problemlos ein Taxi und verständige mich über den Preis. Leider erfahre ich an der Talstation, dass es am Gipfel zu stark stürmt und die Seilbahn deshalb heute geschlossen ist. So gehe ich ein wenig herum und treffe auf dem Weg hinunter zur Hauptstraße auf Vincent und Sebastian, zwei Kanadier aus Quebec, die auch mit der Seilbahn auf den Teleferico fahren wollten. Auf meine Frage, was sie nun machen wollen, kam auch nur ein Schulterzucken. So schlug ist vor, zum Mitad del Mundo mitzufahren. Kurz entschlossen stehen wir drei an der Hauptstraße und haben keine Ahnung, wo oder ob überhaupt hier der nächste Bus fährt. Plötzlich rennen die beiden los und rufen nur noch: “unser Bus!” Ich sprinte hinterher und erreiche noch das Trittbrett als der Bus wieder anfährt. So sind wir also auf dem Weg zum Äquator. Für nicht mal einen Dollar kommen wir bereits nach einer Stunde Fahrt an.

Wir schlendern um das Denkmal und machen die typischen Fotos, auf denen man mit einem Bein auf der Nordhalbkugel und mit dem anderen Bein auf der Südhalbkugel steht. Nach einer Weile war uns nach einem Bier zumute, und wir machten es uns auf der Terrasse eines Restaurants bequem. Dort trafen wir nach kurzer Zeit auf Fabrice und Mariela. Die beiden kommen ebenfalls aus Quebec und erkunden als gebürtige Ecuadorianer ihre Heimat. So haben wir uns in Englisch, Französisch und Spanisch unterhalten, wobei ich nur das Englisch Gesprochene verstehen konnte.

Unversehens kommt ein Typ vorbei und fragt uns, ob wir mit auf eine Tour zum Krater Palulahua kommen wollen. So starten wir kurz darauf zum Krater, fahren den Berg hinauf und schauen in einen 400 m tiefen, von dichtem Grün bewachsenen Abgrund, der einen Durchmesser von 4 km besitzt. Das Erstaunlichste für mich ist jedoch, dass im Krater ca. 100 Menschen wohnen und leben. Als wir dort stehen, sehen wir die ersten Wolken vom Pazifik kommend in den Krater fluten. Die Geschwindigkeit, mit der die Wolken den Krater füllen, ist enorm. Wir gehen etwas am Rand spazieren und stehen noch näher an der Kante, um überzuschauen. Als wir nach knapp einer Stunde zurück am Auto sind, ist vom Krater nicht mehr als eine große Nebelsuppe zu sehen, und es beginnt zu regnen. Dies geschieht so jeden Tag und der Gedanke, dort unten zu leben, kommt mit ungeheuerlich vor.

Zurück in Mitad del Mundo nehmen wir den Bus und sind eine Stunde später zurück in Quito. Infolgedessen, dass wir nicht wissen, wo wir aussteigen sollen, fahren wir einfach ins Zentrum, um von dort aus mit dem Trolebus wieder heraus zur Unterkunft zu fahren.

5. Tag (22. Oktober 2008)

Heute verlasse ich Quito und fahre in die Nähe des Berges Corazon, weil ich diesen Gipfel in den nächsten Tagen besteigen will. Ich habe heute Morgen alles zusammengepackt und nehme ein Taxi zum riesigen und chaotischen Terminal Terreste in Quito, von wo aus die Busse in alle Himmelsrichtungen abfahren. Ich mache mir bereits Gedanken, wie ich an ein Ticket und in den richtigen Bus komme, als mein Taxifahrer direkt neben einem Bus hält und Machachi ruft, während er auf den Bus deutet. Ich frage ungläubig nochmals nach, worauf ein Nicken erfolgt und so steige ich ein. Keine 10 Minuten später rollt der Bus bereits an und ich verlasse Quito. Nach dem Preis habe ich nicht gefragt, aber nach der Erfahrung von gestern kann es nicht so viel sein.

Wir sind auf der Panamericana Richtung Süden unterwegs und befinden uns über den Wolken! Wobei ich ungläubig aus dem Fenster schaue! Die Straße führt steil bergab um kurz darauf wieder stark anzusteigen. In Machachi steige ich um. Weil ich mich jedoch nicht richtig verständigen kann, nehme ich eine Camionetta, um nach Chaupi zu kommen und meine Unterkunft zu erreichen. Als ich im Hostal ankomme, verstehe ich zuerst kein Wort und kann mich auch nicht richtig verständigen, bis der Typ sein Englisch auspackt, ich sehr froh bin. So bekomme ich ein Bett und auch die Auskunft, dass Wladimir, der Bergführer mit dem ich bereits telefoniert hatte, heute noch auftauchen wird.

Beim Auspacken dann der Schock! Mir wurde meine gute Kamera aus dem Rucksack gestohlen! Im ersten Augenblick klammere ich mich noch an die Hoffnung, sie vergessen zu haben, aber als ich den Schnitt im Rucksack sah, war alles klar. Es muss wohl im Bus passiert sein. Ich hatte meinen kleinen Rucksack auf dem Boden stehen. Komischerweise waren die beiden Typen hinter mir irgendwie suspekt, weil sie eine Baseball Kappe zwischen die Sitze geklemmt hatten. Ich könnte mir in den Hintern beißen, und bin wütend auf mich selbst, weil ich so naiv blöd war. Jetzt gibt es eben keine Bilder von dieser Reise. Das heißt, ich brauche mich nun auch nicht mehr auf die Jagd nach einem guten Motiv zu begeben. Was für eine Erleichterung!! Scheiße! Na ja, jedenfalls habe ich noch mein Geld, meinen Pass und meine sonstigen Wertsachen. Zuerst habe ich einmal meine Fototasche ganz tief im großen Rucksack vergraben, um nicht ständig daran erinnert zu werden.

Den Nachmittag verbrachte ich mit Lesen bis Wladimir aufgetaucht ist. Wir haben uns darauf verständigt, morgen die Tour zu machen, obwohl das Wetter nicht besonders gut aussieht. Ich hoffe, dass es morgen früh aufreißt und die Sonne scheint. Wladimir war auch gleich noch so nett, für mich eine Nacht in einem Hotel in Riobamba zu reservieren. Ein Freund von ihm besorgt mir zudem noch ein Ticket für den Zug, da ich nicht genau weiß, wann ich abends in Riobamba ankommen werde und das Ticket immer am Vorabend gekauft werden muss.

6. Tag (23. Oktober 2008)

Das war knapp! Fast hätte ich es geschafft. Knapp eine halbe Stunde unterhalb des Gipfels musste ich abbrechen. Die Höhe verlangte ihren Tribut. Vielleicht hätte ich mich noch überwunden, weiter zu gehen, aber es machte keinen Sinn, weil die Wolkendecke nicht aufgerissen ist und wir deshalb keinerlei Sicht hatten. So war es wieder an der Zeit abzusteigen.

Aber nun von Anfang an. Heute Morgen sind wir gegen 6:00 Uhr mit dem Auto zum Parkplatz gefahren, der sich in ca. 3800 m Höhe befand. Von diesem Ausgangspunkt ab führte ein leicht ansteigender Weg nach oben. Später verließen wir diesen Weg und setzten unseren Aufstieg durch hüfthohes Spinifax -Gras fort, welches golden leuchtete, als sich die Sonne ein bisschen zeigte. Nach zwei Stunden wird der Aufstieg steiler, und ich fange an zu japsen. Der Wind treibt die Wolken heftig über den Grat. Ich ziehe die Jacke zu! Leider ist ab hier nichts weiter zu sehen als die nächsten 50 bis 100 m. So steigen wir weiter auf. Ein Schritt vor den anderen. Die beiden Bergführer, die mich begleiten, sind noch ganz entspannt und sehen so aus, als würden sie nur einen Sonntagnachmittags-Spaziergang machen. Ich jedoch brauche alle 15 min nun eine Pause zum Durchatmen. Zwischendurch auch einen heißen Tee, um mich aufzuwärmen. Kurz unterhalb des Gipfels kommt die Schlüsselstelle, an der man über einen kleinen Felsvorsprung klettern muss. Ich entschließe mich aufgrund der nicht vorhandenen Sicht, hier abzubrechen, denn auf dem Gipfel gab es auch nichts anderes außer Wolken zu sehen.

Beim Abstieg werde ich angeseilt. Während ich vorsichtig absteige, läuft Luca, der zweite Bergführer, der zur Ausbildung auf diesem Berg mitgegangen ist, wie eine Gämse hinter mir her. Ohne die beiden hätte dieser Aufstieg heute bei diesen Sichtverhältnissen auf keinen Fall funktioniert. Als ich so auf dem Grat absteige, kann ich eher verstehen, wie sich ein Reinhold Messner wohl fühlen mag. Auf beiden Seiten des Grats geht es unendlich und steil hinab, die Sicht ist richtig schlecht, die Luft weiterhin dünn und der Wind lässt die Knochen klappern. Nach einer Stunde Abstieg sind wir wieder unterhalb der Wolken angekommen, und es ist gut zu erkennen, dass heute auch alle umliegenden Gipfel das gleiche Schicksal hatten.

Wieder am Auto ankommen bin ich ziemlich müde und freue mich, meine Füße auszustrecken. Als wir wieder im Lavizna Refugio zurück sind, ziehe ich mich um. Es hat noch eine Kleinigkeit zu Essen gegeben und dazu heißen Tee, der richtig guttut. Wladimir fährt noch nach Machachi und nimmt mich mit zur Panamericana, an der ich auf einen Bus warten kann. Aber ich habe Glück: kaum aus dem Auto ausgestiegen und mich verabschiedet, fährt auch schon der richtige Bus vorbei. Ich strecke den Arm aus und der Bus hält, so dass ich ohne zu warten einsteigen kann und bereits auf dem Weg nach Riobamba bin.

Nach drei Stunden Fahrt komme ich an, nehme ein Taxi und fahre zum Hotel. Erst einmal eine Dusche! Es gab nur kaltes Wasser. Echt hart, aber egal. Hinterher organisiere ich mich neu, besorge Briefmarken, hole das Ticket für den Zug morgen ab und beschäftige mich mit dem Gedanken, mir eine kleine Kamera zu kaufen. Aber ich lasse diesen Gedanken gleich wieder fallen und gehe etwas essen.

7. Tag (24. Oktober 2008)

Nariz del Diablo

Riobamba Bahnfahrt

Guamote

Heute geht es wieder früh aus den Federn. Ich sitze bereits auf dem Dach des Waggons. Neben mir Dutzende andere Touristen. Es nieselt leicht, und es werden jede Menge nützliche und weniger nützliche Dinge verkauft, während alle auf die Abfahrt warten. Heute befahren wir die einzige Eisenbahnstrecke, die in Ecuador noch existiert, und dies auch nur dank der zahlreichen Touristen, die einmal im Leben auf dem Dach eines Güterwaggons sitzen wollen. Ich bin sehr gespannt. So wie es scheint, wird der Zug richtig voll, und ich bin froh, rechtzeitig hier gewesen zu sein. Kurz bevor es losgeht, fährt zuerst einmal die Lok davon, und wird nicht mehr gesehen, was bei den ganzen Touris für Gesprächsstoff sorgt. Nachdem es aufgehört hat zu tropfen, zeigen sich die Händler flexibel und verkaufen keine Regenponchos mehr, sondern bieten jetzt bunte Tücher, Süßigkeiten und Getränke feil.

Die Lok taucht wieder auf und bringt noch einen zusätzlichen Waggon, der auf den Zug zurollt. Ich setze mich lieber hin und halte mich fest. Dies war auch gut so, denn als der Waggon aufläuft und mit einem kräftigen Stoß aufschlägt, kommen einige Leute aus dem Gleichgewicht. Als die Lok anschließend wieder angekoppelt war und die Leute sich zur Abfahrt bereit gemacht hatten, fahren wir los.

Der Zug verlässt die Stadt und die Strecke führt stetig bergan. Wir durchfahren ein grünes Tal und schrauben uns immer höher. Als der Zug ungefähr nach einer Stunde Fahrt auf Passhöhe ankommt, eröffnet sich urplötzlich ein sensationeller Blick auf den höchsten Berg Ecuadors, den Chimborazo, dessen schneebedeckter Gipfel sich majestätisch über die Wolken erhebt. Als die Bahnstrecke parallel zur Straße verläuft, halten Auto- und LKW-Fahrer an, um zu fotografieren oder einfach nur dem Zug zuzuschauen. Unser erster großer Halt ist Guamote. Gleich neben dem Zug ist ein Markt mit all seinen bunten Sachen aufgebaut. Es gibt viel Nützliches und weniger Nützliches zu kaufen. Wir stehen etwa für eine Stunde während dieser Pause. Obwohl unser Zug bereits vor diesem Halt eine ganze Zeit lang bergab gefahren war, befindet sich diese Station immer noch auf 3.050 m Höhe. Echt enorm!

In Alausi angekommen befinden wir uns nur noch auf einer Höhe von ca. 2.300 m, und die Fahrt dorthin ist spektakulär. Der Zug zwängt sich durch ein sehr enges Tal, in dem nur der Wildbach und gerade noch das Gleis Platz finden. Plötzlich schweift der Blick über einen reizvollen Wasserfall, der sich in die Tiefe stürzt. Anschließend befindet sich die Bahnstrecke weit oberhalb des Baches und das Tal weitet sich, jedoch nur, weil es unglaublich in die Tiefe geht. Die Strecke klebt am Hang, und manchmal befindet sich das Gleis derart nah am Abgrund, dass man senkrecht ein paar 100 m direkt zum Fluss hinabschauen kann. Die Waggons schwanken unaufhörlich. Als wir in Alausi einfahren, hupt die Lok wie eigentlich überall in einem fort. Nach einem Stopp dort fahren wir weiter zur Teufelsnase. Nachdem wir den Bahnhof verlassen hatten, fällt die Strecke weiter stetig ab. Obwohl dies so ist scheint der Wildbach seinen Vorsprung auszubauen, denn er befindet sich weiterhin tief unter uns. Als der Zug zwei Schleifen durchfährt verlieren wir so viel Höhe, dass der Zug das Niveau des Baches erreicht. Wenig später befinden wir uns jedoch wieder weit oberhalb des rauschenden Wassers. An der so genannten Teufelsnase folgt nun der spektakulärste Teil der Strecke. Der Zug setzt seine Fahrt im Zickzack den Berg hinunter fort, wobei wir halten, um die Weiche für das nächste Stück Strecke umzulegen und rückwärts weiter zu fahren. Schließlich kommen wir am Ende dieser Fahrt auf ca. 1.300 m Höhe an. Die weitere Strecke hinunter ins Tiefland nach Guayaquil ist verschüttet und wird nicht mehr befahren. Nach einem kurzen Aufenthalt wird die Lok umgespannt und wir fahren wieder nach Alausi hoch. Eine der für mich spektakulärsten Bahnfahrten ist zu Ende. Pascal und seine Frau verabschieden sich. Vielleicht sendet er mir noch ein paar von seinen Bildern. Mit dem Bus geht es über die Panamericana zurück nach Riobamba. Dieser ist sehr voll und ich habe meinen Rucksack auf den Knien, leider zu spät.

8. Tag (25. Oktober 2008)

Ich lasse den Tag in Riobamba gemütlich angehen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf dem Weg zum Park des 21. April, der auf einem kleinen Hügel liegt. Von hier aus kann man die drei großen Vulkane sehen, wenn sie nicht gerade hinter Wolken versteckt liegen wie heute. So genieße ich die Sonne und lebe in den Tag hinein.

Gegen Mittag gehe ich auf den Markt. Wie sich zeigt, handelt es sich um einen Wochenmarkt, auf dem ich wohl der einzige Ausländer bin. Es herrscht ein riesiges Treiben zwischen den Ständen und so versuchen auch dort fliegende Händler ihre Ware loszuschlagen. Im Allgemeinen ist das Angebot sehr üppig. Es gibt alles was man sich vorstellen kann: Kartoffeln, Zwiebeln, Mehl, Eier, Bananen, Äpfel, Erbsen, Bohnen, Himbeeren, Tomaten, Sellerie, Blumenkohl, Mangos und sehr leckere Erdbeeren, die ich probiert habe. Es gibt auch Orangen und andere Früchte und sehr vieles was ich gar nicht kenne. Den älteren Menschen, denen man hier auf dem Markt begegnet, glaubt man die schwere Arbeit anzusehen und es mutet auch seltsam an, bereits Kinder im Grundschulalter beim Feilbieten von Waren oder beim Schuheputzen zu sehen. Zudem fällt mir auf, dass ich alle Leute um mich herum in der Körpergröße deutlich überrage. Bei den Sonnenschirmen stoße ich mir laufend den Kopf. Als ich später durch die Reihe der Metzger gehe, steigt mir ein sonderlicher Geruch in die Nase. Das Fleisch wird offen auf den Brettern der alten Stände oder einfach nur auf einem groben Stahlhaken hängend angeboten. Dazwischen wird gleich gebraten und gegrillt. An ein paar wackeligen Tischen und Stühlen wird gegessen. Einige Leute schleppen ihre soeben erworbenen und in Tüchern geschlagenen Waren auf dem Rücken davon. In den Seitenstraßen sind die Busse und die Pickups zu sehen, mit denen die Leute aus den umliegenden Gegenden gekommen sind. Teilweise sieht man 15 Leute auf der Ladefläche eines Pickups, dessen Plattfedern auf der Hinterachse nicht nur waagerecht, sondern gedrückt sind. Am Rande werden auch Textilien, Lederwaren oder vereinzelt einfache elektronische Artikel angeboten. Dann und wann gönnen sich die Besucher des Marktes auch ein Eis.

Am Abend zieht es mich nochmals zum Park des 21. April, um die Vulkane in der Abendsonne zu betrachten, und ich hatte Glück. Der gewaltige Gipfel des Chimborazo zeigt sich mit seiner weißen Pracht, die leicht in orange getaucht ist. Es sind schon gewaltige Berge!

Im warmen Oriente

9. Tag (26. Oktober 2008)

Heute Morgen habe ich wieder meinen Krempel zusammengepackt und habe ausgecheckt. Ich will nach Banos. Zum Terminal Terreste nehme ich mir ein Taxi und muss feststellen, dass ich am falschen Busterminal bin, denn die Busse nach Banos fahren vom Terminal Oriental ab. So nehme ich ein weiteres Taxi und fahre quer durch die Stadt dorthin. Gerade als wir dort ankommen, kommt mir der entsprechende Bus entgegen. Aber das ist nicht schlimm, denn der nächste fährt bereits in einer halben Stunde. Ich muss schon sagen, es ist sehr einfach, sich hier fortzubewegen, und die Preise sind sehr günstig. So freue ich mich nun auf die Wärme im Amazonas Tiefland. Als ich das Ticket kaufte, hat die Verkäuferin mich kurz nach meinem Namen gefragt, jedoch nach kurzem Zögern und ohne eine Antwort von mir abzuwarten einfach „Gringo“ auf das Ticket geschrieben.

In Banos angekommen nehme ich wieder ein Taxi und lasse mich zu einer Unterkunft fahren, von der ich zuvor im Reiseführer gelesen hatte. Die Nebensaison hat schon etwas Gutes. Man braucht keine Sorge zu haben, dass etwas ausgebucht ist. So habe ich wieder ein schönes Zimmer im Zentrum mit Blick auf den Markt. Ich ziehe zuerst mein Sweatshirt aus. Es hat super angenehme Temperaturen hier in 1.800 m Höhe. Ja, wieder einmal war die Fahrt atemberaubend. Zuerst fuhr der Bus auf der Panamericana einen Pass hinauf, wobei heute der Gipfel des Chimborazo auf der linken Seite schön im Sonnenschein zu sehen war. Anschließend ging die Fahrt von über 3.000 m dann stetig herunter.

Ich wollte eigentlich nur ein bisschen durch das Dorf schlendern, als ich auf die San-Francisco-Brücke stieß, unter der die Fluten des Rio Pastaza hindurchschossen. Auf der anderen Seite entdecke ich ein Schild, auf dem der Weg zu den „Antennen“ angezeigt war. Im Reiseführer hatte ich gelesen, dass sich einem dort oben ein phantastischer Blick über die Gegend eröffnen soll. So entschließe ich mich spontan, dort hinauf zu laufen. Die 6,8 km die auf dem Schild stehen, schrecken mich nicht wirklich ab. Jedoch habe ich nach 20 Minuten keine Lust mehr, dem ermüdenden Schotterweg weiter zu folgen. Ich stehe am Straßenrand als ein Pickup die Straße hinauffährt und ich mich kurz entschließe, den Arm zu heben, um auf die Ladefläche springen zu können. So fahre ich nun fast eine halbe Stunde mit dem Auto. Der Ausblick wird immer besser und die Jungen, die mit mir auf der Ladefläche mitfahren, machen sich einen Spaß daraus, dass ich kein Wort Spanisch verstehe. Egal, oben springe ich von der Ladefläche und bedanke mich. Was nun? Ich genieße den Ausblick und beschließe, den Fahrweg wieder hinunter zu laufen. Nach wenigen Minuten jedoch, als ich ein kurzes Stück gelaufen war, kommen mir zwei Gringos entgegen. Uwe und Udine aus Berlin. Sie sind hochgewandert, und ich erinnere mich, dass ich sie auf dem Weg vom Auto aus gesehen hatte. Sie wollen den Wanderweg auf der anderen Seite wieder hinunter gehen, von dem ich auch schon gelesen hatte. So konnte ich mich ihnen anschließen. Wir finden den Weg sogar, obwohl wir einmal falsch abgebogen waren und deshalb wieder ein kurzes Stück aufsteigen mussten. Wir hatten währenddessen einen imposanten Blick auf den Taugurahua Vulkan, dessen über 5.000 m hohe Gipfel sich wolkenfrei, jedoch regenverhangen zeigte. Dagegen war unsere Höhe mit 2.800 m nur ein kleiner Hügel. Von hier aus stiegen wir jedoch noch fast 1.000 m ab und erreichten wieder die Ufer des Rio Pastaza. Zu unserer Überraschung existierte sogar eine Seilbahn genau an der Stelle, an der sich das Wasser schäumend und sprudelnd durch eine nur mehrere Meter breite, jedoch fast 100m tiefe Bresche im Fels zwängt.

Sogleich fahren wir mit dem wackeligen Korb auf die andere Seite. Unter uns der reißende Fluss. Dort angekommen erkennen wir, dass es auf dieser Seite nicht weitergeht und wir wieder mit der Seilbahn zurück auf die andere Seite müssen. Für den Rückweg entscheiden wir uns spontan, nicht mit der Korbseilbahn zu fahren, sondern die hier auch eingerichtete Seilrutsche zu nehmen. Gesagt getan! So steigen Uwe und ich in einen Klettergurt, der an einem Haltegriff gesichert wird, und sausen nacheinander mit beachtlicher Geschwindigkeit über die Schlucht. Sensationell! Ein echtes Highlight.

Am Abend waren wir noch zusammen essen im Restaurant Casa Hood und haben uns bei ein paar Bier angeregt unterhalten und den schönen Tag ausklingen lassen.

10. Tag (27. Oktober 2008)

Rio Pastaza

Pailon del Diablo

Heute Morgen hat es wieder einmal geregnet. Nichtsdestotrotz habe ich mir ein Fahrrad ausgeliehen und bin danach erst einmal frühstücken gegangen, da es in meinem Hostal doch kein Frühstück gab, wie ich angenommen hatte. Das Fahrrad ist in recht gutem Zustand, ich bekomme noch einen Ersatzschlauch, Flickzeug und ein Schloss mit. Den Helm lehne ich ab. So stehe ich nun auf der San-Francisco-Brücke und warte auf Uwe und Udine, da wir uns zur Tour verabredet hatten. Da sie heute Morgen noch etwas zu organisieren hatten, wundert es mich auch nicht, als sie nicht auftauchen. So fahre ich alleine los. Es geht immer die Straße runter, und ich lasse es einfach nur rollen: am Stausee vorbei und über die Brücke auf die andere Seite des Tals. Ab hier wird die Strecke sehenswert. Ein gegenüberliegender Wasserfall ist sehr imposant anzuschauen. Kurz danach durchfahre ich mit dem Rad einen unbeleuchteten Tunnel. Das Tal schneidet noch steiler ein, und die Hänge sind mit üppigem Grün bewachsen. Bei den nächsten Tunneln kann man mit dem Rad auf der alten, schmal an den Hang gepressten Schotterpiste bleiben. Aus den überhängenden Felsen fließt Wasser an zwei Stellen als Wasserfall mitten auf die Straße. So geht es weiter talwärts. Ich halte immer wieder an, um mir die Landschaft anzuschauen. Als ich an der Brücke über den Rio Blanco ankomme, treffe ich auf eine Gruppe Jugendlicher, von denen sich ein paar beim Bungee-Springen beweisen wollen. Ich schaue eine ganze Weile zu. Zwei Mädchen kneifen auch beim dritten Versuch. Ein Typ springt anschließend und wird bejubelt.

Als sich die Gruppe aufmacht, mit den Rädern weiterzufahren, steige ich auch in den Sattel und höre meinen Namen. Als ich mich umschaue, erkenne ich Udine und Uwe. Sie hatten etwas länger gebraucht. So fahren wir zusammen weiter und erreichen kurz darauf den Manto de la Novia Wasserfall, der wohl gut 70 m auf der anderen Seite des Tals in die Tiefe stürzt. Wir schließen die Räder ab und steigen zu einer alten Hängebrücke hinab, die den Fluss überspannt. Leider kommt man auf der anderen Seite nicht näher an den Wasserfall heran, da der Zugang durch ein verschlossenes Touri-Ressort versperrt wird. Es ist jedoch erstaunlich, wie bereit und reißend der Rio Pastaza sich zeigt, wenn man ihn aus der Nähe betrachten kann. Die Luft ist aber deutlich wärmer hier unten. Nach einer Weile steigen wir auf und fahren mit einer Korbseilbahn auf die andere Seite näher an den Wasserfall heran. Die Fahrt in 100 m Höhe über der Schlucht ist aufregend. Der Korb wird vor dem Wasserfall gestoppt, so dass wir diesen ausgiebig betrachten können. Auf der anderen Seite steigen wir aus, setzen uns auf Felsen im Bachlauf und genießen die Sonne. Anschließend gehen wir an die Kante, von der die Wassermassen in die Tiefe stürzen, schauen in die Tiefe und genießen den Ausblick.

Nachdem wir mit der Seilbahn wieder auf der Straße auf der anderen Seite zurück sind, schwingen wir uns auf die Räder und fahren weiter das Tal hinunter. Es ist eine spektakuläre Strecke im Zuge derer sich die Vegetation an den Berghängen schnell verändert, je weiter wir ins Amazonas-Tiefland hinunterkommen.

In Rio Verde angekommen gehen wir zuerst einmal etwas essen. Es gibt leckere Forellen mit Salat und Reis. Frisch gestärkt schauen wir uns den Pailon del Diablo Wasserfall an. Von oben ist dieser nicht zu erkennen. Als wir den Weg hinunter folgen, wird vom Wasserfall immer mehr sichtbar. Auf den ersten Blick schon erscheint dieser sehr beeindruckend. Doch als wir näherkommen und die Hängebrücke betreten, eröffnet sich der ganze Blick auf den Wasserfall und wir alle sind mehr als hingerissen. Der Wasserfall besteht aus mehreren Kaskaden. Zuoberst fällt das Wasser sicherlich über 80 m in einen gewaltigen Pool. Von dort schießen die Wassermassen über weitere drei bis vier Kaskaden etwa denselben Höhenunterschied hinunter, um sich in den braunen Rio Pastaza zu ergießen. Über unseren Köpfen kreisen unterdessen mehrere Adler und lassen sich vom Wind treiben. Entsprechend beeindruckt wollen wir näher heran und besteigen die Aussichtsplattform knapp oberhalb des gewaltigen Pools. Die Gischt des Wassers liegt in der Luft, es ist kühl, und die ganze Luft wummert durch die mit Wucht ins Becken donnernden Wassermassen. Bereits nach einer kurzen Weile ist die Kleidung feucht, aber wir wollen mehr! Von der Plattform aus führt ein Kriechgang, der in den senkrechten Felsen gehauen ist, weiter hinauf. Durch kleine Löcher mit Stufen zwängen wir uns hindurch und erreichen eine weitere, erstaunlich trockene Plattform. Hier befindet man sich nur wenige Meter von den Wassermassen entfernt. Von dort aus führen weitere Stufen weiter nach oben, so dass man sich direkt hinter den Wasserfall stellen kann. Es ist ein sensationelles Erlebnis, vor sich die ungeheuren Wassermengen in Bruchteilen von Sekunden vorbeischießen zu sehen. Nach wenigen Minuten war ich nass und musste den Rückzug antreten. Der Pailon del Diablo ist ein weiterer, spektakulärer Höhepunkt. Nachdem wir wieder aus der Schlucht aufgestiegen und oben an der Straße angekommen waren, trinken wir noch einen herrlichen, frisch gepressten Obstsaft. Diese Säfte werden hier überall angeboten, und man bekommt sie auch zu jedem Frühstück.

Mit einem Pickup fahren wir nach Banos zurück und werfen die Räder einfach hinten drauf. Als wir Banos erreichen, schüttet es und so verabschiede ich mich von Udine und Uwe rasch und ziehe mich ins Hostal zurück.

11. Tag (28. Oktober 2008)

Fruchtsäfte

Als ich die Augen aufmache, regnet es. Ich entschließe mich deshalb, heute nicht viel zu unternehmen. Zuerst gehe ich einmal frühstücken, schreibe dort meinen Reisebericht weiter und zum ersten Mal Postkarten. Anschließend schlendere ich durch die Stadt und bleibe für 2 Stunden in einem Internetcafé hängen. Als ich wieder rauskomme, scheint die Sonne, und ich entscheide mich spontan, zur Jungfrau hinauf zu laufen. Dort angekommen überlege ich mir, wie die nächsten Tage laufen sollen und beschließe, dass ich nicht in Puyo bleiben werde. Da es recht früh am Tag ist, marschiere ich weiter nach oben zu einem Café. Dort angekommen treffe ich John aus USA und Karina aus Erlangen. Sie sind bis jetzt die einzigen Menschen, die weniger Zeit für Ecuador haben als ich. Wir unterhalten uns nett und trinken ein Bier bei einem herrlichen Ausblick auf Banos. Gemeinsam steigen wir wieder in die Stadt hinab und verabschieden uns. Vielleicht treffen wir uns am Abend noch im Thermalbad.

Zuerst war ich heute Abend bei dem Italiener, der im Reiseführer empfohlen wurde und bestellte eine wirklich vorzügliche Pizza. Anschließend bin ich ins Bad, wobei ich auf dem Weg dorthin noch auf ein irisches Pärchen traf. So waren wir zu dritt. Es ist schon komisch, in einem heißen Thermalbecken zu sitzen und kühlen, heftigen Landregen auf den Kopf zu bekommen.

12. Tag (29. Oktober 2008)

Heute bin ich bereits vor 8:00 Uhr am Bushof, um nach Tena weiterzufahren. Die Fahrt führt zuerst das Pastaza-Tal hinunter nach Puyo. Dabei gibt es noch einiges aus dem Fenster des Busses zu sehen, vor allem, wie gewaltig der Fluss anschwillt und sich schließlich vor Puyo in die Tiefebene ergießt. In Puyo stehen wir etwas länger und fahren dann weiter. Die Straße schlängelt sich so dahin, bis wir an eine Baustelle kommen, an der wir stoppen müssen. Hier wird gerade mit einem Bagger die Straße quer aufgerissen. Dabei weiß kein Mensch, wie lange es dauern wird, bis wir passieren können. Aber bereits nach einer Stunde ist das Loch wieder provisorisch zugeschüttet und der Bus kann gleich darüberrumpeln. Unser Busfahrer ist wahrscheinlich ziemlich angefressen, denn er prügelt danach regelrecht über die Straße, Kurven werden geschnitten, in jeder unmöglichen Situation überholt und die Bremsen bis an ihre Belastungsgrenze getrieben. Das jämmerliche Jaulen des Motors und das völlige Ignorieren von Schlaglöchern kennzeichnen nun die Fahrt unseres Fahrers.

Wir kommen in Tena an. Ich nehme ein Taxi zu dem von mir ausgesuchten Hostal. Als ich ankomme, stelle ich zum ersten Mal auf dieser Reise fest, dass ein Hostal ausgebucht ist. So nehme ich kurz entschlossen das Hostal auf der gegenüberliegenden Seite der Straße und bekomme noch das letzte freie Zimmer. Zuerst bringe ich meine Klamotten zum Waschen und versuche danach, die nächsten beiden Tage zu organisieren. Es kommen mir jedoch zwei große Regenschauer dazwischen, was meine Stimmung nicht gerade steigert.

Als es wieder trocken war, konnte ich noch eine Dschungel-Tour für morgen buchen und habe noch die Option, am Freitag eine Rafting-Tour zu machen. Nach einigen Verzögerungen und einem zweiten Besuch in der Wäscherei habe ich meine Klamotten auch wieder. So, und jetzt geh ich noch gepflegt ein Bierchen trinken.

13. Tag (30. Oktober 2008)

Frauenlippen

Tena Stadtfest

Im Bus fahren Jakob, mein Guide, und ich zusammen in den Dschungel und erreichen nach ungefähr einer Stunde, während der wir uns ausführlich unterhalten, La Puntta am Rio Napo. Jakob studiert Englisch und macht die Touren, um sein Studium zu finanzieren. Ursprünglich kommt er aus Coco und ist im Dschungel aufgewachsen, bevor er nach Tena umgezogen ist. Im Bus treffen wir noch einen Griechen mit seiner kanadischen Freundin. Wir erfahren von ihm, dass er bereits neun Monate unterwegs ist und in den letzten zwei Wochen ein Floß gebaut hat. Die beiden wollen auf dem Floß in den nächsten vier Tagen den Rio Napo nach Coco hinunterfahren.

Als wir den Rio Napo erreichen, zeigt sich dieser bereits als Strom mit mehr als hundert Meter Breite. Wir steigen um in ein motorisiertes, hölzernes Kanu, mit dem wir flugs ein ganzes Stück flussaufwärts fahren. Vom Fluss aus steigen wir den Hang am Ufer zu einer Lodge hoch. Dort ziehen wir unsere Gummistiefel an und wandern durch den Dschungel. Schon nach wenigen Metern hat das Grün uns verschluckt. Jakob zeigt mir unterschiedlichste Dinge. Es gibt laufende Bäume, die sich einen halben Meter pro Jahr bewegen, Lianen, an denen man schwingen kann, wir sehen eine Tarantel, essen Ameisen, die wir zuvor aus Blättern hervorgeholt haben, versuchen Beeren und schmücken uns mit „Frauenlippen“, einer Blüte, die aussieht wie rote Lippen, wenn man sie in den Mund steckt. Zudem gibt es unzählige Schmetterlinge und vieles andere zu betrachten, was ich bereits vergessen habe. Nach drei Stunden sind wir wieder an der Loge zurück. Ich hatte auf dem Weg meine Orientierung total verloren und war überrascht, als das Gebäude plötzlich vor mir stand.

Nun sitze ich auf dem Balkon mit Blick auf den Rio Napo und den Regenwald während ich auf das Essen warte und ziemlich Hunger habe.

Als wir wieder in Tena zurück sind, wird ein großes Stadtfest gefeiert. Die Menschen stehen dicht gedrängt während der großen Umzugsparade am Straßenrand und beklatschen die farbenfrohen Umzugswagen und feiern dabei die Gründung der Provinz Tena. Durch Zufall treffe ich noch Martin und Irena aus Neuseeland, die ich schon in Riobamba kennen gelernt hatte. Wir trinken ein paar Bier zusammen und unterhalten uns. Im Hintergrund wird Live Musik auf einer Bühne gespielt. Es ist ein ausgelassenes Festival mit vielen Ständen, an denen etwas zum Essen angeboten wird. Als Höhepunkt wird am späten Abend noch ein Feuerwerk abgefeuert.

Wenn man die Leute hier so beobachten kann wie ich heute Abend, gewinnt man den Eindruck, dass heute alles auf den Beinen ist, was mindestens schon stehen kann. Zudem sticht ins Auge, dass fast alle jungen Frauen entweder schwanger sind oder bereits mit Kindern durch die Gegend laufen. Dies ist für ein europäisches Auge ziemlich ungewöhnlich.

14. Tag (31. Oktober 2008)

Was für ein Tag! Eigentlich wollte ich heute raften gehen, jedoch konnten nicht genügend Mitstreiter gefunden werden, um die Raft mit ausreichend Leuten zu besetzen, weshalb es nicht stattfinden konnte. Infolgedessen habe ich mich zu einer Kajakfahrt überreden lassen, vor der ich ziemlich Respekt habe. Das sei alles gar kein Problem, wurde mir versichert. Der Fluss hätte nur Kategorie drei was einer mittleren Schwierigkeit gleichkommt. Zudem hätten sie für Anfänger ein spezielles Kajak, welches mehr Stabilität besitzt, so dass es auf jeden Fall funktionieren wird.

Nun gut, so sind wir am Morgen aufgebrochen und haben zuerst die Kajaks auf der Ladefläche des Pickups verstaut. Zuvor hatte ich mich mit Sonnencreme präpariert und mich entschieden, eine lange Hose zu tragen. Nach einer Autofahrt von über einer halben Stunde kamen wir am Rio Jatunyacu an. Na ja, schließlich soll es auch ca. 25 km den Fluss hinuntergehen. Nachdem wir das Auto abgestellt hatten und ausgestiegen waren, riskierte ich einen Blick auf den Fluss. Mein Respekt wurde augenblicklich größer! Ich sah riesige Stromschnellen, die den ganzen Verlauf des Flusses dominierten, soweit man ihn von hier aus sehen konnte. Nun ja, wir tragen die Kajaks zum Ufer, ich ziehe ein Neopren-Shirt über und lege Schwimmweste und Helm an. Nachdem ich das Kajak bestiegen hatte und in den stehenden Gewässern ein bisschen herumgepaddelt war, fühle ich mich recht wohl. Dann erklärt mir mein Guide, wie ich mich zu verhalten hatte, wenn ich kentere. Um zu prüfen ob ich es verstanden habe, fordert er mich gleich auf, ins Wasser zu kippen und mich vom Kajak zu lösen.

Nach dieser erfolgreich bestandenen Prüfung ging es los. Mein Guide paddelt voraus, ich folge und unser Sicherheitskajakfahrer folgt. Wie ich bereits vom Ufer aus erkannt hatte beginnt meine erste Kajakfahrt gleich mit der längsten Passage von Stromschnellen auf dem ganzen Abschnitt des Flusses, den wir heute vor uns haben. Ich kämpfe mich durch, paddle und kann alle Widrigkeiten gut überstehen, jedoch als das Wasser ruhiger wurde und ich schon dachte, es überstanden zu haben, kippte ich nach links und lag auch schon im Wasser, was eine überraschend frische, angenehme Abkühlung war und bei meinen beiden Begleitern zu allgemeinem Schmunzeln führte.

Als ich wieder auf den Kajak war, trieben wir entspannt auf dem nun ruhig fließenden Wasser bis zur nächsten Stromschnelle dahin. Diese meisterte ich ebenfalls sehr gut und auch die nächste und die darauf folgende. Die sechste Stromschnelle war die größte mit dem am schnellsten fließenden Wasser und den höchsten Wellen. Ich steuerte also wie besprochen mitten hinein. Durch Paddelschläge versuchte ich dauernd, das Kajak gerade zu halten. So ritt ich die einzelnen Wellen dieser Stromschnellen ab. Jedes Mal, wenn wieder eine neue Welle auf mich zukam, spritzte das Wasser und mit der Zeit hatte ich immer mehr Spaß dabei. Anschließend machten wir auf einer Sandbank eine Pause und ich spürte wie intensiv Kajakfahren für die Muskeln ist. Wir spielten ein bisschen Frisbee und nahmen anschließend den nächsten Abschnitt in Angriff. Es machte mir immer mehr Spaß, weil ich zunehmend die Stromschnellen locker abreiten konnte. Ich fühlte mich wie ein Cowboy, der sich beim Rodeo oben halten kann. Darüber hinaus konnte ich auch immer mehr die Landschaft betrachten, durch die wir mit dem Strom gleiten. Wir befinden uns wirklich in der Wildnis. Am Ufer deutet nichts auf eine Zivilisation hin, abgesehen von den vereinzelten Goldwäschern, die mit ihren Schüsseln am Ufer ihr Glück suchen. Das Ufer auf beiden Seiten ist tropisch grün, und im Hintergrund türmen sich die Wolken über den mächtigen Ost-Kordilleren der Anden auf. Die Wolken von heute Morgen haben sich verzogen, und die Sonne strahlt vom Himmel. Zwischendurch machen wir noch einen weiteren Stopp zum Mittagessen und gehen anschließend den letzten Teil der Strecke an. Nun genieße ich es in vollen Zügen, denn die nun folgenden Stromschnellen sind nicht mehr so groß wie heute Morgen und die Abschnitte, auf denen man sich dazwischen treiben lassen, den Tag und die Landschaft genießen kann, wesentlich länger.

Als wir am späten Nachmittag fast die Ausstiegsstelle und damit das Ende unserer Kajaktour erreicht haben, schleichen sich die beiden an mein Kajak heran und bevor ich begreife, was sie vorhaben, liege ich auch schon im Wasser. Nach zwei Dutzend überstanden Stromschnellen konnte es nicht sein, dass der Anfänger ohne Erfrischung die Fahrt beendet. Es war herrlich, sich im Wasser treiben zu lassen bis ich auf die nächste Stromschnelle hingewiesen wurde. Ich klettere wieder in mein Kajak und suchte nun regelrecht die letzten großen Wellen. Danach war es endgültig zu Ende. Ein klasse Tag auf dem Rio Jatunyacu im Amazonas Regenwald.

Nachdem ich im Hostal geduscht hatte, verziehe ich mich auf die Terrasse einer Bar am Rio Tena, trinke ein paar Bier und genieße wieder einmal die Tropen, in denen es auch abends nicht kalt wird. Was will man mehr!

15. Tag (01. November 2008)

Heute verlasse ich Tena und damit den Oriente wieder. Mit dem Bus fahre ich nach Quito zurück. Es kommt mir fast wie das Ende der Reise vor, wobei der eigentliche Höhepunkt erst noch bevorsteht. Morgen geht es auf die Galapagos-Inseln.

Nach sechs Stunden bin ich wieder im scheußlich grauen, regnerischen Quito angekommen. Das Thermometer zeigt 10 °C und Regen begrüßt mich. Auf der heutigen Fahrt war zuerst einmal alles in Ordnung, denn wir durchfuhren den warmen Dschungel, und die Fahrt verlief gut. Doch je höher der Bus sich die Passstraße hinaufkämpfte desto mehr wurden wir von Wolken und Nebel eingehüllt. Als wir in über 4.000 m den Pass überfuhren, waren alle Scheiben beschlagen, und es wurde schrecklich kalt im Bus. Auch der anschließende Abstieg um über 1.000 m konnte nichts mehr daran ändern. So habe ich anstelle eines T-Shirts wieder zwei Pullover an. Anschließend im Hostal bin ich nur einmal kurz aus dem Haus, um etwas zu essen. Als ich wieder ins Hostal zurückkomme, zünde ich zuerst einmal den Holzofen an. Zum gleichen Zeitpunkt kommen zwei ältere britische Damen zur Tür herein. Wir kommen gleich ins Gespräch, und wie sich herausstellt, haben beide fast 30 Jahre in Zimbabwe gelebt. Vor ungefähr drei Jahren jedoch mussten sie das Land verlassen und leben heute in Australien und Deutschland. Der Abend wurde beim Zuhören richtig spannend, denn es war interessant zu hören, wie sie damals durch viele Länder reisten und schließlich in Zimbabwe hängen geblieben sind.

Das Naturparadies Galapagos

16. Tag (02. November 2008)

Aida Maria

Pelikan

Seelöwe im Kanal

Nach einem frühen Frühstück befinde ich mich nun am Flughafen und warte auf meinen Flug nach Galapagos. Ich freue mich bereits riesig darauf. Gestern Abend hatte ich mir noch überlegt, auf dem Rückweg nicht mehr an die Küste zu fahren denn die Busfahrten dorthin und nach Quito zurück erschienen mir einfach zu lang und zu stressig. So konnte ich heute Morgen bei Tame meinen Rückflug von Galapagos problemlos umbuchen, so dass ich nach meiner Bootstour einfach noch drei Tage länger dortbleibe und für eine Nacht direkt nach Quito zurückkehre, bevor ich nach Europa zurückfliege.

Nach dem Start durchbrachen wir die geschlossene Wolkendecke. Als wir durch das Fenster auf das Meer der Wolken blickten, erschienen die Gipfel des Illniza, des Cotopaxi und des Chimborazo wie Inseln im Meer. Ein unglaublich schöner Anblick. Nach einer Zwischenlandung in Quayaquil bin ich nun auf Galapagos angekommen. Die Ankunft, das Abfertigen und auch die Gepäckabholung sowie das Auffinden der Gruppe verlaufen ganz einfach. Im Bus ging es anschließend zusammen an die Landungsstelle und an Bord unserer Jacht, der Aida Maria. Ich glaube, wir sind ein gut zusammen gewürfelter Haufen: ein schon etwas älteres Pärchen aus Israel, zwei Freundinnen aus Frankreich und ebenfalls zwei Freundinnen aus der Schweiz, ein weiteres Pärchen aus Kanada, sowie ein junges Backpacker-Pärchen aus Neuseeland. Auf vier weitere Leute müssen wir noch warten. Der nächste Flug lässt nicht lange auf sich warten.

Gleich am Landungssteg liegen Seelöwen und dösen, und lassen sich in keiner Weise aus der Ruhe bringen. Der erste Eindruck von Galapagos zeigt damit gleich, dass die Tierwelt hier sehr speziell ist. Wir sitzen am Bug der Jacht und unterhalten uns, währenddessen können wir bereits Blaufußtölpel beim Fischen beobachten. Als die vier Nachzügler schließlich an Bord gehen, geht es auch gleich los.

Wir fahren nach Santa Cruz zum Bachus Beach. Wie auch ein paar andere Boote ankern wir vor der Bucht und werden nach einem kurzen Briefing mit dem Beiboot an Land gebracht. Es ist ein herrlich: weißer Sandstrand mit einem kleinen Riff und türkisfarbenem Wasser. Zuerst gehen wir ein wenig den Strand entlang und sehen Spuren von Meeresschildkröten. Hinter den Dünen befindet sich eine Lagune, in der wir vier Flamingos beobachten können. Am Strand zurück können wir beobachten, wie mehrere hundert Blaufußtölpel wie Pfeile ins Meer zum Fischen stürzen. Wir alle sind ziemlich beeindruckt. Jedoch am meisten beeindruckt haben mich an diesem Tag die Pelikane, die mit nur wenigen Metern Abstand über uns hinweg flogen und sich ganz in unserer Nähe am Strand niederließen. Es ist schon toll, solch große Vögel aus dieser kurzen Distanz beobachten zu können. Faszinierend ist auch, wie die Vögel in unmittelbarer Nähe nur eine Handbreit über den Sand gleiten.

Anschließend waren wir zum ersten Mal Schnorcheln. Das Wasser war herrlich, aber die Sichtweite leider sehr eingeschränkt. So habe ich die Flossen schnell wieder ausgezogen und bin nur so im Wasser gewesen. Wieder an Bord fuhren wir in den Kanal zwischen Santa Cruz und der Insel Baldra. Nach einem sehr guten Abendessen standen wir an Bord noch zusammen und unterhielten uns. Nach einem ereignisreichen Tag sind alle an Bord früh zu Bett gegangen. Ich gehe als letzter und versuche, auf Deck zu schlafen. Das gelingt mir aber nur bis 2:00 Uhr. Das Licht wird leider nicht gelöscht und deshalb kommen die Mücken. Ich ziehe mich in meine Kabine zurück.

17. Tag (03. November 2008)

Land Leguan South Plaza

Santa Fee

Heute sind wir, wie die anderen Boote auch, vor dem Frühstück bereits in South Plaza angekommen. Nach dem Frühstück und dem Briefing gehen wir an Land. Es befindet sich dort eine Seelöwen-Kolonie und es ist die Zeit, in der die Jungen geboren werden. Als wir an Land kommen, liegen die Seelöwen mit ihren Jungen zwischen den Felsen und säugen diese. Der männliche Bulle ist im Wasser und veranstaltet ein großes Gebrüll. Wir gehen entlang eines kurzen Rundwegs, für den wir uns zwei Stunden Zeit nehmen und sehen dabei noch Landleguane. Im nächsten Monat beginnt bei den Landleguanen die Brunftzeit. Deshalb sind die Männchen gerade dabei, sich zu verfärben. Regungslos stehen die Tiere da. Da diese Tiere sich kaum bewegen, benötigen sie auch kein Wasser und kein Fressen für fast einen Monat. Irgendwie sehen sie trotzdem scheußlich aus wie Drachen aus der Urzeit. Später an der Steilküste sind Fregattvögel, Galapagos-Möwen und Maskentölpel zu sehen, erstaunlicherweise oben auf den Klippen auch Seelöwen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie nah man den Tieren kommen kann. Ein Fregattvogel überfliegt uns vielleicht mit gerade mal ein bis zwei Metern Abstand. Die Tiere sind Piraten und greifen auch Möwen an, um deren Fang zu rauben.

Der Weg führt wieder zurück zum Landungssteg, wobei große Seelöwen in aller Seelenruhe mit ihren Jungen den Weg kreuzen. Mitten auf dem Weg sind Blutspuren von einer Geburt zu sehen, die unmittelbar heute Morgen stattgefunden haben muss. Die Plazenta wurde bereits von Vögeln gefressen. Das Junge mit seiner Mutter sehen wir in nur wenigen Metern Entfernung.

Nach zwei Stunden sind wir wieder an Bord und fahren zur Insel Santa Fee weiter. Nach dem Mittag halten wir noch eine Siesta, bevor wir an Land gehen. Wir sehen gewaltige, mehrere 100 Jahre alte Kakteen die einen Stamm besitzen, dazu noch ein paar Landleguane. Am meisten Spaß macht es jedoch, den Seelöwen am Strand zuzuschauen, vor allem den Jungen, die sich im Sand wälzen, um sich von den Fliegen zu befreien. Andere wiederum laufen den Menschen hinterher, so dass wir zurückweichen müssen. Es war ein Schauspiel, dem ich noch viel mehr Zeit hätte widmen können. Aber wir mussten zurück an Bord, denn wir wollten anschließend noch Schnorcheln gehen. Es war heute wohl das Größte, was wir gemacht haben. Zuerst waren wir außerhalb der Bucht, in der die Adia Maria ankert. Hier gab es einen gewaltigen Fischschwarm zu bestaunen, und ein Seelöwe hat mich ebenfalls kurz passiert. In der Bucht selbst waren zuerst eine Schildkröte und anschließend sechs bis sieben Seelöwen im Wasser zu beobachten. Der große männliche Seelöwe war nur ein paar Meter tiefer an mir langsam vorbeigezogen, so dass ich einfach nur noch staunen konnte. Was für ein Erlebnis!

Nach dem Essen sind wir zu einer 40 Seemeilen langen Etappe nach Espaniola aufgebrochen. Für mich war es jedoch bereits nach knapp einer Viertelstunde vorbei. Ich war seekrank und habe mich gleich ins Bett begeben. Die Wellen schlugen heftig gegen den Bug und beim Auf und Ab fühlte man sich zwischendurch richtig schwerelos im Bett. Als eine halbe Stunde nach Mitternacht der Anker fiel, dachte ich: Wir sind angekommen und in Sicherheit!

18. Tag (04. November 2008)

Blaufuss-Tölpel

Espaniola Albatross

Gardener Bucht

Heute Morgen weckte mich die Sonne, die durchs Bullauge schien. Ich bin gleich aufgestanden und habe auf Deck den neuen Tag genossen. Wir liegen in der Suarez-Bucht und besuchen dort die Insel Espaniola.

Gleich als wir an Land gehen, sehen wir wieder Seelöwen mit ihren Babys und können davon nicht genug bekommen. Wir folgen dem Pfad und stoßen zuerst auf Marineleguane. Diese Art ist ganz schwarz mit rotem Bauch, und es sind fabelhafte Schwimmer. Momentan liegen sie jedoch an Land und wärmen sich auf. Es trottet ein Seelöwen-Junges vorbei, so dass wir zuerst einmal Platz machen müssen. Als wir weiter gehen, sehen wir die weit verbreiteten Lavaechsen die sehr klein aber auch schnell sind. Direkt neben dem Weg tauchen die ersten Blaufußtölpel auf. Ein Pärchen brütet gerade, und so können wir das Junge gut erkennen. Ein wenig weiter sitzt ein Weibchen auf einem Ei. Es ist immer wieder faszinierend, dass man zum Greifen nah an diese Vögel herankommt. Wenig später erleben wir einen weiteren Höhepunkt. Ein junger Albatros sitzt auf dem Weg und wartet darauf, flügge zu werden. Etwas weiter sehen wir zwei Albatros-Pärchen. Es sind schon beeindruckende Vögel. Am Kliff glaube ich sogar einen Albatros fliegen gesehen zu haben. Ich war mir aber nicht sicher, ob es nicht doch ein Maskentölpel war. In der Luft war auch ein Bussard im Gleitflug zu sehen. Wir beobachten in der Luft Galapagos-Möwen, Blaufußtölpel, Maskentölpel, einen Bussard und im Wasser Seelöwen und Marineleguane. Ich wäre gern den ganzen Tag geblieben, aber nach einer Zeit machen wir uns auf den Rückweg. Es folgte ein kurzer Stopp an einem beeindruckenden Blowhole. Vorbei ging es an einem jungen Albatros und jeder Menge Maskentölpel, die in keiner Weise von uns Notiz nehmen, was eine einmalige und wunderbare Erfahrung ist. Wieder am Pier ließen wir noch den Blick auf die Seelöwen schweifen, bevor uns das Boot zurück aufs Schiff brachte. Wir nahmen wieder Fahrt auf und fuhren noch vor dem Mittag an eine andere Stelle von Espaniola. Die ganze Zeit während der Fahrt begleitete uns in nur wenigen Metern Abstand ein halbes Dutzend Fregattvögel. Wir sitzen an Deck und genießen die Sonne.

Nach dem Essen sind wir in der Gardener Bucht vor Anker gegangen. Ein herrlicher Anblick: türkisfarbenes Wasser und ein schneeweißer Strand, auf dem im Dutzend die Seelöwen dösen. Das Ganze eingerahmt von schwarzen Lavafelsen. Ein wunderbarer Ort, und ich habe das Bedürfnis, sofort an Land zu gehen, aber wir müssen noch eine Stunde warten.

Wir landen direkt neben einer Gruppe Seelöwen und sind am Strand. Die Tiere beachten uns wieder einmal in keiner Weise. Zuerst gehen wir Schnorcheln. Dabei sehen wir wieder jede Menge Fische und Seelöwen, die mit uns spielen. Es ist außerordentlich schön, diese Tiere zu beobachten, wie elegant und scheinbar mühelos sie sich im Wasser bewegen. Ein Stachelrochen ist ebenfalls zu beobachten, obwohl er sich verstecken will. Nach einer Weile schnorcheln wir an den Strand zurück. Die Sonne scheint und ich ziehe mein nasses T-Shirt aus, um gemeinsam mit den anderen am Strand entlang zu gehen. Es sind sicher über 100 Tiere, die auf dem schneeweißen Sand liegen. Ein paar befinden sich auch im Wasser. Wir bewegen uns zwischen den Seelöwen den Strand entlang. Zum Fotografieren stellen sich die Leute einfach daneben oder legen sich neben einer der Gruppen. Es war auch toll zuzuschauen, als die Kleinen in der Brandung spielten und hin und her geworfen wurden. Zwischendurch kamen einzelne Tiere zur Begrüßung auf einen zugelaufen und so musste man wieder einmal zurückweichen. So verbrachten wir noch den ganzen Nachmittag und gingen anschließend wieder an Bord der Aida Maria während ein wolkenloser und sehr, sehr sonniger Tag zu Ende ging. Nach dem Abendessen, welches wie an jedem Tag wieder einmal hervorragend war, lichteten wir den Anker. Ich bin mal gespannt, wie es mir heute bei der sieben Stunden dauernden Fahrt geht.

19. Tag (05. November 2008)

Post Office Bay

Devils Crown

Nach einer problemlosen Nacht, in der ich trotz Wellengangs gut geschlafen habe, sind wir heute bei Floreana angekommen. Diese Pillen sind einfach toll. Als ich an Deck komme, sitzen unsere beiden Ladys aus Amerika bereits am Tisch und freuen sich ihres Lebens. Obama hat gewonnen und wird nun neuer US Präsident!

Wir liegen in der Post Office Bay vor Anker. Mit dem Beiboot fahren wir an den Strand und gehen zuerst zum Briefkasten. Dieser besteht hier aus einem uralten Whiskey-Fass und existiert seit 1792. Es ist ein ganz einfaches Prinzip. Jeder, der Post verschicken will, legt diese in den Briefkasten, gleichzeitig schaut er nach Post, die für ein Land bestimmt ist, welches er in den nächsten zwei Wochen erreicht. Diese Post kann er dann mitnehmen und sozusagen ausliefern, indem er eine Briefmarke draufklebt und entsprechend im Empfängerland versendet. Wenn es der Zufall will, kann man die Post auch persönlich überreichen. So hat die Post bei den alten Seefahrern über Jahrhunderte funktioniert.

Ganz in der Nähe vom Strand findet man Trinkwasser, der eigentliche Grund, warum Floreana bereits früh besiedelt wurde und deshalb auch die Post Office Bay entstanden ist. Vom Strand aus gehen wir einige Schritte und besuchen einen Lavatunnel, den wir mit unseren Taschenlampen erkunden. Er hat einen beachtlichen Durchmesser und nach wenigen Metern befinden wir uns in absoluter Dunkelheit. Einige Meter weiter stoßen wir auf Wasser. Leider hat niemand von uns Badekleidung dabei, so dass es hier für uns nicht weitergeht. Die restliche Zeit verbringen wir am Strand. Einige von uns schnorcheln. Ich setze mich nur an den Strand und genieße die Bucht, die Sonne und den wieder einmal wolkenlosen Himmel.

Als wir wieder an Bord sind, fahren wir zur Cormorane Bay weiter, in der wir unser Mittagessen einnehmen und setzen anschließend unseren Fuß wieder an Land. Der Sand ist braun wie heute Morgen auch. Ein paar Schritte hinter dem Strand erreichen wir eine Salzwasserlagune, in der Flamingos brüten. Heute ist allerdings nur eine Handvoll Vögel zu sehen. Es ist ziemlich heiß und die Sonne sticht. Deshalb bin ich froh, wieder an Bord zu sein und demnächst zum Schnorcheln zu kommen.

Wir fahren in die Teufelskrone. Es sind die Reste eines Kraters, der sich mitten im Meer befindet, nur noch in Bruchstücken aus dem Wasser ragt und ein großes Becken bildet. Die ganze Teufelskrone wird von einer starken Strömung durchflutet. Deshalb war es auch recht aufregend, dort zu schnorcheln, denn an mancher Stelle musste man aufpassen, nicht in die offene See hinausgetrieben zu werden: sozusagen Strömungsschnorcheln. Man wurde an den Fischen einfach vorbeigetrieben ohne etwas tun zu müssen.

Wieder an Bord nehmen wir auch gleich Fahrt auf und machen uns auf den Weg nach Porto Ayora, dem Hauptort auf der Insel Santa Cruz. Die See ist bewegt, und unser Boot schaukelt enorm. Aber wir, Karina, Sonja, Marien und Pascal, sitzen auf dem Sonnendeck, denn es macht uns mittlerweile gar nichts mehr aus. Wir genießen die frische Seeluft und schauen den immer noch beeindruckenden Fregattvögeln nach, wie sie unser Boot begleiten. Ein Höhepunkt sind natürlich die Albatrosse die vereinzelt vorbeischauen und dann wieder verschwinden. Wir unterhalten uns, tauschen noch die Adressen und genießen so den Nachmittag auf See. Kurz vor Sonnenuntergang laufen wir im wolkenverhangenen Porto Ayora ein, machen fest und setzen mit dem Beiboot nach dem Essen an Land über, um uns in der Stadt umzusehen. Es ist unser letzter gemeinsamer Abend, da die meisten sich auf einer fünftägigen Tour befinden. So gehen wir gemeinsam durch die Stadt. Es gibt aber grundsätzlich nicht viel zu sehen. Souvenirläden, Tour-Agenturen, Internetshops, Bars und dazwischen auch noch zwei, drei andere Sachen. Eigentlich wollten wir länger bleiben. Aber wir sind bereits nach zwei Stunden wieder zurück an Bord. Dort habe ich mir noch ein paar Bier gegönnt und lege mich dann schlafen.

20. Tag (06. November 2008)

Charles Darwin Station

Bereits um halb sechs ging es aus der Koje, da die abreisenden Leute von Bord gingen. Es ist ruhig geworden seit sie weg sind. Nach einer kurzen Verabschiedung konnten wir ihnen nur noch nachwinken, als sie mit dem Beiboot davonfuhren.

Wir Zurückgebliebenen, Marien, Pascal und das Paar aus Israel genießen erst einmal unser Frühstück und machen uns anschließend auf den Weg zur Charles-Darwin-Forschungsstation. Zuvor kommen Heinz und Sara an Bord, die wir gleich mitnehmen. In der Aufzucht-Station haben wir sehr viel über die Aufzucht-Programme der Riesenschildkröten und auch über die Ausrottungsprogramme der eingeschleppten Tierarten erfahren. Dabei konnte man einen Eindruck erhalten, wie viele Jahrzehnte dies Vorhaben noch in Anspruch nehmen wird. Dort besuchten wir auch Lonesome George, die einzige Riesenschildkröte von der Insel Pinta, die noch am Leben ist. In den letzten 14 Jahren versuchte man, ihn zur Paarung mit zwei ihm sehr nahe verwandten Schildkrötenweibchen zu bringen. Zu jedermanns Überraschung hat er sich dieses Jahr gepaart, woraus neun Eier mit entsprechendem Nachwuchs hervorgegangen sind. Wenn man jedoch bedenkt, dass ein Schildkrötenweibchen erst nach ungefähr 40 Jahren geschlechtsreif wird, dann kann man sich leicht vorstellen, dass es ca. 200 Jahre in Anspruch nehmen wird, bis eine überlebensfähige Population von mehreren hundert Tieren existieren wird. Also eine enorme Aufgabe. Ebenfalls interessant war es, die verschiedenen Arten von Schildkröten zu sehen, die Unterschiede der Tiere zu entdecken, die je nach Insel charakteristisch sind.

Als wir wieder zurück an Bord kamen, waren bereits zwei Mädels aus Italien, ein deutschsprachiges Pärchen und zwei Amerikanerinnen zu uns gestoßen. Nach dem Mittagessen fahren wir gemeinsam mit dem Bus ins Innere von Santa Cruz, um dort noch Riesenschildkröten in freier Wildbahn zu beobachten. Als wir nach knapp einer Stunde Fahrt ankommen, steigen wir aus und gehen auf eine Wiese. Und dann dieser Anblick! Mehr als zwei Dutzend von diesen urzeitlichen Tieren liegen dort in der Landschaft und fressen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als wären es Felsbrocken. Die bis zu einer viertel Tonne schweren „Felsen“ bewegen sich wie in Zeitlupe. Ein wunderschönes Bild ergibt sich, diese Tiere vor alten Bäumen zu sehen, die stark mit Moos bewachsen. Wir verbringen dort fast zwei Stunden bevor wir wieder zurückfahren.

Wir sitzen auf dem Sonnendeck und erleben wieder einmal einen tollen Sonnenuntergang. Heute Abend laufen wir erst um Mitternacht aus, um unser nächstes Ziel zu erreichen, so dass die meisten den Abend bei ein paar Bier oder Wein zusammen genießen.

21. Tag (07. November 2008)

Rabida Island

James Bay

Wir sind heute Morgen an der Insel Rabida angekommen. Leider ist es total bewölkt, als wir aufstehen. Nach dem Frühstück gehen wir an Land. Es ist ein dunkelroter Sandstrand, auf dem wieder einmal Seelöwen beheimatet sind. Auch hier sehen wir ein nur eine Woche altes Junges und das Alpha-Männchen schwimmt wieder am Strand auf und ab. Wir spazieren den Strand entlang und dahinter an der Lagune wieder zurück. Anschließend besteigen wir eine kleine Anhöhe, von der aus man einen wunderschönen Blick auf einige Krabben und Marineleguane auf den Felsen hat. Der Weg ist von Kakteen eingerahmt, welche den Anschein machen, bereits ewig zu existieren. Währenddessen sehen wir noch einen Bussard, Oystercatcher, der erst seit knapp fünf Jahren auf Galapagos beheimatet ist. Es sind auch noch Kanarienvögel zu sehen.

Als wir anschließend am Strand zurück sind, reißt die Wolkendecke auf, die Sonne kommt raus und wir gehen Schnorcheln. Neben den zahleichen Fischen und einem Seelöwen habe ich das spezielle Glück, dass ein paar Meter vor mir ein Blaufußtölpel wie ein Pfeil ins Wasser schoss, um zu fischen. Er taucht gut zwei bis drei Meter tief ein und schwimmt anschließend wieder an die Oberfläche. Ein tolles Erlebnis. Kaum wieder an Bord nehmen wir auch schon wieder Fahrt auf. Fregattenvögel begleiten uns, als unser Kapitän plötzlich eine 180°-Wende vollzieht. Wir schauen verwundert nach und entdecken den Grund. Ein riesiger Manta Rochen mit sicherlich deutlich über drei Meter Spannweite gleitet ruhig durchs Wasser. So fahren wir noch einige Schleifen, um das Tier zu beobachten, bis wir es schließlich nicht weiter verfolgen und ziehen lassen. Unser nächstes Ziel ist die James Bay auf Santiago Island. Die Insel ist ebenfalls wie Santa Cruz ein riesiger Schildvulkan. Auf dem Weg dorthin liegt die Insel Isabella direkt vor uns in Sicht. Vier von fünf großen Schildvulkanen der Insel erheben sich mächtig und sind sehr gut zu erkennen.

Wir sind in James Bay angekommen und vor Anker gegangen. Während unserer Siesta können wir von Bord aus ein besonderes Schauspiel beobachten. Ein Schwarm von Blaufußtölpeln jagt zusammen mit Seelöwen einen Fischschwarm. Die Tölpel sind im Dutzend zum Teil aus großer Höhe gleich neben dem Boot ins Wasser geschossen, während dort die Seelöwen ebenfalls dem Fischschwarm nachstellen. Man konnte kaum aufhören, den Tölpeln bei ihrem Sturzflug ins Wasser zuzuschauen. Zum Schnorcheln fahren wir wieder mit dem Beiboot an den schwarzen Lava Strand. Beim Schnorcheln habe ich gar nicht gemerkt, dass ich über eine Stunde im Wasser war, so dass alle bereits auf mich warteten, und ich der Letzte war, der aus dem Wasser kam. Aber es gab so viel zu sehen. In den Felsen auf der rechten Seite konnte ich zwei Schildkröten beim Fressen aufmerksam betrachten. Eine davon war sehr groß, und ich kam bis auf eine Armlänge an sie heran und konnte ihr somit direkt in die Augen schauen. Zudem konnte ich noch einen Marineleguan beim Schwimmen beobachten. Es ist ein ungewöhnlicher Anblick, solch eine Echse mit einer Leichtigkeit durchs Wasser gleiten zu sehen. Auf der linken Seite des Strands an den Felsen gab es auch noch mehr Fisch in großen Schwärmen zu beobachten. Auf dem Weg dorthin ist noch das Seelöwen-Männchen aufgetaucht und nach einem kurzen Blick unter mir hinweg getaucht. Das Highlight waren jedoch die drei Schildkröten, die ich dort sah. Zwei Weibchen und ein Männchen einer anderen Spezies. Deren Größe war enorm. Fast so lang wie meine ausgebreiteten Arme und mit einem Kopf in der Größe eines Handballs. Auch diese ließen sich durch mich nicht stören. Aufgrund ihrer Größe habe ich jedoch ein bisschen mehr Abstand gehalten, da diese Tiere trotz ihrer Friedfertigkeit aus Versehen leicht einen Finger abzwicken. Es ist einfach nicht zu fassen, in welcher Vielfalt, in welcher Anzahl Tiere frei von Furcht hier anzutreffen sind. Ich bin überwältigt!

Der anschließende Spaziergang führte an der Küste entlang, die sich aus Ablagerungen von Asche und Lava gebildet hat. Hier waren wieder Seelöwen mit ihren Jungen, Marineleguane und eine weitere Seelöwen-Art zu bewundern. Was soll ich noch sagen, man kann es einfach nicht beschreiben, sondern muss es erlebt haben.

Wir fahren weiter an der Nordseite von Santiago Island entlang in den Abend hinein und erleben vom Heck des Bootes aus einen schönen, angenehmen Sonnenuntergang bei ruhiger, flacher See.

Plötzlich stoppen wir und drehen hart Steuerbord. Die Maschinen werden gestoppt. Das Boot treibt nur noch manövrierunfähig. Irgendetwas ist passiert. Der zweite Seemann muss mit Lampe, Maske und Flossen ins Wasser. Es wird vermutet, dass sich etwas in der Backbordschraube verfangen hat. Nachdem wir eine ganze Zeit lang nun manövrierunfähig treiben, stellt sich nach mehreren Tauchgängen heraus, dass es sich um einen größeren Schaden handelt. Die Antriebswelle der Backbordschraube ist gebrochen. Da dieser Schaden auf See nicht zu beheben ist, fahren wir nun mit halber Kraft und nur der Steuerbordmaschine weiter. Wir genießen trotzdem die sternenklare Nacht und den hellen, zunehmenden Mond. Die Aida Maria wird jedoch demnächst wohl ins Dock müssen.

22. Tag (08. November 2008)

Unser letzter Tag auf See. Die Aida Maria hat es noch bis Bartholome Island einen geschafft. Wir liegen vor Anker. Der Morgen zeigt sich im herrlichen Farbenspiel, wobei die Sonne einzelne Teile der Lavafelder durch die Wolkenlücken zum Leuchten bringt. Zudem ist gleich nach dem Aufstehen ein Regenbogen über der Insel zu sehen. Eine angenehme Zeit an Bord kurz nach Sonnenaufgang.

Nach dem Frühstück besteigen wir den höchsten Punkt von Bartholome und erhalten einen superschönen Blick auf die Insel selbst und ihre berühmte Bucht mit den beiden gegenüberliegenden Stränden. Natürlich zeigt sich auch Santiago Island in voller Pracht, wenn sich auch die Sonne hinter Wolken versteckt. Der schwarze Lavafluss, der vor über 100 Jahren fast den gesamten Ostteil der Insel überflutet hat, liegt heute noch da wie ein schwarzes Tuch. Nur die roten Vulkankegel schauen aus der Masse hervor. Die kleinen Formen der Lava auf der Insel sind auch sehr interessant und gut zu sehen, da es noch keine Vegetation auf der Insel gibt. Als wir wieder absteigen, geht es kurz an Bord, um uns für den Strand fertig zu machen. Mit dem Beiboot fahren wir an den goldfarbenen Strand. Schnell die Schnorchel-Sachen angezogen und ab ins Wasser. Hier an der berühmten Spitze sehen wir Unmengen an Fisch. Tausende kleiner roter Fische, die sich an den steil abfallen Felsen aufhalten, aber auch größere und buntere. An dieser Stelle glaubt man beim Schnorcheln, über eine Landschaft mit Tälern, Schluchten und tiefen Spalten zu fliegen. Derart schroff zeigen sich die Felsen unter Wasser.

Wieder zurück an Bord gibt es Mittagessen, und nach der Siesta fahren wir gleich wieder zum Schnorcheln hinaus. Dieses Mal an eine andere Stelle. Dort ging es wieder direkt vom Boot aus ins Wasser. Auch hier gibt es wieder jede Menge Fisch zu sehen, jedoch war es auch interessant zu erkennen, wie die Lava unter Wasser geflossen ist und welch unterschiedliche Formationen sich, verglichen mit der Ausbreitung an Land ergeben haben. Echt faszinierend! Unter einem Felsvorsprung können wir wieder einen großen Stachelrochen sehen, der sich dort versteckt hat. Außerdem ist ein großer Hai in einer kleinen Unterwasserhöhle zu erkennen. Er liegt nur da und bewegt sich leider nicht. Wenig später gibt es den heutigen Höhepunkt zu bestaunen. Ein kleiner Galapagos-Pinguin flitzt an uns vorbei. Echt ein Highlight, da es nur rund 40 Tiere auf Bartholome gibt.

Zuletzt unternehmen wir mit dem Beiboot noch eine Ausfahrt um die Halbinsel, während der wir Blaufußtölpel, die kleinen Seelöwen und natürlich Pinguine zwischen den Felsen an Land beobachten. An den Seelöwen, der auf einem Feldvorsprung liegt, fahren wir so nah heran, dass man ihn hätte streicheln können. Als Reaktion hat er nur einmal kurz ein Auge aufgemacht.

Die Pinguine sind recht klein, aber es ist trotzdem sehr verwunderlich, Pinguine so nahe am Äquator anzutreffen. Die Tierwelt auf diesen Inseln überrascht immer wieder. Als wir wieder an Bord der Aida Maria sind, starten wir unsere langsame Fahrt nach North Seymour. Es schaukelt wieder recht ordentlich, aber mir macht es mittlerweile auf dieser Tour gar nichts mehr aus.

23. Tag (09. November 2008)

Bereits vor dem Frühstück unternehmen wir unseren ersten Landgang. Wir sind bei North Seymour und besuchen die Insel. Nach einer trockenen Landung begeben wir uns für ungefähr eine Stunde auf einen Spaziergang. Wir sehen direkt an der Küste wieder jede Menge Seelöwen. Möwen sind zu sehen, auch eine große Anzahl von Fregattvögeln. Es sind Jungtiere direkt in den Nestern neben dem Weg zu sehen, aber auch Männchen in der Balz, die ihre roten Kehlsäcke aufblähen, um der Frauenwelt zu imponieren. Drei Paare der Blaufußtölpel beginnen ebenfalls mit der Balz, und wir können das Tanzen der Vögel mit ihren unglaublich blauen Füßen beobachten. Ganz und gar eine Schau. Wieder zurück an Bord der Aida Maria gibt es während der kurzen Fahrt zum Baltra-Island-Hafen noch Frühstück, bevor wir alles zusammenpacken. Es sind nämlich die letzten Stunden an Bord. Es war eine faszinierende Reise durch einen faszinierenden Archipel aus so unterschiedlichen Inseln. Es ist schade, schon von Bord gehen zu müssen. Ein paar weitere Tage würden mir schon gefallen. Aber so ist es nun einmal. Wir gehen von Bord und fahren mit dem Bus zum Flughafen. Dort verabschiede ich mich auch von den anderen und versuche, nach Porta Ayora zu kommen. Nach einer Weile und viel Zeichensprache springe ich auf die Ladefläche eines kleinen Lkw und fahre zum Kanal zwischen Baltra und Santa Cruz hinunter, sete dort mit der Fähre über und habe das Glück, auf der anderen Seite gleich einen Bus zu erwischen, der gerade jede Menge Touris zum Flughafen gebracht hatte. So bin ich eine Stunde später in Porta Ayora und suche mir eine Unterkunft.

Anschließend verbringe ich den Tag im Internetcafé mit Siesta machen und Postkarten schreiben.

24. Tag (10. November 2008)

Tortuga Bay

Den heutigen Tag lasse ich langsam anlaufen. Nach dem Aufwachen lese ich erst einmal, gehe dann um die Ecke ins Café und frühstücke ausgiebig. Danach surfe ich noch kurz im Internet, bevor ich mich auf die Suche nach einem geeigneten Souvenir mache. Souvenirläden gibt es wie an der Perlenschnur gezogen die ganze Charles Darwin Av. entlang. Aber das Übliche wie Shirts, Tassen und billig importierte Ware aus China interessiert mich nicht sonderlich. In den Art-Galerien wird es schon interessanter, und so finde ich doch noch ein Stück nach einigem Hin und her. Nachdem ich meine Beute glücklich im Hostal hatte, mache ich mich auf zum Strand, da es bereits kurz vor Mittag ist. Gerade als ich abbog, um den Weg zur Tortuga Bay einzuschlagen, kommen mir Martin und Irene aus Neuseeland entgegen. Das Hallo war natürlich groß, und so entschlossen wir uns, spontan einen Kaffee trinken zu gehen. Ich wusste von unserem letzten Treffen in Tena, dass sie am Sonntag ankommen werden und so hatte ich ein wenig Ausschau gehalten. Aber in diesem Moment war es eine Überraschung. So saßen wir noch eine halbe Stunde zusammen und sprachen über Galapagos, bevor die beiden zu einer Tour nach Isabella aufbrachen. Nun habe ich die beiden nach Riobamba und Tena nun zum dritten Mal ohne Absprache getroffen.

Nun aber mache ich mich endgültig auf dem Weg zur Tortuga Bay, wurde jedoch wiederum abgelenkt, weil die Aida Maria zur Reparatur am kleinen Kai festgemacht hatte und ich zuschauen wollte. Schließlich schaffte ich es nach einer weiteren Stunde Fußmarsch, am Strand anzukommen. Der Anblick war genial. Türkisfarbenes Wasser und hohe Wellen, die kräftig an den schneeweißen feinen Sandstrand schlugen. Eine ganze Zeit lang schlenderte ich den Strand entlang zu einer zweiten Bucht, in der man ohne gefährliche Strömung baden kann. Vereinzelt liegen Marineleguane im Sand und Pelikane fischen. Plötzlich liegt direkt vor mir ein Portmonnaie im Sand. Ich mache es auf und hoffe, dass ein Name oder ein Bild zu finden ist, doch nichts dergleichen, lediglich ein paar Dollars und so stecke ich es ein. In der zweiten Bucht finde ich zu meiner Überraschung sogar ein paar Büsche, unter denen ich gleich mein Handtuch ausbreite. Diese Bucht ist windgeschützt, und so ist das Wasser spiegelglatt wie in einer Badewanne und lädt zum Schwimmen ein. Zuvor esse ich jedoch zuerst ein paar Chips und werde umgehend von einem halben Dutzend Darwin-Finken umkreist, die immer wieder ein Stück näher hüpfen bis sie schließlich auf meinem Handtuch stehen. So geht das wirklich nicht, und ich versuche sie zu verscheuchen, schaffe es nicht und packe schließlich die Chips wieder ein.

So verbringe ich den Nachmittag am Strand und gehe erst gegen Abend wieder zurück.

25. Tag (11. November 2008)

Heute ist der Tagesablauf ähnlich wie gestern, mit der Ausnahme, dass ich bereits vor dem Mittag am Strand bin und dieses Mal mir das Rauschen des Meeres sowie den stetig wehenden Wind gebe.

26. Tag (12. November 2008)

Nach dem Frühstück habe ich meine Sachen zusammengepackt, mir ein Taxi zum Busterminal genommen und bin mit dem Bus zum Flughafen gefahren. Als wir auf die Fähre umsteigen und auf der anderen Seite in einen weiteren Bus einsteigen sollen, entsteht ein kleines ecuadorianisches Chaos, weil alle, auch die, die mit dem Taxi gekommen waren, den Bus gestürmt hatten. Deshalb sind wir recht gequetscht, mit dem Gepäck auf den Knien, das kurze Stück zum Flughafen gefahren. Das Einchecken erfolgte von Hand anhand einer Passagierliste und das Flughafengebäude selbst besteht, wenn man es genau nimmt nur aus einem Holzdach mit einem Durchgang als Gate in der Mitte.

Zurück in Quito war das Bed & Breakfast bei Maja leider voll. So habe ich ein Hostal in der Neustadt Marsical genommen und mir am Abend ein wirklich vorzügliches Steak gegönnt. Zurück im Hostal gab es noch Rum Coke.

27. Tag (13. November 2008)

Entgegen meinen üblichen Gewohnheiten bin ich schon sehr früh am Flughafen. Das Einchecken zieht sich ähnlich lange hin wie auf Galapagos, und das Flugzeug kommt erst mit zweistündiger Verspätung aus Quayaquil an. Der Kapitän teilt uns mit, dass ein Passagier mit Kokain aus dem Flugzeug entfernt werden musste und anschließend eine Bombendrohung gegen den Flughafen bestand.

28. Tag (14. November 2008)

Der Flug selbst verläuft ohne Probleme und ich komme etwas übermüdet in Amsterdam an. Durch die Verspätung ist meine Transferzeit recht gering, jedoch kann ich den Flug nach Stuttgart gut erreichen. Mein Gepäck hat es natürlich nicht geschafft, und so stelle ich nach meiner Ankunft wieder einmal einen Nachsendeantrag.