Australien 1997

Der Weg nach Down Under und die Zeit vor dem Praktikum.

1. Tag (04. Februar 1997)

Meine Aufregung hat sich zum Glück jetzt einigermaßen gelegt. Das mit meiner Luftfracht hat auch gut geklappt. Nach dem Einchecken sitze ich nun vor dem Gate und warte auf das Bording. Das heißt das Abenteuer Australien hat damit begonnen. Mein Stopover in Hong Kong empfinde ich im Moment als ziemlich störend. Ich habe keine Ahnung was ich dort anschauen soll und am liebsten wäre es mir im Moment wenn ich gleich nach Melbourne direkt fliegen könnte.
Ich bin nun in der Luft. So kurz vor Moskau, draußen ist es schon Nacht und wir haben gerade mal 16.00 Uhr deutsche Zeit. Der Flug ist bis jetzt ganz angenehm. Das Essen war gut! Die Sitze lasen sich herrlich weit nach hinten neigen. Hinter mir ist der Sitz frei, so dass ich es ohne schlechtem Gewissen voll ausnutzen kann. Zudem habe ich gerade mitbekommen, dass es von Hong Kong “nur” neun Flugstunden nach Melbourne sind. Das heißt alles in Allem sogar noch unter zwanzig Stunden. Eine echt gute Aussicht!

2. Tag (05. Februar 1997)

Nach wenig Schlaf und einer spektakulären Landung mitten in Hong Kong bin ich nun mit einem Taxi zum Hotel in Kowloon gefahren und konnte auch gleich ins Zimmer.
Das Zimmer ist o.k., ich bin hundemüde, draußen kann man den Fliegern beim Landeanflug zuschauen und ich soll nun wach bleiben. Nach einer ordentlichen Dusche habe ich mich nun auf den Weg in die Stadt gemacht. Rein in die Subway und in Tsim Sha Tsui, was mir als Zentrum von Kowloon vorkam, wieder raus.
Ohne viel Plan im Kopf bin ich also genau dort hingekommen wo es etwas zu sehen gab. So bin ich heute noch fast den ganzen Tag unterwegs gewesen. Cameron Road, Signal Hill Garden, Waterfont Promenade, Clock Tower, Star Ferry Pier, Ocean Terminal und zum Schluss auch noch Kowloon Park. Danach wieder zurück zur Subway und nichts wie ins Hotel. 18.00 Uhr gute Nacht!

3. Tag (06. Februar 1997)

Heute will ich mal auf die andere Seite nach Hong Kong Island. In das eher modernere und neuere Hong Kong. Heute Nacht hat es geregnet und im Moment ist es bewölkt. Sieht schlecht aus um auf den Peak zu fahren und einen Überblick zu bekommen. Die Aussicht von dort oben soll absolut phantastisch sein! Also abwarten und auf einen zukommen lassen.
Als Erstes bin ich an der Central Station auf Hong Kong Island ausgestiegen und durch das ganze Zentrum gelaufen. Also an der Bank of China, dem Central Plaza Tower vorbei bis zur Causeway Bay. Dort kam ich gerade noch rechtzeitig an um den Schuss der Noonday Gun zu sehen oder viel mehr zu hören. Jeden Tag wird aus Tradition um Mittag ein Schuss abgefeuert. Danach ging es dann durch die Einkaufsstraße, in der die berühmten alten Straßenbahnen von Hong Kong fahren, und diverse Shopping-Center wieder zurück. Mein Weg zur Talstation der Peak Tram führte mich noch durch den Hong-Kong-Park, den Botanischen Garten und am Governors Palace vorbei. Die Fahrt danach mit der Peak Tram war ein Flop! Der Gipfel war total von Wolken eingehüllt und man konnte fast seine Hand nicht vor Augen sehen. Aber ich fand in einem Shopping-Center auf dem Gipfel dann noch eine Möglichkeit die Zeit zu verbringen und somit kann man sagen, dass es nicht ganz umsonst war hoch zu fahren. Als ich keine Hoffnung mehr hatte, dass es sich nochmals aufklären wird, beschloss ich wieder hinunter zu fahren und die Subway auf die andere Seite zu nehmen. An der Waterfront Promenade in Kowloon wollte ich auf die einbrechende Nacht warten, um einfach noch einige Nachtaufnahmen von der Skyline auf Hongkong Island zu machen. Ich konnte unter einem Dach der Promenade meine Bilder machen und das Schauspiel der angehenden Lichter beobachten, obwohl es noch angefangen hat zu regnen. Kurz vor dem ganz großen Wolkenbruch war ich wieder im Hotel zurück. Mal sehen ob die Sicht morgen besser ist.

4. Tag (07. Februar 1997)

Die Sicht ist jedenfalls besser als gestern hier oben auf dem Peak. Der Blick ist Klasse! Was besonders von hier oben immer noch verrückt aussieht, ist der Flughafen. Vom Peak Tower hat man einen guten Blick. Der Wind hat heute nachgelassen und somit ist es ganz angenehm. Jetzt werde ich einfach noch ein bisschen die Aussicht von hier oben genießen und während dessen überlege ich mir noch, ob ich in die Stadt zurücklaufen soll oder doch die Peak Tram nehme.
Ich glaube es wäre ein Fehler gewesen, wenn ich nicht hinuntergelaufen wäre. Es war höllisch steil und ging tierisch in die Knochen. Aber der Weg war wunderschön. Der Peak ist schließlich über 400 m hoch und der Fußweg hinunter wird wohl gerade mal drei Kilometer lang gewesen sein. Es ist sehenswert wie die Hochhäuser in den Hang gebaut sind und immer riesiger werden, je weiter man hinunterkommt und sich in die Schluchten der Metropole begibt. Leider fängt es gerade mal wieder zu regnen an, und somit werde ich mich jetzt so schnell wie möglich in ein Shopping-Center begeben und einfach abwarten. Es ist eben die schlechteste Jahreszeit um Hong Kong zu besuchen. Bis jetzt hatte ich eigentlich die ganze Zeit über Glück mit dem Regen. Entweder es hat nur nachts geregnet, ich war gerade im Hotel, oder wie demnächst in einem dieser riesigen Shopping-Center. Hong Kong hat mir schon gefallen, jedenfalls gab es hier mehr zu sehen als ich erwartet hatte, aber auch weniger als in vergleichbaren Städten. Als ich hier durch die Stadt gelaufen und gefahren bin, ist mir doch wieder einiges eingefallen was ich schon mal im Fernsehen gesehen hatte und nun in der Realität erleben durfte. Ich bin aber auch froh darüber, dass es nun endlich nach Melbourne weitergeht, weil Hong Kong einfach auch eine sehr hektische Stadt ist. Es ist eigentlich eine komische Mischung hier! Man kann Hong Kong vielleicht als eine Mischung aus London (english establishment), San Francisco (China town), Monaco (In die Berge gebaute Hochhäuser) und New York City (Hektik) ansehen.
Nun geht es endgültig nach Australien. Ich bin eingecheckt und meinem Flug nach Melbourne in dreieinhalb Stunden steht nichts mehr im Weg!

5. Tag (08. Februar 1997)

Melbourne - Vic

Hey, ich bin endlich in Down Under angekommen. Nach einem recht angenehmen neunstündigen Flug, während dem ich sogar vier Stunden schlafen konnte, bin ich nun in Melbourne. Es ist schwül warm, ach was sage ich, es ist mit 38° C doch ganz schön heiß!
Hier am Flughafen hat alles toll geklappt. Ich habe eigentlich alles gleich bekommen was ich so an Kleinigkeiten gleich einkaufen wollte. Eine tolle Überraschung war dann, dass meine Luftfracht noch nicht angekommen ist. Qantas kann mir leider auch nicht sagen wo meine Fracht, sprich mein Koffer, abgeblieben ist, da sie ein anderes Computersystem als Lufthansa Cargo benützen. Ich soll doch einfach Lufthansa in Sydney anrufen. Aber es wird wohl kaum damit zu rechnen sein, dass die Luftfracht vor Donnerstag hier sein wird, also in 6 Tagen. Singapore Airline fliegt nämlich nur zweimal pro Woche nach Melbourne. Das Lufthansa Büro in Sydney war natürlich geschlossen, da es ja Samstag ist und somit habe ich im Moment nun keine Ahnung wo auf der Welt sich nun mein Koffer befindet. Vielleicht in Singapore, in Bangkok oder vielleicht doch in der USA! Es ist mir aber im Moment auch ziemlich egal. Meinen Rucksack habe ich!!
Das Queensberry Hill Youth Hostel ist echt klasse und wenn man sich hier so umschaut kann man schon glauben, dass es hier in Down Under ziemlich einfach sein muss mit dem Rucksack unterwegs zu sein. In diesem Hostel gibt es einfach alles. Von der Laundry bis zu den Briefmarken und Telefonkarten. Wenn man auch noch die angebotenen Touren so in Betracht zieht, kann man nur noch staunen. Es gibt hier nicht nur ganztägige Touren in die nähere Umgebung, sondern hier gibt es bis zu fünftägige Adventure Touren nach Tasmanien oder ins Outback. Also wie ich hier meinen verbleibenden Urlaub gestalten werde ist noch offen, aber ich habe schon erfahren, dass das Fährticket nach Tasmanien 170 Dollar kostet. Deshalb und auch wegen der Sache mit meiner Fracht werde ich wohl nicht nach Tasmanien rüberkommen. Ich denke aber, dass ich wohl meine ganze Zeit leicht anderswo verbringen kann.
Als ich hier gerade um die Ecke zu einem Ford Händler ging, hätte ich gleich ein Auto kaufen können. Der Verkäufer will das Auto seiner Frau verkaufen, aber ich war erst einmal vorsichtig, und will bevor ich mich entscheide den Markt noch besser kennenlernen. Aber ich kann mich bis in vier Tagen noch mal bei ihm melden, doch eigentlich glaube ich, dass so professionelle Autoverkäufer dich nur über den Tisch ziehen. Er redete nämlich die ganze Zeit nur von seinen brandneuen Reifen!
Als ich wenig später dann ins Zentrum gelaufen bin konnte ich gleich noch ein Grand Prix Ticket kaufen, worüber ich mich sehr gefreut habe! Sonnenmilch habe ich auch schon gleich gebraucht, obwohl es heute eine geschlossene Wolkendecke hat.
Somit habe ich heute schon eigentlich viel mehr erledigt, als ich eigentlich machen wollte. Nun werde ich mich wahrscheinlich ziemlich schnell ins Bett verkriechen, weil die Hitze haut mich fast um.

6. Tag (09. Februar 1997)

Na ja, heute ist Sonntag und ich habe gleich das große Wetter Karussell hier in Melbourne miterleben dürfen. Es hat abgekühlt und zwar ganz gewaltig. Die Temperatur ist auf gerade mal 20° C gefallen und ich laufe im Pullover hier herum. Das ist eben Melbourne, vier Jahreszeiten in einem Tag! Ansonsten habe ich den ganzen Tag eigentlich nichts Weiteres getan, außer dass ich kurz in die Stadt bin um etwas zu essen. Es war also ein ganz gemütlicher Tag. Ich sollte doch morgen auch fit sein, wenn ich mich zum ersten Mal beim Bosch sehen lasse.

7. Tag (10. Februar 1997)

Nun ich muss einfach sagen: „Ich war erfolgreich auf der ganzen Linie“! Nachdem ich also heute Morgen ziemlich nervös ein Taxi nach Clayton genommen habe, lief beim Bosch alles glatt. Die Sue war ganz o.k. und wir haben so ungefähr eine dreiviertel Stunde geredet. Wie ich erfahren habe sind mit mir also noch fünf andere Praktis aus Deutschland hier. In ein Wohnheim an der Monash Uni kann sie mich auch unterbringen. Als ich danach in die Stadt zurückgefahren bin, dieses Mal mit dem Zug, weil Bosch die Rückfahrt mit dem Taxi nicht bezahlt hat, hatte ich einiges zu erledigen.
Als Erstes war ein Giro Konto fällig, danach bin ich zweimal durch das ganze Zentrum gelaufen, bis ich endlich das Tax Office gefunden habe um mich um eine Steuernummer zu bewerben. Als ich dies endlich erledigt hatte, habe ich mir noch so einigen Stress gemacht wegen eines Autos. Wenn ich nämlich ein Auto von einer privaten Person kaufen will sollte ich cash bezahlen, aber ich kann nicht so viel Bares in den nächsten Tagen beschaffen. Somit habe ich eine ganz schöne Zeit damit verbracht, wie ich nun schneller zu Bargeld hier kommen könnte.
Als ich am Abend ziemlich entnervt auf dem Rückweg ins Hostel war fand ich noch, auch zu meiner Erleichterung, einen Händler der gerade solch alte, “billige” Autos, vornehmlich an Backpacker verkauft. Denn bei einem Händler könnte ich nämlich ohne weiteres ganz normal mit meiner Kreditkarte zahlen und die ganze Sache mit dem Bargeld wäre erledigt.
Also werde ich mir morgen ein Auto zulegen und hoffentlich auch ein Gutes erwischen. Das einzige was mein momentanes Hochgefühl noch etwas dämpft ist das meine Luftfracht wohl erst am Donnerstag hier sein wird. Aber das ist dann mit einem Auto auch kein Problem es am Airport abzuholen.
Jetzt werde ich mich heute Abend erst mal aufs Dach des Hostel verpflanzen und mit Britta und dem Ludwig ein bisschen feiern. Ich muss mir nur noch einen six-Pack aus dem Bottle Shop holen.

8. Tag (11. Februar 1997)

Meine Güte, so habe ich mir das nicht vorgestellt. Mit einem riesigen Hang-over (Schädel) gehe ich heute ein Auto kaufen. Na ja, das war auch alles was ich heute gemacht habe. Ich bin nun stolzer Besitzer eines eigenen Autos. Es ist ein hübscher, gelber Toyota Corolla mit Manta Blende über der Heckscheibe. Über das Baujahr bin ich am Anfang etwas erschrocken, aber so wie ich mitbekommen habe ist 1979 eigentlich ganz normales, und noch mittleres Alter. Meine erste Fahrt hier in Australien war das totale Chaos, eine ganz neue Erfahrung für mich. Ich war froh als ich wieder im Hostel war. Rechts im Auto sitzen, auf der linken Seite fahren, auf die Tram und die Fußgänger achten und so gut wie nichts durch die Heckscheibe zu sehen, war ganz schön stressig. Ich saß in meinem Auto wie wenn ich noch nie hinterm Steuer gesessen hätte. Wie wild habe ich mich umgeschaut und im Prinzip trotzdem nichts gesehen. Meinen Innenspiegel habe ich überhaupt nicht beachtet. Man ist es schließlich ja auch nicht gewöhnt den Kopf nach links zu drehen. Zudem habe ich teilweise auf den Kreuzungen total die Orientierung verloren. Ich schlich also im Schneckentempo über die Straßen um genügend Zeit zum Überlegen zu haben, wo ich jetzt eigentlich hinmuss. Ich bin mal auf meine Erfahrungen in den nächsten Tagen gespannt.

9. Tag (12. Februar 1997)

Melbourne - Vic

Meine Luftfracht ist immer noch nicht hier, aber das war ja zu erwarten. So nutze ich heute den Tag um bei gutem Wetter durch ganz Melbourne zu laufen um einige Bilder von der Stadt zu machen. Ich muss schon sagen, dass Melbourne eine sehr grüne Stadt ist. Das habe ich gleich festgestellt als ich vom Hostel ins Zentrum und danach weiter zum Shrine of Remberance gelaufen bin. Von dort führte mein Weg wieder zurück zur Flinders Street Station und wieder quer durch die City zurück zum YHA. Dabei war ich noch auf dem Observation Deck des Rialto Tower und habe mir noch einen Überblick über Melbourne verschafft. Es war ein toller Ausblick vom höchsten Gebäude der südlichen Hemisphäre. Die Stadtgrenzen von Melbourne konnte man allerdings selbst von dort oben nicht sehen.
Am Abend war ich noch mit Britta und Ludwig in einer Pizzeria bevor wir uns wieder aufs Dach des Hostel verzogen und die untergehende Sonne, welche man von oben gut beobachten konnte, mit einem six-Pack genossen, wie die Abende zuvor.

10. Tag (13. Februar 1997)

Williamstown - Vic

Heute ist Donnerstag und meine Luftfracht ist immer noch nicht hier. So eine Scheiße! Es kommt mir einfach nicht in den Kopf, dass die es nicht schaffen meine Fracht nach Melbourne zu bringen. Ich sitze hier fest und komme nicht weg, weil die Fracht, wenn sie ankommt nur für fünf Tage eingelagert wird. Wenn die Fracht nämlich länger einlagert werden würde, könnte ich den Koffer erst abholen, wenn ich ihn brauche, und die Stadt nun verlassen.
Na ja was sollte ich auch tun. Ich beschloss so mutig zu sein mich ins Auto zu setzen und zum Strand raus zu fahren. Das erste Mal also eine längere Strecke und ich habe festgestellt, dass es eigentlich ganz gut geklappt hat. Sogar rückwärts einparken an den Straßenrand. Ich war selbst erstaunt. Am Strand war es ganz schön und ich habe mir innerhalb eine halben Stunde einen leichten Sonnenbrand geholt und mich darüber gewundert, dass die Kinder mit langärmeligen Schwimmanzügen und Hut mit Genickschutz im Wasser waren. Es ist schon ein bisschen unheimlich. Somit wird wohl mit Strand morgen nicht so viel los sein. Aber ich hoffe, dass meine Fracht morgen endlich da ist.

11. Tag (14. Februar 1997)

O.K. Die Fracht ist endlich angekommen und somit bin ich heute Morgen gleich zum Airport hinausgefahren und habe den Koffer geholt. Nach unzähligen Unterschriften und Zollerklärungen habe ich meinen Koffer endlich in Händen halten können. Vom Flughafen ging es quer durch die Stadt zum Bosch nach Clayton. Es wurde immer wärmer und auf der Rückfahrt ins Zentrum sind wir, Britta und ich, noch an der Bay entlanggefahren, aber bei 36° C ist es im Auto auch nicht mehr ganz so angenehm. Bevor wir ins Hostel zurückgefahren sind, mussten wir unbedingt noch zwei Runden auf der Grand Prix Rennstrecke im Albert Park drehen und eine Rundenzeit von ca. zehn Minuten vorlegen. Aber mein Toyota hat sich bei einem Tempo von 35 km/h gut gehalten und die Rundenzeit von 10 Minuten reichte sogar für einen Boxenstopp und ein paar Bilder.
Nun sitze ich wieder im Hostel. Wo wohl? Auf dem Dach. Mit was wohl? Klar mit einem VB, (Victoria Bitter (Bier)) wälze gerade so die Traveler Bibel (Lonley Planet Australia) und die Karte von Victoria, um herauszufinden wie ich nun morgen am besten nach Sydney aufbreche.

12. Tag (15. Februar 1997)

Merimbula - NSW

Seit heute Morgen bin ich nun auf Tour! Ich habe mir vorgenommen in ca. zwei Tagen der Küste entlang nach Sydney zu fahren.
Nachdem ich nach ca. zehn Minuten noch mal umdrehen musste, weil ich meine Uhr und meine Halskette im Hostel liegen gelassen hatte, bin ich nun schon 300 km von Melbourne entfernt. Wenn man sich hier so die Vorstädte von Melbourne anschaut und durchfährt, glaube ich, dass hier alles noch ein bisschen größer ist als in Amerika. Die kleinen Ortschaften breiten sich auf eine Fläche aus, das ist ungeheuerlich. Jede Wohnstraße hat ihre großzügig angelegte Allee und die Parkplätze vor den Häusern sind nicht normal am Straßenrand, sondern man parkt hier sein Auto im 90 Grad Winkel zur Fahrbahn. Von den diversen Grünstreifen will ich gar nicht reden. Somit ergibt sich wohl zusammengenommen eine normale Straßenbreite von Gartentür zu Gartentür von fast 50 Metern.
Mein Toyota mit seinem Vergasermotor läuft bis jetzt ganz gut, nur die Plattfederung der Hinterachse lässt etwas zu wünschen übrig. Man bekommt jede Bodenwelle zu 100 Prozent mitgeteilt. Dafür ist das Radio von Pioneer ganz o.k. und der Verbrauch mit 8 Liter moderate.
Am Nachmittag wurde die Strecke abwechslungsreicher und toll zu fahren. Es ging über 200 km nur durch lichte Eukalyptus Wälder. Der Princes Highway schlängelte sich durch die Berge und es war ein ständiges auf und ab. Also alles was ein Autofahrer Herz begehrt! Als ich zwischendurch das Auto abgestellt habe um ein paar Fotos zu machen, ist es einfach nicht mehr angesprungen. Somit stand ich also mitten in der Pampa da und hatte überhaupt keine Ahnung warum das Auto keinen Mucks mehr von sich gibt. Aber wie durch ein Wunder hat auch gleich der Erste angehalten, als ich mit geöffneter Motorhaube am Straßenrand stand. Nach kurzer Betrachtung fragte er nur ob ich vielleicht einen Hammer dabei hätte. Na ja, es war schließlich ein gebogener Sechskantschlüssel mit dem der Typ ein paar Mal auf den Starter schlug und somit konnte ich den Motor wieder starten und gleich weiterfahren. Ich verstehe es immer noch nicht aber nichts ist unmöglich, TOYOTA!!!
Nun bin ich also hier in Merimbulla angekommen und des YHA Hostel ist wie schon das Letzte einfach klasse. Nach der dringend nötigen Dusche habe ich noch meine Klamotten gleich gewaschen und bin erst einmal zum 100 m entfernten Strand gelaufen. Ja was soll ich sagen! Der Strand war toll und so beschloss ich einfach einen Tag hier zu bleiben.

13. Tag (16. Februar 1997)

Merimbula - NSW

Da es mir gestern hier in Merimbulla so gut gefallen hat, bin ich heute auch noch hiergeblieben und habe vorher das Dorf und die Bucht noch ein bisschen erkundet. Es fällt einem nicht schwer festzustellen, dass es eine tolle Gegend ist. Es fasziniert mich auch immer wieder, wenn ich solch smaragdgrünes Wasser wie hier sehe. Heute Nachmittag werde ich mich einfach an den Strand legen und danach wird der Tag wohl gelaufen sein.
Noch nicht ganz! Kurz nach Sonnenuntergang bin ich noch mal auf die Beach und habe es einfach in vollen Zügen genossen an einem lauen Sommerabend dem Meer zu lauschen. Wenn ich so etwas sehe, denke ich, dass solch ein Beach in den Abendstunden einfach ein Ort “zum absolut glücklich sein” ist!

14. Tag (17. Februar 1997)

Nun sitze ich wieder im Auto und es soll nach Sydney gehen. Ich bin davon aber noch nicht ganz überzeugt, weil der Anlasser heute schon zum zweiten Mal nicht funktioniert hat. Dieses Mal war eine mechanische Werkstatt in der Nähe, und ich habe mir mal genau erklären lassen was das für ein Problem ist. Es muss eine magnetische Spule im Anlasser sitzen, die, unter welchen Umständen auch immer, zu weit herausrutscht. Man muss in solch einem Fall versuchen diese Spule wieder hinein zu klopfen. Jetzt weiß ich wenigstens an welche Stelle ich in Zukunft hinschlagen muss. Vielleicht brauche ich aber auch einen neuen Anlasser, schließlich kann es ja durch das Klopfen nicht besser werden.
Ich bin also nun in Sydney angekommen, obwohl mein Anlasser Problem immer akuter wird. Ich muss nun schon bei fast jedem Anlassen des Motors jemanden fragen, ob er bitte den Zündschlüssel drehen könnte, während ich vorne im Motorraum gegen den Anlasser schlage.
Es ist unglaublich, man kann es sich kaum vorstellen. Es hat den Anschein wie wenn Sydney im Moment komplett von Backpackern überflutet ist. Die ganzen Hostel und Backpacker im Zentrum sind für die nächsten zwei Nächte total ausgebucht. Ich bin nun in einem Backpacker hier in Vorort Newtown abgestiegen und werde somit erst Übermorgen in das brandneue YHA im Zentrum von Sydney wechseln können. Man kann es einfach nicht glauben, dass eine riesige Stadt wie Sydney (3.9 Mio.) derartig überfüllt ist mit Backpackern.
Die Stecke heute nach Sydney war spitze! Die Küstenstraße führte durch eine Gegend, die man vielleicht mit der Alb oder dem Allgäu vergleichen könnte. Natürlich viel weniger besiedelt. Besonders der Abschnitt, der direkt an der Küste entlang lief war traumhaft schön zu fahren, und ich wäre am liebsten in einem der kleinen Städtchen entlang der Strecke für einen Tag geblieben. Aber ich habe ja leider zu wenig Zeit.

15. Tag (18. Februar 1997)

Sydney - NSW

Sydney - NSW

Da ich nun in einem Vorort von Sydney übernachtet habe, musste ich heute Morgen den Zug nehmen um ins Zentrum zu fahren. Da das neue YHA gleich um die Ecke der Central Station war, habe ich es mir natürlich gleich angeschaut. Ich muss sagen es ist genauso toll wie alle erzählt haben, und ich freue mich schon darauf zwei Nächte hier zu verbringen. Danach bin ich weiter ins Zentrum der Stadt gelaufen und habe zur besseren Übersicht mir einen Blick vom Observation Deck des Sydney Tower gegönnt, obwohl das hier noch viel teurer war als in Melbourne. Aber ich wollte schon mal einen Blick auf das Opera House und die Harbour Bridge werfen, bevor ich weiter in Richtung Rocks und Harbour Bridge laufe. Die Rocks sind sozusagen das alte Sydney. Das ganze Gebiet wurde vor Jahren wieder neu aufgebaut und renoviert, als einige Leute gegen den Abriss protestiert haben. Heute findet man dort viele Bars, Restaurants, Shops und Souvenir Läden. Es ist eine richtig hübsche Gegend und man kann hier auch genau sehen warum es Rocks heißt. Die meisten Gebäude sind direkt in oder auf die Felsen gebaut.
Danach bin ich weiter gelaufen zur Harbour Bridge, die sich hoch über die Rocks aufschwingt, bevor sie sich weiter über den Hafen auf die andere Seite erstreckt. Die Brücke hat vier mächtige Hauptpfeiler und auf einen von diesen kann man hinaufsteigen und erhält einen wunderbaren Blick auf die Skyline von Sydney, und natürlich auf das House of Opera. Als ich nun auf der Harbour Bridge stand musste ich leider feststellen, dass ich mir den Blick vom 300 m hohen Sydney Tower wirklich sparen hätte können, weil vom Tower der Blick auf die interessanten Dinge durch andere Hochhäuser eingeschränkt war. So stand ich dann längere Zeit auf der Harbour Bridge bevor ich am Spätnachmittag mich wieder auf den Rückweg machte.

16. Tag (19. Februar 1997)

Sydney - NSW

Sydney - NSW

Heute Morgen bin ich nun ins Zentrum umgezogen und habe mein Auto in Newtown stehen lassen, weil es in der City mit einem Parkplatz ziemlich unmöglich ist. Es wird gerade in der ganzen Stadt gebaut wie wahnsinnig, aber Olympia 2000 wirft eben seine Schatten schon voraus.
Im Moment sitze ich im Konferenzraum im obersten Stock des YHA und gerade mal zwei Türen weiter ist der hauseigene Pool und die Sauna. Auf jedem Stock gibt es eine TV Lounge und die Zimmer sind nur mit Keycard zu betreten.
Nachdem ich heute Morgen hier eingecheckt bin, habe ich mich gleich wieder auf den Weg in die Stadt gemacht und wollte mir heute das House of Opera ausführlich anschauen. Es ist schon ein gewaltiger Bau, der eigentlich aus drei Gebäuden besteht. Es ist nicht nur ein Opern Haus, sondern ein riesiges Kulturzentrum. Auf dem ganzen Areal befindet sich natürlich die Oper, aber auch eine Concert Hall, die größer ist als die Oper, sowie ein Theater, eine Playschool, ein Aufnahmestudio und ein Restaurant. Als ich mehrmals um das Gebäude herumgelaufen bin und es von allen Seiten betrachtet hatte, wollte ich es mir auch noch von der Wasserseite aus ansehen, und deshalb kaufte ich mir ein Fährticket auf die andere Seite der Bucht, so dass ich direkt mit dem Schiff daran vorbeigefahren bin. Auf dem Rückweg über die Harbour Bridge habe ich noch mal die tolle Aussicht genossen, und habe mich dann gegen Abend auf den Weg gemacht durch den Royal Botanic Garden zum Macquaries Point. Dort habe ich noch gut dreieinhalb Stunden verbracht um mir den Sonnenuntergang über der Harbour Bridge und der Skyline von Sydney anzuschauen. Es ist einfach immer wieder schön den Übergang zwischen Tag und Nacht in einer Stadt zu sehen, wenn so langsam immer mehr Lichter angehen und es immer dunkler wird. Vor allem wenn es vor einer solchen Kulisse geschieht.

17. Tag (20. Februar 1997)

Ich bin ziemlich früh aus den Federn, weil ich am Macquaies Point die Sonne im Rücken haben wollte, wenn ich noch mal und schon zum 20. Mal, die Bridge und das House of Opera fotografiere. Es besteht aber auch nur morgens die Möglichkeit alle 4 Häuser des House of Opera zu besichtigen und das wollte ich nicht verpassen. Nachmittags werden einzelne Häuser wegen den Proben geschlossen. So konnte ich das teure Eintrittsgeld doch ganz auskosten und hatte nachmittags noch Zeit um mir Kings Cross, das Rotlichtviertel, anzuschauen. Aber es war nicht übermäßig, und ich glaube auch nicht, dass abends hier der Bär los ist. Deshalb habe ich mich wieder auf den Weg ins YHA gemacht um mich ein bisschen auf die faule Haut zu legen und meine Klamotten zu waschen.

18. Tag (21. Februar 1997)

Katoomba - NSW

Katoomba - NSW

Jetzt muss ich mal über die Straßen hier was schreiben. Also im Allgemeinen sind sie nicht gerade besonders gut. Die großen Highways sind gut ausgebaut, breit und mit 100 km/h gut zu fahren, aber sie sind unglaublich wellig, so dass es wohl kaum möglich ist, jedenfalls mit meinem Auto hier viel schneller zu fahren. Zudem fahren hier noch so viele alte, aber gut erhaltene Autos herum, wie man es sich in Europa gar nicht vorstellen kann. Mein 79´er Toyota gehört noch zum guten Mittelfeld. Es ist nichts Ungewöhnliches hier noch Autos aus den frühen Siebzigern zu sehen, aber auch noch die großen Straßenkreuzer aus den Sechzigern, teilweise sogar noch mit Heckflossen. Was ich damit eigentlich sagen wollte ist, dass man sich über Straßen und Autos hier nicht zu wundern braucht, und so werde ich einfach mit meinem mit Plattfedern gedämpften Auto, weiter über die Straßen hier hoppeln und es einfach ertragen. Schließlich ist schlecht gefahren besser als gut gelaufen!
Da die Blue Mountains gerade mal 100 km von Sydney entfernt liegen, wollte ich mir die berühmte Felsformation der „Three Sisters“ anschauen. Als ich hier in Katoomba angekommen bin, habe ich gleich eine Wanderung von den Three Sisters über die Gigant Stairway (841 Stufen) durch die Blue Mountains gemacht. Auf dem Rückweg zu den Three Sisters ist mir klar geworden warum die Berge so heißen. Es war nämlich verblüffend wie blau die Berge am Nachmittag erschienen. Die Gum Trees sondern ihr Öl aus, und dieses Öl ist der Grund warum sich in der Luft ein Dunst bildet und die ganze Gegend bläulich erscheint.

19. Tag (22. Februar 1997)

Canberra - AC

Canberra - AC

Heute ist nicht mein Tag! Nicht nur, dass der Starter vom Auto nun schon seit Tagen spinnt und ich jedes Mal mit meinem Sechskantschlüssel dagegen schlagen muss, nein zudem habe ich heute Mittag, als ich in Canberra ankam kein Bett mehr im YHA Hostel bekommen. Deshalb bin ich in einem für australische Verhältnisse abgefuckten Backpacker mit einem 15 Betten Dorm abgestiegen. Das wäre ja alles aber kein Thema, aber heute Abend hat mir so ein Schwein meinen Hut und meine Sonnenbrille geklaut, als ich auf dem Telstra Tower war. Ich hatte den Hut nur auf die Seite gelegt, weil ich ein paar Fotos vom phantastischen Sonnenuntergang gemacht habe. Wenn ich den erwischt hätte, ich glaube ich hätte ihm den Kragen umgedreht. Es ist ja nicht nur ein Hut, sondern es hängen auch ein paar sehr schöne Erinnerungen damit zusammen. Auf dem Rückweg zum Backpacker wäre ich fast noch geblitzt worden, was wohl die Krönung gewesen wäre. Mir reicht eigentlich schon mein 60 Dollar Parkticket welches ich in Melbourne bekommen habe, zwei Tage nachdem ich das Auto gekauft hatte.
Ansonsten finde ich Canberra aber ganz o.k., ich habe jetzt bloß keine Lust mehr und werde mir nur noch ein six-Pack VB kaufen.

20. Tag (23. Februar 1997)

Es war wieder extrem heiß und absolut windstill. Mir ist die Brühe nur so herunter gelaufen Deshalb habe ich auch nicht viel gemacht. Ich habe mir nur das Old Parlament House und das „neue“ House of Parlament angeschaut. Es ist einfach irrsinnig groß und bildet die Spitze des Capitol Hill. Es wird vermutlich wohl zweimal so groß sein wie das Capitol in Washington DC. Aber ich bin auch recht froh, wenn ich morgen hier wegkomme. Die Stadt ist, wie jede andere Regierungsstadt, am Wochenende tot. Ich kann mir aber auch schwerlich vorstellen, dass es an Werktagen wesentlich lebhafter zugehen soll. Die Stadt ist einfach ein Dorf. Es gibt hier nicht mal einen internationalen Flughafen, es ist also nicht möglich die Hauptstadt eines so großen Landes wie Australien direkt aus dem Ausland anzufliegen.

21. Tag (24. Februar 1997)

In Albury wollte ich eigentlich nur einen Stopp einlegen auf dem Weg nach Lakes Entrance, aber die Gelegenheit war günstig, mein Anlasser hat mich in den letzten Tagen immer mehr genervt, diesen hier gleich um die Ecke reparieren zu lassen. So bleibe ich einfach einen Tag länger hier bis das Auto repariert ist. Mir ist es heute nämlich zweimal passiert, dass mir das Auto auf dem Snowy Mountain Highway ausgegangen ist als ich kurz angehalten habe. Zum Glück war ich so clever und habe das Auto jedes Mal am einem Gefälle abgestellt, so dass ich ihn anrollen lassen konnte. Es war eine ungeheuer schöne Strecke, die durch die höchsten Erhebungen der Great Dividing Range verlief. Es waren somit heute mal wieder 550 km einsamste Landstraße und Natur pur. Man kann die Landschaft und die Farben schlecht beschreiben, aber durch die Gum Trees und die intensive Sonneneinstrahlung ergibt sich eine ganz eigene Farbenpracht. So eigenartig pastellfarben. Es ist eine ganz besondere „australische“ Erfahrung, wenn man sich auf dem Hume Highway befindet, welches die Hauptverkehrsstraße zwischen den zwei größten australischen Städten, Sydney und Melbourne darstellt, und es sich nur um eine ganz normale zweispurige Straße handelt auf der sich kaum Verkehr befindet. Es ist Fahrradfahrern immer noch erlaubt diesen zu benutzen, auch wenn der Highway streckenweise zum Freeway ausgebaut ist. Man sieht für europäische Augen unvorstellbare Schilder auf der Autobahn wie: „Radfahrer kreuzen in 200 m.“ Aber erst, wenn man wirklich Radfahrer sieht glaubt man es, davor hält man es eigentlich nur für einen Scherz.

22. Tag (25. Februar 1997)

Da ich sowieso bis zum Mittag dazu verdammt war auf mein Auto zu warten, habe ich mal wieder meine stinkenden Klamotten gewaschen. Es ist einfach furchtbar, man schwitzt ein T-Shirt gnadenlos durch wenn man nur im Auto sitzt. Das ist ja auch nicht das Problem. Die Klamotten riechen ja auch wieder frisch nach dem Waschen, aber leider sind sie auf gar keinen Fall sauber, d.h. gewisse Schweißränder heben sich mit der Zeit immer deutlicher vom übrigen Weiß des T-Shirts ab.
Am Mittag habe ich mein Auto geholt und welch eine Überraschung war es dann, als ich die Rechnung nicht über 140,— sondern über 220,— Dollar bekommen habe, weil was anderes auch noch dazugekommen ist. Na ja, ich bin wieder froh, dass der Toyota wieder richtig läuft. Das Ulkige daran ist nur, dass der Anlasser richtig repariert wurde und nicht nur ausgetauscht. Ich habe jetzt also wieder meinen alten Anlasser drin, aber mit neuen Federn, Kohlebürsten etc. Es war das erste Mal, dass ich es erlebt habe. dass ein Teil noch richtig repariert wurde.
Um das Auto zu testen bin ich zum Hume Dam, der den Murray River aufstaut hinausgefahren. Es ist die Staumauer einer der größten Stauseen in Australien. Ich habe mich ein bisschen geärgert, dass ich kein Badezeug dabeihatte, denn es hätte mich schon gereizt in den See zu springen.

23. Tag (23. Februar 1997)

Lakes Enterance - Vic

Lakes Enterance - Vic

Der Omeo Highway läuft von Albury quer durch die Great Dividing Range direkt an die Küste nach Lakes Entrance. Ich habe mir heute den ganzen Tag dafür Zeit genommen, obwohl es nur 360 km sind. Aber ich habe auch den ganzen Tag gebraucht. Dieser Highway ist nämlich nicht so wie man sich ihn vorstellt. Der Hauptabschnitt zog sich über 120 km extrem kurvig durch die Berge und kletterte auf über 1300 Meter Höhe. Es war der reinste Busch ohne irgendeine Spur von Zivilisation. Besonders auf den 12 und 28 km langen Schotterpisten zwischendurch, die so schmal waren, dass gerade mal 2 Autos aneinander vorbeikamen. Aber Gegenverkehr gibt es sowieso auf diesem Highway nicht, es gibt hier überhaupt keinen Verkehr. Jedenfalls habe ich bis jetzt außer mir noch kein Auto gesehen. Als die ersten Häuser wiederauftauchten und die Straße wieder geteert war ging es aber auch kaum schneller voran. Mehr als 50 km/h waren auf Grund der vielen und engen Kurven unmöglich. So konnte ich über 7 Stunden eine phantastische Strecke genießen, die noch mehr Eindrücke vermittelt hat als der Snowy Mountain Highway. Manchmal, als mein T-Shirt mal wieder unangenehm am Sitz klebte wäre ich gern in den River gesprungen, der tief unten im Tal sich seinen Weg bahnte.
Nun bin ich wieder an der Küste in Lakes und habe somit meinen Loop geschlossen. Hier will ich die nächsten zwei, drei Tage noch ausspannen, bevor ich wieder zurück nach Melbourne fahre und beim Bosch anfange.

24. Tag (27. Februar 1997)

Es war heute einfach nur Faulenzen angesagt. Mit Mittagsschlaf und kleinem Strandspaziergang. Was natürlich am ninty miles Beach (dieser Beach heißt so, weil er wirklich so lang ist) einfach schön ist. Ach ja, des Weiteren habe ich heute meinen gestohlenen Hut ersetzt. Ich habe jetzt einen richtigen „Tough Aussi Leather Hat“!

25. Tag (28. Februar 1997)

Gerade habe ich beim Bosch angerufen und mir wurde gesagt, dass ich nun im Normanby House gebucht bin. Was ich daraufhin so über das Normanby House durchgelesen habe, gefällt mir eigentlich ganz gut und es wird sicherlich o.k. sein.
Am Nachmittag bin ich mal wieder zum Strand (wohin auch sonst) Leider war mir das Wasser ein bisschen zu kalt, denn die Brandung hätte mich eigentlich schon gereizt. Na ja, war nicht so schlimm. Ich habe mich einfach in die Sonne gelegt und der Brandung zugeschaut.

26. Tag (01. März 1997)

Ich hatte schon die Befürchtung, dass es mit dem Strand heute nichts wird, weil ich gestern doch wieder gut Farbe bekommen habe, aber wir haben eine geschlossene Wolkendecke und somit war der Weg an den Strand frei. Mit T-Shirt und langer Hose bewaffnet bin ich mit zwei Mädels aus Frankreich am Strand gewesen. Leider hat es am Nachmittag heftig angefangen zu regnen und somit habe ich einen TV Nachmittag gemacht, nachdem ich noch im Supermarkt für das BBQ heute Abend eingekauft habe. Das BBQ wurde feucht fröhlich, aber eigentlich nur von innen, weil der Grill unter einem großen Dach stand. Die ganzen Leute im Hostel saßen um einen Tisch herum und unterhielten sich. Als sich irgendwann die Neuankömmlinge so gegen 0.30 Uhr (der Bus erreicht um diese Zeit Lakes Entrance) auch noch dazu gesellten, war die Stimmung schon richtig gut.

27. Tag (02. März 1997)

Melbourne - Vic

Ich bin auf dem Rückweg nach Melbourne, weil ich morgen beim Bosch mit meinem Praktikum anfange. Es hat die ganze Nacht gestürmt und geschüttet, und als ich heute Morgen den Kofferraum öffnete stand er fast völlig unter Wasser. Er muss wohl undicht sein. Ich packte dann den Rucksack auf den Rücksitz und fuhr los. Im Wetterbericht hieß es, dass Melbourne schönes Wetter und 26° C haben soll, aber ich glaube einfach nicht daran. Es sieht wirklich furchtbar aus und es schüttet immer noch und bis Melbourne sind es jetzt gerade mal noch 80 km.
Also dieses Wetter hier soll verstehen wer will, nur ich nicht. Es hat 26° C und fast wolkenlosen Himmel. Ich bin wieder in Melbourne. Nachdem ich in einem Backpacker abgestiegen bin, weil das YHA ausgebucht war, ging ich wieder in die Stadt und habe kurz noch auf den Queen Victoria Market vorbeigeschaut. Es ist ein toller Markt, auf dem man fast alles kaufen kann was man braucht. Von Obst und Gemüse über Fleisch und Fisch, Souvenirs und Schnickschnack bis zu Klamotten und Autozubehör. Dort habe ich mir auch gleich eine “Holzkugelmatte” für den Autositz gekauft. Ich hoffe, dass ich dadurch nicht mehr so fürchterlich schwitze beim Fahren.
Des Weiteren habe ich mir eine neue Sonnenbrille gekauft, aber von dieser bin ich nicht ganz so überzeugt. Sonnenbrillen sind hier entweder total teuer oder die billigen bis zu 50 Dollar taugen nicht allzu viel.
Heute Abend gehe ich mit zwei Schweizern noch in die Pizzeria und somit wird mein letzter Urlaubstag auch gelaufen sein.

Die ersten Wochenenden und der Trip ins Outback.

1. Tag (1. Wochenende 08. März 1997)

Die erste Woche Bosch habe ich nun hinter mir und ich wurde heute ganz überraschend vom Jürgen zum BBQ eingeladen. Er ist beim Bosch angestellt als Trainee. Das ist irgend so eine spezielle Arbeitsstelle. Er wird über zwei Jahre beim Bosch so von einer Stelle zur nächsten durchgeschleust und ausgebildet. Nun ist es hier bei Bosch schon fünfeinhalb Monate, hört in zwei Wochen in Melbourne auf, und fliegt nach seinem Urlaub wieder heim. Wir haben einen schönen Nachmittag verbracht, und als wir uns so unterhielten äußerte ich nur mal kurz, dass ich mal gern Golf spielen würde. Er fand die Idee ganz gut und so sind wir gleich zu einer Driving Range losgefahren. Das ist so ein Haus in dem alle, die noch keine oder nur wenig Ahnung haben ihren Abschlag üben können. Jürgen hatte gleich ein paar Golfschläger im Kofferraum, so dass wir uns keinen auszuleihen brauchten. Wir haben nur noch einen Eimer mit 60 Bällen gekauft und los ging es. Aber wie!! Es ist gar nicht so einfach, und mir sind fast die meisten Bälle danebengegangen. Entweder flog der Ball zu weit rechts oder er hoppelte nur ein paar Meter übers Gras oder ich kam kaum über 50 m. Aber es gab auch erfreuliche Schläge, die ich einigermaßen gerade geschlagen habe und fast 125 m weit. Aber ich werde üben, denn es hat irre viel Spaß gemacht und ist nicht allzu teuer. Golf ist eine Art Volkssport hier und allein in Melbourne gibt es wahrscheinlich mehr als hundert Golfplätze.

2. Tag (1. Wochenende 09. März 1997)

Heute Morgen bin ich, und die anderen vier Leute mit denen ich auf den Grant Prix bin, ziemlich früh aufgestanden um noch mit dem Auto einigermaßen gut in die Stadt zu kommen. Die Angestellten des Öffentlichen Verkehrs haben gestreikt und es wurden nun private Shuttlebusse vom Zentrum und den großen Parkplätzen eingesetzt. Wir sind dann zu fünft in meinem Toyota um 7.00 Uhr los und hatten auch kein Problem in die Stadt zu kommen. Um 8.00 Uhr waren wir an der Rennstrecke und es war schon jede Menge los. Die guten Plätze, die man sich mit einem General Admission Ticket sichern kann, waren fast schon alle belegt. Aber wir konnten für uns trotzdem noch einen guten Platz finden. Wir standen an der letzten Kurve vor der Boxeinfahrt und konnten somit zwei Kurven und die Einfahrt zur Box einsehen. Das Rahmenprogramm war echt gut und es war laufend etwas geboten, so dass die lange Wartezeit eigentlich gar nicht so lang war. Es waren einige kleinere Rennen zu sehen. Ein Rennen der Holden (der australische Opel) 5.0 Liter Serie, einem kleinen Holden Astra Werberennen und ein Rennen der Touring Fahrzeuge. Dazwischen immer mal wieder was von der Formel 1. Warmup, Drivers Parade etc. Es gab auch viele Fallschirmspringer, die Flaggen und Werbebotschaften bei sich hatten. Zudem gab es Vorführungen von Kunstflugstaffeln sowie Überflüge von Kampfjets und den von Aboriginies bemalten Jumbo der Qantas Airline.
Das Rennen selbst war gar nicht so spannend, weil leider in der ersten Runde es gleich eine Kollision gab und ein paar Autos ausfielen. Das Beste war aber am Schluss, als wir und hunderte Andere die Strecke gestürmt haben und Richtung Start Ziel liefen. Von der Siegerehrung haben wir leider nur den Schluss aus großer Entfernung gesehen, aber allein die Atmosphäre war gewaltig.
Nach dem Rennen gab es noch ein After Race Konzert mit Jimy Barns und Joe Cooker. Das haben wir uns noch angeschaut und waren ziemlich müde wieder am Abend im Normanby.

3. Tag (2. Wochenende 14. März 1997)

Ich wusste bis heute Morgen nicht was ich an diesem Wochenende eigentlich machen soll. Einige Leute haben mir geraten ich soll doch auf das Moomba Festival an Yarra River gehen. Am Abend habe ich mich dann spontan dazu entschlossen nun gleich heute aufs Moomba Festival zu gehen. Ich habe noch die Melissa gefragt ob sie mitwill und dann sind wir zusammen los. Ich hatte keine Ahnung um was es sich handelt. Aber es war eigentlich nur ein großes Volksfest. Mit vielen Fahrgeschäften und Freßbuden. Allerdings auch Live Musik auf verschiedenen Bühnen und einer Lasershow auf dem Yarra River. Somit war es noch ein ganz netter Abend und ich hatte mein Wochenende frei für etwas Anderes.

4. Tag (2. Wochenende 15. März 1997)

Cape Otway - Vic

Great Ocean Road - Vic

Great Ocean Road - Vic

In aller Frühe bin ich aufgebrochen um mich auf den Weg zur Great Ocean Road zu machen. Leider war das Wetter nicht gerade einladend, aber das sollte mich nicht beeindrucken. Nach ein paar Stunden Fahrt bin ich am Beginn der Great Ocean Road gestanden und dann hat es erst einmal angefangen zu regnen. Als es aber nach Lorne besser wurde, wurde die Strecke auch atemberaubend. Kleine Buchten mit schönen Stränden wechselten sich mit Abschnitten ab in denen sich die Straße am Kliff direkt an der Kante vorbei presste. Die Ausblicke waren entsprechend eindrucksvoll und ich musste ganz schön aufpassen, dass ich nicht zu lange auf die Seite geschaut habe. Das Gute an dem etwas schlechteren Wetter war, dass die See aufgewühlt und rau war. Was natürlich vor allem an der Wellengröße zu sehen war. Auf der weiteren Fahrt bin ich noch zum Cape Ottway abgebogen, um mir dort den Leuchtturm anzuschauen. Das war aber nicht so atemberaubend, aber trotzdem schön anzusehen. Leider hatte ich einfach zu wenig Zeit mir ausgiebig die Regenwälder anzuschauen durch die ich auf dem Weg zum Cape durchgefahren bin.
Danach führte die Straße weiter zu den Twelve Apostel, einer außergewöhnlichen Felsformation. Weil es schon später Nachmittag war habe ich richtig auf die Tube gedrückt, aber leider war ich trotzdem um ein paar Minuten zu spät und die Wolkendecke hatte sich wieder zugezogen. Es war mir dann aber auch egal, weil diese Felsbrocken, die einfach so vor der Küste stehen auch bei bewölktem Himmel ihren Reiz haben. Danach bin ich zum nächsten Parkplatz am Loch Arc Gorge weitergefahren. Dort hätte ich fast die Zeit verschlafen, weil es so viele Aussichtspunkte und so viel zu sehen gibt. Das YHA hätte meine Reservierung nur bis um 18.00 Uhr aufrechterhalten. So habe ich dann dort abgebrochen und bin nach Port Campell gefahren. Als ich abends noch vom Essen zurückkam, ist die Sonne noch mal kurz herausgekommen, darauf bin ich in mein Auto gesprungen und noch mal zu den Twelve Apostels zurückgefahren. Das hat sich dann doch noch gelohnt, und es gab noch einen tollen Blick über die Küstenlinie zu bestaunen, während die Sonne untergegangen ist.

5. Tag (2. Wochenende 16. März 1997)

Great Ocean Road - Vic

Great Ocean Road - Vic

Nachdem ich also gestern nicht alles beim Loch Arc Gorge gesehen hatte, bin ich noch mal dort hin und heute habe ich die spektakulären Sachen gesehen. Es gibt nicht nur tolle Bögen zu bestaunen, sondern auch ein Blow Hole. Dabei handelt es sich um ein Loch, das über 100 Meter im Land sich befindet und durch einen Tunnel mit dem Meer verbunden ist. Durch den hohen Wellengang den es hatte, wird der ganze Tunnel bei einer hereinbrechenden Welle mit Wasser gefüllt und das treibt dann die Luft vor sich her. Es war also immer ein Blasen der Luft zu hören und zu sehen, bevor die Welle durch den Tunnel in das Loch hereingebrochen ist. In der Thunder Cave war es später ein richtiges Donnern. Die Wellen krachten herein und an der Rückwand donnerte es daraufhin fast wie bei einem Gewitter. Echt verblüffend!
Sehr beeindruckend fand ich aber es immer noch, wenn die Wellen einfach nur an das Kliff krachten. Es hört sich ziemlich banal an, aber es ist schon sehenswert mit welcher Gewalt die See an der Felsenküste nagt. Bei einem bestimmten Kliff war es ganz besonders spektakulär. Als so ein vier Meter hoher Brecher ans Kliff krachte, spritzte das Wasser bis über die Krone des Kliffs hinaus und das war schließlich über 20 m hoch. Einfach atemberaubend!! Auf dem weiteren Weg bis zum Ende der Great Ocean Road gab es noch einige weitere Aussichtspunkte die ich mir auch noch ansah. Danach machte ich mich dann auf den Rückweg nach Melbourne. Nach 800 km an diesem Wochenende war ich wieder im Normanby und bin nur noch ins Bett gefallen.

6. Tag (3. Wochenende 21. März 1997)

Healsville - Vic

Heute ging es in den Healsville Sanctuary. Obwohl es beim Aufstehen heute Morgen gar nicht danach ausgesehen hatte, als wenn wir heute so ein traumhaftes Wetter bekommen, hatte Melissa, Angie und ich einen tollen Tag. Der Park war klasse. Wir konnten aus nächster Nähe die ganzen einheimischen Tiere sehen. Es fing am Anfang mit Cockadoos (Papageien) an und ging dann über Ibise weiter, die sich frei im Park bewegen konnten, ebenso wie die zweitgrößten Laufvögel der Welt, die Emus. Aber es gab noch andere Attraktionen zu bestaunen. Wir haben Tasmanian Devils, wahnsinnig faule Kangaroos, Dingos, Platypus, (eine Biberart) Wallabies, Owels (Eulen) und sogar ein Wombat gesehen, das friedlich seinen Mittagsschlaf gehalten hat. Aber der Höhepunkt waren natürlich die Koalas, die neunzehn Stunden am Tag schlafend verbringen und auch einen ungewöhnlichen Namen haben. Übersetzt heißen sie “kein Wasser”. Es sind total süße Tiere. Wir haben ihnen gar nicht lange genug zuschauen können, wie sie ganz nahe und träge in den Bäumen hingen und manchmal ein paar Blätter Eukalyptus aßen. Das ist auch der Grund warum sie so lange und so viel schlafen. Ihre Nahrung hat kaum Nährwert und somit müssen sie viel schlafen.
Es gab aber auch noch eine andere Attraktion. Nämlich eine Flugvorführung von Eulen und Adlern, diese beeindruckenden Tiere der Lüfte mit ihrer großen Spannweite und dem charakteristischen Kopf. Es ist toll zuzusehen wie sie im Flug hochgeworfene Mäuse fangen, oder einfach nur über die Köpfe der Zuschauer hinweggleiten. Es war also ein toller Tag und wohl die einzige Chance irgendwelche Tiere des australischen Wildlife zu sehen.

7. Tag (3. Wochenende 22. März 1997)

Da es heute Morgen vom Wetter her nicht so gut aussah und ich auch nicht so viel Sightseeing Stress machen wollte sind wir heute, ja ich habe wieder die zwei Mädels mitgenommen, auf den Queen Victoria Market gegangen. Es ist ein permanenter Markt auf dem man so gut wie alles kaufen kann. Wir waren eigentlich aber nur da um uns ein bisschen umzuschauen. Aber es hat mich dann doch gereizt und somit bin ich seit heute nun der stolze Besitzer eines Kangaroo Fells. Ich weiß zwar noch gar nicht was ich damit anfangen soll, aber es war einfach zu schön. Außerdem haben mir noch ein Pullover und eine Lederjacke ganz gut gefallen, aber wie das immer bei mir so ist, gefallen mir natürlich nur die teuersten und besten Sachen. Na ja, es hat auch gereicht, dass ich sie einfach mal anprobiert habe.

8. Tag (Ostern - 28. März 1997)

Alice Springs - NT

Um 5.30 Uhr bin ich heute Morgen in meinen Osterurlaub gestartet. Es geht mit Qantas 2000 km nach Alice Springs, nach Norden ins Outback. Nach dreieinhalb Stunden Flug mit einem Zwischenstopp in Adelaide war ich so gegen 11.00 Uhr in Alice, und wurde auch gleich von der Hitze des Outbacks begrüßt. Die Hitze und meine kurze Nacht, ich musste ja gestern noch unbedingt weggehen, haben mich dann doch zu einem Mittagsschlaf überredet. Im Zentrum war heute auf Grund des Karfreitags nicht so viel los, als ich mich danach dort umgesehen habe. So habe ich ein paar Touri Infos durchgelesen und mal darüber nachgedacht was ich am Dienstag nach meiner Tour hier in Alice Springs noch anschauen will. Wenn ich nicht zu kaputt dazu bin. So viel wird das aber auch nicht sein wie mir so scheint.
Als ich wenig später an den Stuart Highway gelaufen bin, musste ich aber feststellen, dass an Ostern auch keine Road Trains unterwegs sind. Somit kann ich also nur hoffen, dass es mir noch am Dienstag gelingt Einige zu sehen und zu fotografieren. Denn ich habe auch hier erst erfahren, dass es diese gigantischen Road Trains mit ihren drei Auflegern und fünfzig Meter Länge, nur hier im Northern Territory gibt, und nicht wie ich zuerst dachte im gesamten Outback von Australien. Wenn ich Glück habe kann ich vielleicht schon welche auf meiner Tour sehen. Der Stuart Highway ist nämlich die einzige geteerte Straße die Alice Springs mit der Außenwelt verbindet. Verblüffend sind auch die Entfernungstafeln hier in Alice. Die kürzesten Entfernungen die darauf angeschrieben sind haben dreistellige Kilometerangaben mit mindestens einer Drei am Anfang. Aber hauptsächlich haben die nächsten Orte alle vierstellige Entfernungsangaben.

9. Tag (Ostern - 29. März 1997)

Ayers Rock - NT

The Olgas - NT

Um 6.00 Uhr wurde ich heute Morgen abgeholt und mein Outback Abenteuer in Richtung Uluru (Ayers Rock) sollte beginnen. In einer Gruppe von einundzwanzig Leuten haben wir uns auf die 500 km lange Strecke zum Rock gemacht. Davor aber sind wir noch bei einer weniger interessanten Camel Farm vorbeigefahren und haben zu hören bekommen, dass in Australien die meisten Kamele der Welt leben, und Australien der größte Exporteur von Kamelen ist. Das war natürlich schon etwas komisch, weil man doch im Allgemeinen denkt, dass es nur im Orient Kamele gibt. Aber wohl weit gefehlt.
Um 1.00 Uhr sind wir dann endlich am Yulara (Ayers Rock) Resort angekommen und es gab erst einmal etwas zu essen. Jeder von uns war beim Essenmachen mit eingespannt und hat sich auch auf den frischen Salat gefreut, aber daraus wurde dann leider nichts, weil jemand in der Annahme es sei Salatöl, einfach ein bisschen viel Spülmittel drüber gekippt hat. Die gleich darauf eingeleitete „Salatwaschaktion“ konnte die Situation aber auch nicht mehr retten und so war dieser eben einfach nicht mehr existent.
Nachdem dann trotzdem wieder jeder frisch gestärkt war, ging es weiter zu den Kata Tjuta (Olgas). Aber leider hat sich der Himmel zugezogen und somit war auch die leuchtend rote Farbe der Kata Tjuta (Olgas) nicht mehr ganz so leuchtend. Man hatte den Eindruck, dass sich nur über Kata Tjuta und Uluru ein riesiges Wolkenband gebildet hat um es uns zu verderben. Es hatte natürlich den Vorteil, dass wir alle nicht so sehr schwitzen mussten auf unserer zweistündigen Wanderung im Valley of the Winds durch Kata Tjuta. Der riesige Nachteil bei der Sache war aber, dass deshalb leider unser Sunset am Rock ausgefallen ist. Wir waren zwar dort und unseren Champagner haben wir auch getrunken, aber eben ohne Sunset. Die Sonne wollte einfach nicht mehr hinter den Wolken hervorkommen. Als es dann endlich dunkel war konnten wir uns entspannen und das Outback wieder für uns ganz allein genießen. Denn spätestens zwanzig Minuten nach Sunset ist keine Fliege mehr zu sehen und man kann endlich sein Fliegennetz abnehmen ohne das gleich ein Dutzend dieser Biester direkt in deine Augen fliegen wollen. Aber auch Ohren, Mund und Nase sind bevorzugte Ziele, und man hat so immer mehrere Dutzend Fliegen um sich umherschwirren. Das Schlimme dabei ist nämlich, dass sie sich von nichts abschrecken lassen. Diese Biester sind sogar durch mein Fliegennetz geflogen. Ich hatte nämlich den Fehler gemacht mir ein grobmaschiges Netz zu kaufen. In der Annahme, dass die Fliegen nicht durch die Löcher fliegen, wenn sich das Netz bewegt. Aber das interessierte die Biester auf dem Weg in meine Augen überhaupt nicht!

10. Tag (Ostern - 30. März 1997)

Ayers Rock - NT

Ayers Rock - NT

Um auf Uluru zu steigen mussten wir wieder alle sehr früh raus aus unserem bequemen Swag. Das ist die original australische Outback Ausrüstung um unter freiem Himmel zu schlafen. Ein Swag sieht im Allgemeinen fast so aus wie ein Schlafsack, ist aber etwas breiter und hat eine Schaumstoffmatte. Das Material ist grober Zeltstoff der den Wind nicht durchlässt. In diesen Swag legt man dann noch seinen Schlafsack und man kann herrlich darin schlafen, wenn man mit den Füßen zum Wind liegt um nicht den ganzen Sand in den Swag geweht zu bekommen.
Der Aufstieg am Rock haben wir und noch Dutzende von anderen Touristen um 6.30 Uhr begonnen, nachdem der Ranger den Weg frei gegeben hatte. Es sind zwar nur 348 Höhenmeter auf den Rock, aber es war für mich der bisher steilste Anstieg den ich jemals hochgelaufen bin. Ich war schon nach gut zehn Minuten fast am Ende. Ich muss aber auch zugeben, dass ich den 45° steilen Weg einfach zu schnell angegangen bin, weil ich eigentlich den Sonnenaufgang auf dem Gipfel erleben wollte, was ich dann aber leider doch nicht geschafft habe. Aber die nächste Stunde habe ich auch so auf dem Rock genossen, denn der Ausblick war grandios und durch die aufgehende Sonne hat sich die Farbe der 30 km entfernten Kata Tjutas ständig geändert, was ein tolles Schauspiel war. Der Wind auf dem Rock war auch nicht von schlechten Eltern. Ich hätte beim Aufstieg fast meinen Hut verloren. Als ich über einen Grat gekommen bin hat eine Windböe mir ihn vom Kopf gerissen und weggeweht. Er ist zum Glück aber 50 Meter tiefer in einer windgeschützten Senke liegen geblieben und ich konnte ihn wiederholen. Sonst wäre mir mein Hut schon zum zweiten Mal abhandengekommen.
Der Abstieg war danach für mich auch ganz amüsant. Dadurch, dass es jetzt schon merklich wärmer wurde sahen die Gesichter der Leute, die nun auf den Rock wollten schon ziemlich verkrampft aus, und manche hingen schon an der Kette, die dort als Hilfe über 400 m gespannt ist, als wenn sie gleich umfallen würden. Also dann sollten die Leute doch wenigstens so vernünftig sein und umkehren oder es erst gar nicht versuchen. Auch über das Schuhwerk möchte ich lieber nichts sagen. Ein paar feste Sportschuhe sollten es nun schon wirklich sein.
Anschließend haben wir uns noch die Höhlen von Uluru, und die Zeichnungen der Aboriginies darin angeschaut. Danach sind wir noch um den ganzen Felsen zum Aboriginie Cultural Center herumgefahren. Aber der Center war völlig uninteressant und ich hatte den Eindruck, dass hier nur die Touris abgekocht werden sollen. Am Nachmittag haben wir noch mal einen Stop am Sunset Point gemacht um den Rock bei strahlenden Sonnenschein von seiner berühmtesten Seite zu sehen. Das anschließende Gruppenfoto wurde fast noch zur Geduldsprobe, weil es einfach seine Zeit braucht bis ein Tourguide mit jeder der einundzwanzig Kameras ein Bild gemacht hat. Es war wie bei so einer japanischen Tourigruppe. Zum Glück aber war außer uns niemand da.
Gleich nach dem Lunch sind wir in Richtung Kings Canyon aufgebrochen und nach 380 km an der Kings Creek Station angekommen, wo wir am Abend wieder Dinner gemacht haben. Die Kings Creek Station ist eine der kleineren Rinderfarmen im Northern Territory und liegt mit ihren 2000 km2 Fläche 30 km südlich von Kings Canyon.
Nach einem langen Tag genossen wir es wieder, ohne Fliegenschwarm um den Kopf, bei ein paar Bier ums Lagerfeuer zu sitzen und später in den Swag zu kriechen.

11. Tag (Ostern - 31. März 1997)

Kings Canyon - NT

Kings Canyon - NT

Ich gewöhne mich so langsam ans frühe Aufstehen. Nach einem kurzen Frühstück sind wir heute Morgen aufgebrochen um den Kings Canyon zu erkunden. Unsere vierstündige Wanderung führte uns um den ganzen Canyon herum. Er ist nämlich gar nicht so groß wie ich eigentlich erwartet hatte. Unser Sonnenaufgang war mal wieder erste Sahne und die Aussicht in den Canyon und auf das Buschland drum herum waren auch nicht zu verachten. Das Ungewohnte an der ganzen Sache war hier im Kings Canyon, das die ganze Kante an der Schlucht überhaupt nicht gesichert war und man sich direkt einen Fußbreit an die senkrechte Kante stellen konnte wo es ziemlich tief runterging. Na ja mir ist nichts passiert, im Gegensatz zu einem Typ zwei Tage vor uns. Wie Nick unser Tourguide erzählt hat, soll vor zwei Tagen hier einer abgestürzt sein. War wohl etwas unvorsichtig!
Der weitere Weg führte uns später durch den Garten Eden. Dieser Teil des Canyons heißt so, weil er ein Wasserloch besitzt und entsprechend grün ist. In diesem Wasserloch sind noch ein paar von uns baden gewesen. Leider waren an dieser Stelle einfach zu viele Leute, denn es waren außer uns auch noch ein paar andere Touren da, somit war die ganze Atmosphäre nicht vorhanden. Als wir wieder am Bus zurück waren, und uns nun auf den Weg zum Lunch und später dann zurück nach Alice Springs machten, hat wieder der Kampf gegen die Fliegen begonnen. Denn jedes Mal wenn wir alle wieder in den Bus eingestiegen sind waren wieder jede Menge Fliegen mit im Bus, und es hat jedes Mal gut eine halbe Stunde gebraucht bis ihre Zahl wieder auf ein erträgliches Maß geschrumpft war. Die Scheiben sahen nach drei Tour Tagen auch dem entsprechend aus.

12. Tag (Ostern - 01. April 1997)

Alice Springs - NT

Bevor ich heute Abend schon wieder nach Melbourne zurückgeflogen bin, habe ich mir noch in „the Alice“ ein paar Sachen angeschaut. So war ich beim Royal Flying Doctor Service, der hier in Alice Springs seinen Hauptstandort hat. Es ist schon beeindruckend und seltsam zugleich was hinter solch einem Service steckt. Der RFDS operiert von Alice Springs aus in einem Gebiet von 600 km Radius, was einer Fläche von weit über 1.000.000 km2 entspricht, und ist für 16.000 Leute zuständig die im Outback leben. Aber es werden auch Transportflüge nach Adelaide oder Melbourne gemacht, und somit beläuft sich das Gebiet der General Operation Area auf eine Fläche von 2,3 Mio. km2. Wobei mit den drei Beachcraft Maschinen jedes Jahr annähernd 7 Mio. km zurückgelegt werden. Als ich den RFDS besucht habe waren gerade alle drei Maschinen im Einsatz, was nicht gerade ungewöhnlich ist. Zwei Maschinen waren auf Routineeinsätzen, bei denen einfach in regelmäßigen Abständen die Stations oder Kommunen angeflogen werden. Die dritte Maschine war gerade zu einem Notfall Richtung Nordosten unterwegs. Bei solchen Noteinsätzen handelt es sich hauptsächlich um Schlangenbisse, die im Outback schnell mal vorkommen können.
Ein weiteres Phänomen hier in Alice ist die Schule mit dem weltgrößten Klassenzimmer. Die School of the Air. Von dort aus werden die Kinder im Outback per Funk unterrichtet und der Lehrer sitzt allein im Klassenzimmer. Die Unterrichtsunterlagen werden per Flugzeug im 1,3 Mio. km2 großen Einzugsgebiet dieser School of the Air verteilt. (es gibt noch sieben weitere in Australien). Die Schüler treffen sich einmal pro Jahr in Alice Springs und die Lehrer fliegen alle drei Monate zu jedem von ihren Schülern. Der Schüler mit der weitesten Entfernung der hier im Moment unterrichtet wird, lebt mit seinen Eltern auf einer 10.000 km2 großen Rinderfarm 900 km nördlich von Alice.
Nachdem ich die School of the Air verlassen hatte, wollte ich unbedingt noch einen Road Train sehen. Deshalb bin ich noch etwas weiter den Stuart Highway hinausgelaufen zum großen Truck Port vor der Stadt, aber leider stand dort auch kein großer Road Train. Dort konnte ich noch wenigstens einige schöne Zugmaschinen sehen, die mit ihren Bullbars wirklich stark aussehen. Auf dem Weg zurück ins Zentrum hatte ich aber doch noch Glück, und zwar stand ein wirklich schöner Train auf dem Gelände einer Firma. Nachdem ich gefragt hatte, konnte ich auch näher hingehen und ein paar Fotos machen. Danach musste ich aber auch zugeben, dass diese Trucks ihren Namen wirklich verdient haben. Es handelt sich wirklich um einen Zug. Kurz bevor ich wieder gehen wollte, hat der Train noch schnell auf dem Gelände gewendet und ist auf den Stuart Highway hinausgefahren. Man konnte wirklich sehen, dass diese Trucks wohl die einzigen auf der Welt mit eingebauter Vorfahrt sind. Der ganze Verkehr (o.k. es waren nur zwei Autos) hat gestoppt und gewartet bis der Road Train sich dann langsam in Bewegung gesetzt hat. Die Zugmaschine war schon auf der richtigen Spur und der erste Aufleger eigentlich auch, als sich am zweiten Aufleger der Druckluftschlauch für die Bremsen gelöst hat, und der ganze Road Train dann quer über den Highway stand. Also, die Maschine und der erste Aufleger schon in der richtigen Fahrbahn, der zweite Aufleger noch quer über die Straße, während der dritte Aufleger noch auf dem Firmengelände gestanden ist. Die Dinger sind schon verdammt lang!

13. Tag (5. Wochenende 05. April 1997)

Heute Morgen habe ich erst mal meinen Hang-over von gestern Abend ausgeschlafen, und mich dann noch kurzfristig dazu entschlossen hier die Küste hinunterzufahren, weil ich gehört habe, dass es ganz schön sein soll. Ja, als ich dann los bin war ich erst einmal wieder überrascht, dass es doch hin und zurück über 200 km waren. Aber es hat sich gelohnt, vor allem, weil ich noch in den Nepean Nationalpark an der Spitze der Mornington Peninsula gegangen bin. Es war gar nicht so schlecht und hat ziemlich viel Spaß gemacht sich die alten Forts anzuschauen, die damals gebaut wurden um die Bay vor feindlichen Angriffen vor und während des 2. Weltkrieges zu beschützen. Da aber hier noch nie allzu viel los war, wurden auch in mehr als fünfzig Jahren nur zwei Schüsse abgefeuert.

14. Tag (6. Wochenende 12. April 1997)

Wilsons Prom NP - Vic

Wilsons Prom NP - Vic

Diesen Morgen bin ich wieder ziemlich früh aus den Federn und habe mich auf den Weg in den Wilsons Promontory Nationalpark gemacht, der nur 250 km südlich von Melbourne liegt. Ich bin eigentlich mit einer nicht so großen Erwartung dorthin gefahren und wurde dann ganz angenehm überrascht. Nachdem ich mein Auto abgestellt habe, bin ich also zu meiner ersten Wanderung aufgebrochen. Es sollte auf den Mt. Oberon hinaufgehen. Nach ungefähr einer Stunde habe ich auch den Gipfel erreicht, und mich empfing ein überragender Blick auf die Küstenlinie und die Strände. Als ich dann dort oben noch gemütlich gefrühstückt habe, habe ich noch ein Mädel aus Münster kennengelernt was mich ziemlich verblüfft hat. 17 Jahre alt, in der 12. Klasse, 3 Sprachen fließend, Japanisch und Chinesisch in Ansätzen. Geht jetzt hier für ein halbes Jahr in die Schule und meinte nur so nebenbei, dass sie das halbe Jahr Schule in Deutschland in 6 Wochen Ferien eben nachholen muss. Es gibt also doch noch Genies auf der Welt. Als ich wieder am Auto war bin ich zum Tidal River Camp Ground gefahren um von dort noch eine weitere Wanderung zum Sqweaky Beach zu machen. Dieser Strand ist etwas Besonderes. Der Sand, ist so fein, dass es quietscht, wenn man barfuß über den Strand läuft. Zudem hat er noch eine ganz außergewöhnliche Farbe. Er ist nämlich schneeweiß!!
Auf der Rückfahrt nach Melbourne konnte ich noch Kangaroos in freier Wildbahn beobachten. Sie saßen einfach nur so herum und haben in sich hinein geschaufelt. Gegen später konnte ich sie aber doch noch in der Gegend herum hüpfen sehen. Es ist schon eine witzige Fortbewegungsart.
Gegen 21.00 Uhr war ich wieder in Clayton zurück und werde wahrscheinlich noch mal dorthin fahren, wenn mir die Zeit reicht.

15. Tag (7. Wochenende 19. April 1997)

Ballerat - Vic

Nachdem noch mal schönes Wetter war, ist Angie und ich heute nach Ballarat gefahren um uns dort den Sovereign Hill anzuschauen. Ballarat ist eine alte Goldgräber Stadt in der heute auch noch geschürft wird. Sovereign Hill zeigt die Stadt in der Zeit des Goldrausches um 1851. Es ist so eine Mischung aus Museum und Vergnügungspark. Die ganzen Häuser waren “belebt”, auf den Straßen sind kostümierte Leute umhergelaufen und es gab überall spezielle Vorführungen. Von einer Mienentour über das Schmelzen und Abgießen von Gold bis hin zu Theatervorführungen, Demonstrationen von alten Feuerwaffen und Sprengstoffzündungen. Es war also jede Menge geboten, und wir waren den ganzen Tag beschäftigt uns das alles anzuschauen. Es werden dort sogar noch alte Wagenräder auf von Riemen getriebenen Maschinen des vorigen Jahrhunderts gefertigt. Die Räder hätte man auch kaufen können. Ebenso gab es etliche Metallwaren, die dort auf diesen alten Maschinen in Handarbeit noch produziert werden. So hätte man sich auch eine Schüssel zum Gold waschen zulegen können, mit denen man an einem Bach dann waschen konnte. Es wurde zwar immer noch behauptet, dass man dort Nuggets finden kann, aber ich habe eigentlich nicht daran geglaubt.
Am Abend nachdem wir den Park verlassen hatten, waren wir noch im Zentrum von Ballarat um etwas zu Essen und die Zeit totzuschlagen bis unsere Late Night Light-Show angefangen hat, die wir am Morgen gleich gebucht hatten, und leider nur noch Karten für die Letzte Show bekamen. So waren wir im Zentrum und haben gleich nach fünf Minuten festgestellt, dass es ziemlich lange werden kann, weil Ballarat einfach tot ist was Night Life angeht. Weil es immer kälter wurde und wir nur recht dünn angezogen waren sank die Stimmung auch. Die Show war aber richtig klasse und die Stimmung stieg auch schnell wieder an. Was wir natürlich echt gern gesehen haben, war die Tatsache, dass alle Besucher auf Grund der Kälte nach der Show noch auf einen heißen Tee oder Kaffee eingeladen wurden. Das haben wir, so durchfroren wie wir waren, natürlich gern angenommen und sind danach wieder nach Melbourne zurückgefahren.

16. Tag (8. Wochenende 25. April 1997)

Grampians NP - Vic

Eigentlich habe ich mir ja vorgenommen heute die ANZAC Parade in Melbourne anzuschauen, aber es kommt Erstens anders und Zweitens als man denkt. Nachdem ich mich informiert habe, wann die Parade den stattfinden sollte, habe ich ganz schnell umdisponiert. Mir kam nämlich zu Ohren, dass es zwischen morgens um 6.00 und 12.00 Uhr stattfinden soll. Im Grunde war ich auf diese Parade eh nicht so fixiert, und als dann viele andere auch noch gesagt haben, dass man für den Grampians National Park nicht genügend Zeit haben kann bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich doch gleich heute Morgen, zusammen mit dem Reinhardt in die Grampians fahre. Als auf dem Weg dorthin in Ballarat die Hauptstraße wegen einer Parade gesperrt war, haben wir die richtige Abzweigung verpasst und sind weiter den Western Highway gefahren, obwohl wir eigentlich von Süden her in die Grampians fahren wollten. Wir haben uns daraufhin auf kleinen Nebenstraßen zum anderen Highway durchgeschlagen, weil ich nicht mehr umdrehen wollte. Wir hatten echt noch Glück glaube ich, dass wir keine Unsealed Road erwischt hatten, aber es war ziemlich knapp davor. Die Straße hatte nämlich nur noch eine Fahrspur, und so sind wir erst voll auf den Gegenverkehr zugefahren, bevor dann beide kurz vorher auf den geschotterten Rand ausgewichen sind. Man hat sozusagen jedes Mal ein kleines Hasenfußrennen veranstaltet.
Wir sind aber trotzdem gut am Südeingang der Grampians angekommen und hatten auch gleich wieder ein richtiges Urlaubsgefühl. Nachdem wir uns noch ein Eis gegönnt hatten, fuhren wir also hinein. Leider konnten wir keine Koalas in den Bäumen entdecken, obwohl es dort welche geben soll. Auf unserer Fahrt nach Halls Gap haben wir noch einen Abstecher auf den Mount William gemacht. Man konnte bis fast ganz hochfahren und somit war es nur noch eine halbe Stunde bis auf den Gipfel. Oben angekommen erstreckten sich uns die ganzen Grampians zu unseren Füßen. Da es nur noch eine Stunde bis zum Sonnenuntergang war und der Weg hinunter eine asphaltierte Straße, so dass es bei Dunkelheit ohne Taschenlampe kein Risiko darstellte, sind wir geblieben und haben auf Sunset gewartet. Der Sonnenuntergang war dann auch erwartet grandios! Der ganze Horizont leuchtete rot und die Silhouette der vor uns liegenden Bergkette zeichnete sich scharf ab.
Die weitere Fahrt dann nach Halls Gap war nur ein Katzensprung. Im Hostel haben wir noch einige Leute getroffen, die uns sehr gute Tipps für unsere geplanten Wanderungen gaben. Unter anderem war auch noch ein ganz außergewöhnlicher Schweizer da. Er ist jetzt schon acht Monate in Amerika und Australien mit dem Fahrrad unterwegs und hat so ca. 28.000 km zurückgelegt. Die Geschichten, die er den Abend über erzählt hat waren echt faszinierend. Nun ist er wieder auf dem Weg nach Amerika, weil er noch von San Francisco nach Washington DC fahren will.

17. Tag (8. Wochenende 26. April 1997)

Um 8.00 Uhr sind wir aufgebrochen und haben unsere erste Wanderung auf den Pinnacle gestartet. Der Weg führte uns durch den “Grand Canyon” und weiter durch die “Silent Street” hinauf zum Gipfel. Der “Grand Canyon” war eine kleine, aber schroffe Schlucht in der ein Bach floss. Es ging am Ende mit Hilfe von Leitern und Treppen wieder aus dem Sandstein hinaus. Der Weg bis zur Silent Street war ein normaler Wanderweg durch Gum Trees. Die Street war aber wieder eine Schlucht. Eigentlich eher eine Spalte, durch die man sich durchzwängen musste. Also dicke Leute hätten dort sicherlich Probleme bekommen, weil ich schon fast an beiden Seiten angestoßen bin.
Auf dem Gipfel war es dann aber super. Wir waren alleine, der Ausblick auf Halls Gap war toll und der Felsvorsprung, der den Gipfel darstellte war ziemlich spektakulär. Es ging auf allen drei offenen Seiten senkrecht hinunter, es war aber mit einem Gitter gesichert. Der Punkt von dem man aber das Gipfelfoto gemacht hat war es nicht, und der war nicht minder spektakulär.
Nach unserem Frühstück auf dem Gipfel sind wir wieder abgestiegen, und waren wirklich froh schon oben gewesen zu sein, weil uns Horden von Touris entgegenkamen. Die Zahl dieser Leute stieg verblüffender Weise nicht langsam an, sondern eher schlagartig an. Wie wenn unten irgendjemand eine Schranke geöffnet hätte oder ein Bus angekommen wäre.
Nach einer weiteren Pause am Auto sind wir danach zum Parkplatz des Mount Rosea gefahren und haben unsere zweite Wanderung gemacht. Wieder ging es über 400 Höhenmeter über die Grand Stairway hinauf auf den Mount Rosea. Die Stairway war wirklich wie eine riesige Treppe. So haben wir rasch an Höhe gewonnen und konnten einen tollen Ausblick auf dem Weg nach oben genießen. Der Weg führte dann oben, immer noch leicht ansteigend, auf einem Hochplatto bis zum Gipfel. Das tolle daran war, dass man auch in die andere Richtung der Grampians schauen konnte, weil der Mt. Rosea wesentlich höher ist als der Pinnacle. Es waren zum Glück auch nicht so viel Touries unterwegs, und so konnten wir nun unser Lunch ganz gemütlich bei einer phantastischen Fernsicht und traumhaften Sonnenschein genießen. Der Abstieg war am Nachmittag nicht mehr so spektakulär. Der Weg führte auf der anderen Seite durch den Wald wieder zurück zum Auto.
Als wir dort angekommen sind gab es auch noch eine angenehme Überraschung. Wir haben nämlich die anderen Praktikanten vom Bosch getroffen, die auch dieses Wochenende in den Grampians waren. Sie waren auf dem Weg zurück nach Halls Gap, weil sie von dort aus am Morgen aufgebrochen sind. Wir konnten sie noch mit Cola und Wasser stärken, bevor sie weitergelaufen und wir nach Halls Gap ins Hostel zurückgefahren sind.
Am Hostel kam es kurz vor Abend noch zu einem ganz besonderen Schauspiel. Wie auf Kommando sind hunderte von Cockatoo Papageien von den Bäumen hochgeflogen und mit lautem Geschrei in Richtung Berge verschwunden.

18. Tag (8. Wochenende 27. April 1997)

Grampians NP - Vic

An unserem letzten Tag in den Grampians haben wir noch zwei kleinere Touren gemacht. Dirk, ein Deutscher, den wir im Hostel kennengelernt haben und der uns auch die Tipps gegeben hat, war auch dabei. So sind wir heute zu dritt und auch nicht ganz so früh aufgebrochen um uns die Balconies anzuschauen. Der kurze Weg dorthin war ganz nett, aber ich dachte eigentlich, dass es sich um mehrere Felsvorsprünge handelt und man von Einem zum anderen läuft. Jetzt war das aber nur Einer. Dieser war aber durchaus klasse. Man kann sich das wie einen Schnabel vorstellen. Der Balkon hatte noch ein Dach. Es war dann ganz toll sich vorne an die Kante des oberen Balkons zu setzen, und vor und unter sich nur noch die Schlucht zu haben. Nach einem Frühstück sind wir wieder zurückgelaufen und dann kamen uns auch schon die Massen der Touries wieder entgegen.
Genauso war es dann auch bei unserem zweiten Ziel, das wir so gegen Mittag angesteuert hatten. Der McKenzie Fall war aber trotzdem schön. Das Wasser ist in mehreren größeren Stufen ins Tal gestürzt und es gab ein ganz besonderes Bild ab. Das Wasser, der blaue Himmel und die Gum Trees. Die Kangaroos zum Streicheln in Zumstein waren auch ganz witzig und ich muss immer wieder sagen: Es sind einfach total süße Tieren, besonders, wenn sie in der Gegend herum hüpfen.
Der Boroka Lookout war der finale Abschluß zu dem wir dann hingefahren sind um noch mal einen Blick auf Halls Gap und die umliegenden Grampians zu nehmen. Danach haben wir den Dirk wieder im Hostel abgesetzt, unser Zeug eingeladen, und uns wieder auf den Weg zurück nach Melbourne gemacht. Im Rückreiseverkehr in Melbourne gab es noch Aufregung. Mein Toyota überhitzte während er im Leerlauf lief, und ich musste ihn dauernd an den Ampeln ausmachen. An der Tankstelle habe ich dann die Ursache festgestellt. Ich habe auf den letzten 6.500 km immer nur Wasser in den Überlaufbehälter gefüllt, und nicht in den eigentlichen Kühler. So ist das eben mit alten Autos! Man lernt immer wieder dazu!!

19. Tag (10. Wochenende 08. Mai 1997)

Melbourne - Vic

Gleich nach der Arbeit bin ich in die Stadt gefahren, weil ein Ereignis von großer Bedeutung für Melbourne stattgefunden hat. Das neue Crown Casino wurde eröffnet. Es ist aber nicht nur ein Casino, sondern ein riesiger Entertainment Complex. Nachdem die Eröffnung nun schon mehrmals verschoben werden musste war es heute nun endlich soweit das 2 Mrd. Dollar teure Gebäude mit einem 10 Mio. Dollar Feuerwerk einzuweihen.
Nachdem ich noch Mike, meinen Bekannten aus New Zealand, in South Melbourne abgeholt habe sind wir also los. Es waren gut 70.000 Leute da, obwohl das Wetter nicht so toll war. Es blieb aber in der Stadt zum Glück trocken, während es in Clayton geschüttet haben soll. So konnten wir das Spektakel uns dann in aller Ruhe anschauen. Es war das beste Feuerwerk, das ich bis jetzt gesehen habe. Es war riesig und dauerte auch sehr lange. Das tolle daran war die Verbindung zwischen dem temporären Casino und dem Neuen. Das Feuerwerk begann am alten Casino, sprang dann auf das Dach des World Trade Centers, von dort auf den Yarra River, wo dann das Hauptfeuerwerk stattfand und endete schließlich nach einem bombastischen Finale auf dem Dach des neuen Komplexes. Von mir aus hätte es noch viel länger dauern können, ich war total begeistert, weil ich nun einen großartigen Ausgleich bekommen habe für das verpasste “Chiniese New Year” Feuerwerk in Hong Kong.
Auf den Einlass für das gewöhnliche Volk ins Casino zwei Stunden später wollten wir nicht mehr warten, und sind noch in ein Pub bevor es wieder heimwärts ging.

20. Tag (10. Wochenende 09. Mai 1997)

Heute war ich schon wieder gleich nach der Arbeit unterwegs. Mit Mike bin ich zusammen zu meinem ersten Australien Foodball Match gegangen. Diesen Freitagabend war das große Spiel zwischen den Spitzenmannschaften North Melbourne und Collingwood im Melbourne Cricket Ground, kurz genannt MCG, dem ehemaligen Olympia Stadion von 1956. Die Kulisse mit 60.000 Zuschauern war richtig gut, aber das Stadion war trotzdem nur knapp über die Hälfte besetzt. Foody, wie es hier kurz genannt wird, ist schon ein komisches Spiel. Es gibt so gut wie keine Regeln, des “Ei” muss auf irgendeine Art und Weise ins Tor gebracht werden. Ob es nun gekickt, getragen oder geworfen wird, ist dabei eigentlich völlig egal. Das Spielfeld ist ein Kreis mit einem Durchmesser von sicherlich 150 m, die Tore sind oben offen, so dass die Höhe auch keine Rolle spielt. Die Trainer haben ihre “Läufer” die während dem Spiel Nachrichten vom Coach zu den einzelnen Spielern bringen. Die Jungs mit den Trinkflaschen rennen auch noch auf dem Feld herum, und zu guter Letzt spielen die Schiedsrichter, davon gibt es sechs, auch noch mit. Jedenfalls wenn es Einwürfe oder Schiedsrichterbälle gibt. Es war also eine ganz neue Erfahrung so etwas einmal gesehen zu haben und ich glaube ich werde mal wieder zu einem Foody Match gehen. Hoffentlich wird dann auch die Mannschaft gewinnen für die der Mike so schwärmt. North Melbourne hat nämlich eine ganz schöne Packung bekommen. Sie verloren nämlich 68 zu 111, was ca. 8 Tore Unterschied ausmacht. Mike war ganz geknickt.

21. Tag (10. Wochenende 10. Mai 1997)

Zusammen mit den ganzen Praktis und Trainees vom Bosch sind wir ins Yarra Valley gefahren und haben eine Winery Tour gemacht. Das Yarra Valley ist eines der besten Weinbaugebiete des pazifischen Raumes. Zum Anfang haben wir bei Moet Domain Chandon mit einem Champagner Frühstück begonnen. Danach war es dann schon Mittagszeit und es ging weiter zur De Bortoli Winery mit Restaurant. Dort haben wir gegessen und sind leider etwas versumpft, was auch an der langsamen Bedienung sicherlich lag. Den anschließenden Spaziergang durch die Weinfelder kürzten wir ein bisschen und wollten danach eigentlich noch zu einer weiteren Winery. Diese hatte aber schon geschlossen und so sind wir wieder nach Melbourne zurückgefahren. Da es jedem von uns gut gefallen hat, haben wir uns vorgenommen solch eine Tour auf jeden Fall noch mal zu machen.
Am Abend war ich dann mit lauter Japanerinnen vom Normanby House noch in der Stadt im neuen Casino, aber es war so fürchterlich voll, dass es gar nicht so toll war. So werde ich sicherlich noch mal dorthin gehen, wenn sich der erste Ansturm etwas gelegt hat.

Weitere Wochenend Trips in Victoria.

22. Tag (11. Wochenende 17. Mai 1997)

Echuca - Vic

Echuca - Vic

Dieses Wochenende war ich auf dem Weg nach Echuca. Echuca liegt am Murray River, der Grenze zu New South Wales und war im 19. Jahrhundert der größte Inlandshafen Australiens.
Als ich nach einer gemütlichen Fahrt dort ankam, bin ich natürlich als erstes zum Murray und es gab dort auch einen schönen Scenic Drive flussabwärts, den ich daraufhin gleich erkundete. Am Ende angekommen habe ich das Auto abgestellt und bin einfach mal ein bisschen herumgelaufen. Es ist noch eine relativ ursprüngliche Landschaft in der der Fluss noch das “Sagen” hat. Nach so gut einer halben Stunde wollte ich wieder zurück und zu meiner Überraschung hatte ich den Autoschlüssel im Zündschloss stecken lassen und die Tür war natürlich zu. Das musste ja irgendwann mal passieren. Zum Glück waren dort aber auch noch ein paar Aussis mit einem Mobil Phone in der Nähe, die ich fragen konnte ob sie den RACV anrufen könnten. Der Typ vom Automobil Club ist auch recht schnell zur Stelle gewesen und hatte, zu meiner Erleichterung, mein Auto noch schneller geknackt. Beim Ausfüllen der Formulare gab es dann noch Missverständnisse, weil ich dachte ich sei Mitglied geworden als ich die Versicherung fürs Auto beim RACV abgeschlossen hatte. Aber dem war nicht so, und daraufhin hat er den Einsatz nach ein paar Telefonaten über meine deutsche ADAC Karte abgerechnet. Was mich ein bisschen überrascht und natürlich auch gefreut hat.
Nach dieser “Aufregung” bin ich an den historischen Hafen gegangen. Dieser hat mir ganz gut gefallen und das Beste daran war mal wieder, dass es außerhalb der Saison war und deshalb nur eine Handvoll Touristen zugegen waren. Nach einer gemütlichen Besichtigung der Wharf bin ich zurück ins Hostel, wo ich es mir am Abend vor dem offenen Kamin gemütlich gemacht habe.

23. Tag (11. Wochenende 18. Mai 1997)

Echuca - Vic

Ich bin noch mal an die Wharf um ein paar Bilder bei absolutem Sonnenschein zu machen. Am Nachmittag wollte ich eigentlich eine Fahrt mit einem von diesen historischen “Pattle Steamern” machen, aber ich hatte das Glück, dass ich an der Wharf kostenlos mit einem dieser Raddampfer mitfahren konnte. Denn als die PS Pevensey angelegt hatte, und die ganzen Leute mit dem Ticket für die nächste Fahrt an Bord gegangen sind, fragte der Typ ob ich mir bis zur Abfahrt den Pattelsteamer anschauen will. Ich nahm dankend an und als es los ging fragte mich keiner mehr nach einem Ticket und ich hielt auch meinen Mund.
So habe ich die einstündige Fahrt flussabwärts und wieder zurück genossen, und konnte die Dampfmaschine voll in Aktion bewundern. Das tolle an Dampfmaschinen ist, dass sie im Verhältnis zu Verbrennungsmotoren absolut leise sind und somit während der Fahrt eigentlich nur die Schaufelräder zu hören waren.
Den Nachmittag habe ich an Bord eines anderen Pattle Steamers, der dort festgemacht war, verbracht und ließ mir die wärmende, herbstliche Sonne aufs Haupt scheinen. Am Abend war wieder die Wärme des offenen Kamins angesagt.

24. Tag (11. Wochenende 19. Mai 1997)

Heute habe ich noch einen kurzen Stopp auf dem Weg zurück nach Melbourne in Bendigo eingelegt. Ich wollte mir noch die Stadt ein bisschen anschauen, weil es dort noch einige schöne Häuser im viktorianischen Baustil gibt. Sie stammen aus der Zeit als Bendigo eine sehr reiche Goldgräberstadt war. Die Mine die es dort zu besichtigen gab wollte ich aber nicht mehr anschauen, weil ich etwas Ähnliches ja schon in Ballarat gesehen hatte. Und so bin ich nach ca. zwei Stunden auch wieder weitergefahren und war am Nachmittag schon wieder zurück in Melbourne.

25. Tag (12. Wochenende 24. Mai 1997)

Nach einem kleinen Ausflug zu einem Fußballspiel zwischen Normanby House Leuten und der La Trobe Uni im Sport Center der Monash, war ich am Abend mit ein paar Japanern zum ersten Mal richtig japanisch Essen in einem kleinen Restaurant in der Innenstadt.

26. Tag (12. Wochenende 25. Mai 1997)

Angie und ich waren zum Reiten in den Dandenongs. Angie wollte mal wieder auf ein Pferd, und ich dachte es könnte mal eine gute Erfahrung werden. Wir sind so gegen 11.00 Uhr aufgebrochen und waren innerhalb einer Stunde in den Dandenongs. Nach einem kurzen und schönen Überblick am Sky High Aussichtspunkt haben wir uns auf die Suche nach der Pferdefarm gemacht, und sind also in die auf der Karte angegebene Gravel Road abgebogen. Nur leider konnten wir auch nach zweimaligen abfahren der Strecke außer ein paar verlassenen und vergessenen “Kommunen” aus den Siebzigern mit etlichen Autowracks und sonstigen Unrat nichts entdecken. Nach ein paar Nachfragen hat sich dann herausgestellt, dass die Pferdefarm nicht mehr dort anzutreffen ist, sondern an der Hauptstraße außerhalb den Dandenongs. Dort haben wir es auch gefunden und konnten auch noch für den Nachmittag einen Ausritt bekommen.
Es ging um 14.00 Uhr los, nachdem man also mit Helm und der kurzen Einführungserklärung ausgestattet war. Da ich von dem australischen Kauderwelsch nicht allzu viel mitbekommen habe, konnte ich nur hoffen, dass “Smoky Joe” seine Sache wohl besser macht als ich. Nachdem es durch das Gatter hinaus in Richtung Wald ging war es ja noch ganz gemütlich. Als Smoky Joe aber angefangen hat zu traben habe ich ziemlich heftige Schläge auf den Hintern bekommen. Joe war auch jedes Mal wieder froh als es in den Gang überging weil, ich denke, er hat meine Einschläge auf seinem Rücken sicherlich auch gespürt. Aber so gut nach einer Stunde war ich auf dem Weg den Bogen besser raus zu bekommen und Joe war sichtlich froh darüber. Jedenfalls ist er nun häufiger getrabt und ich habe einigermaßen die Kontrolle übernehmen dürfen, nachdem er vorher eigentlich immer nur das gemacht hat was seine Artgenossen vor ihm getan haben. So hat es zum Ende hin richtig Spaß gemacht, und ich muss sagen das Reiten eigentlich eine tolle Sache ist an der ich Gefallen finden könnte. Es ist schon klasse, wenn man spürt, dass das Pferd anfängt zu schwitzen. Es war auch mal eine ganz andere Erfahrung unterwegs zu sein und dem Gefährt, sprich Joe, die Führung zu überlassen. Zumal es sich um den besten 4WD gehandelt hat mit dem ich unterwegs war.

27. Tag (13. Wochenende 30. Mai 1997)

Am Freitagabend waren wir noch im Dr. Martins. Einer totalen Yuppie Kneipe Diskothek. Die Leute sind dort aber auch nun herumgestanden und haben sich volllaufen lassen, wie die einfachen Studis im Nottham Hill Hotel um die Ecke. Also total bescheuert. Den Anderen hat es anscheinend total gut gefallen. Danach sind wir noch ins Casino und ich Trottel habe gemeint ich könnte mir das Geld wiederholen, was ich genötigt war auszugeben, um die Runden, die von den Anderen schon mal bezahlt wurden wieder auszugleichen. Leider hatte ich dort auch kein Glück mehr, und so habe ich noch mal Geld in den Sand gesetzt. Schön blöd!

28. Tag (13. Wochenende 31. Mai 1997)

Am Abend sind wir, dieses Mal mit dem German Club, Anja, Eva und Steffen, in die Dandenongs gefahren und haben einen Abend in einem auf deutsche Tradition getrimmten Lokal verbracht. Also man muss sich das so richtig typisch vorstellen. Bavaria und Co ließ grüßen. Na ja, das war aber auch ganz schön. Der Kuchen den es dort gab war wirklich gut gemacht, und wir haben uns richtig vollgefressen. Ein abschließender Blick vom Aussichtspunkt “Sky High” nachts um halb eins, war dann der krönende Abschluss. Das Lichtermeer von Melbourne war einfach unendlich. Es war kein Ende zu erkennen. So groß ist Melbourne.

29. Tag (13. Wochenende 01. Juni 1997)

Ich bin zum Hanging Rock gefahren, der 50 km nördlich von Melbourne liegt. Man erzählt sich dort die Legende, dass bei einem Picknick eines Tages drei Mädchen spurlos verschwunden sind, und nur eines wieder nach drei Tagen aufgetaucht ist. Ich glaube darüber gibt es sogar einen Film.
Als ich durch das Gelände an Hanging Rock gelaufen bin konnte ich mir gut vorstellen, dass es wirklich passiert sein könnte. Sehr zerklüftet mit hunderten von Gängen und Löchern zwischen den einzelnen Felsen, einfach unwahrscheinlich. Der Blick vom Gipfel war auch nicht von schlechten Eltern. Bei einer guten Fernsicht konnte ich sogar die hohen Gipfel der Snowy Mountains sehen, die sich ungefähr 100 km östlich davon erstreckt haben. Nach ungefähr drei Stunden bin ich wieder zurück, weil es nun doch schon empfindlich kalt wird nach 15.00 Uhr.

30. Tag (14. Wochenende 06. Juni 1997)

Auf nach Rutherglen! Gleich nach der Arbeit bin ich zusammen mit der Monika, unserer Abteilungssekretärin, und ihrem Mann aufgebrochen nach Rutherglen. Es findet dieses Wochenende ein Winery Walkabout dort statt, und die Monika hat mich in ihr Ferienhaus eingeladen. So haben wir uns gegen 19.00 Uhr auf den Weg gemacht und sind nach vier Stunden Fahrt dort angekommen. Nachdem ihre Freunde auch eingetroffen waren hatten wir noch einem gemütlichen Umtrunk bevor wir ins Bett gingen.

31. Tag (14. Wochenende 07. Juni 1997)

Rutherglen - Vic

Rutherglen - Vic

Um zirka 7.30 Uhr bin ich schon aufgewacht und als ich den Kopf zur Tür hinausgestreckt habe, hat sich mir ein wunderbares Szenario geboten. Das Licht der aufgehenden Sonne schien auf eine Nebelschicht, welche sich über Nacht in Bodennähe gebildet hatte und tauchte die Landschaft in ein tolles Licht. So gut, dass ich mich einfach nicht halten konnte, mir meine Kamera schnappte und nur im Schlafanzug für fast eine halbe Stunde bei feuchter Kälte draußen herumgelaufen bin. Es war eine ganz einmalige Stimmung. Der ruhig fließende Murray River hinter dem Haus, der Nebel über den Feldern, die Vögel mit ihrem Geschrei, die aufgehende Sonne, die von ihr angestrahlten Wolkenfetzen und die absolute Einsamkeit. Danach habe ich mich aber schleunigst wieder ins Bett verkrochen und mich noch eine Stunde aufs Ohr gelegt.
Nach einem guten und ausgiebigen Frühstück sind die beiden Frauen mit mir losgefahren und haben mir die umliegenden Dörfer mit ihren alten Häusern gezeigt. Es gab dort auch viele schöne Läden mit handgemachten Sachen, durch die wir ausgiebig geschlendert sind. In diesen Läden hätte man sich eine Wohnung richtig mit Geschmack einrichten können, das nötige Kleingeld natürlich vorausgesetzt. Nach einem Kaffee und einem Kuchen waren wir gegen Abend wieder zurück. Zu unserer Überraschung hatten die Männer einen halben Sack voll Süßwasser Hummer gefangen, und auch schon gekocht. Nach dem Essen gab es sozusagen als krönenden Abschluss die Fußkrebse. Das war eine Delikatesse! Und nach drei großen Krebsen habe ich nicht mehr gekonnt, und ich habe mich noch zu einem Nachtspaziergang entschlossen. Zuerst dachte ich, es wäre stockdunkel, weil kein Mond zu sehen war. Aber nach gut zehn Minuten hat das schale Licht der Sterne ausgereicht und ich war gut eine Stunde unter dem Sternenhimmel in der Umgebung unterwegs.

32. Tag (14. Wochenende 08. Juni 1997)

Rutherglen - Vic

Heute war der große “Winery Walkabout”. Wir sind schon morgens auf den heutigen Markt nach Rutherglen gefahren, um noch einigermaßen vor dem großen Touristenansturm dort zu sein. Nachdem es noch einige interessante Vorführungen gegeben hat und alle, außer mir natürlich, vollbeladen mit Tüten waren, konnten wir den Markt verlassen und sind zur ersten Winery gefahren. Chambers war die Erste in der wir auch unser Glas gekauft haben, das zum Probieren berechtigt. Da ich nicht unbedingt am nächsten Tag mit einem riesigen Schädel aufwachen wollte, habe ich mich nur auf Rotwein beschränkt. Also ich muss offen zugestehen, dass es herrliche Weine waren, und ich gut verstehen kann, warum Wein in Australien als Alternative zum Bier immer populärer wird. Die einzelnen Sorten waren sehr gut. Leider war die Auswahl noch etwas klein, aber das wird sich wohl in den nächsten Jahren noch ändern. Campells, Cofield, Bullers und Peiffers Winery waren auch nett zu besuchen, wobei mir Pfeiffers Winery am besten gefallen hat. In der flachen Gegend ist Pfeiffers direkt am Murray gelegen und hat deshalb noch ein etwas abwechslungsreicheres Gelände zu bieten als die Anderen. Am Ende hatte ich von drei Winerys noch von jedem Weintyp (Port, Auslese, Qualitätswein) eine Flasche in Besitz und werde sie mir an einem schönen Abend genehmigen.
Am Abend sind wir nach Corowa in New South Wales gefahren und haben den Abend im Casino verbracht.

33. Tag (14. Wochenende 09. Juni 1997)

Es war auch schon wieder unser letzter Tag und man befasste sich schon wieder mit Aufräumen und Zusammenpacken. Aber am Morgen haben wir noch richtig gearbeitet. Da in diesem Frühjahr der Murray sehr viel Wasser hatte, war die Uferböschung arg in Mitleidenschaft gezogen worden, und da die Gum Trees Flachwurzler sind halten diese Bäume den Grund nicht fest, werden unterspült und fallen irgendwann einmal in den Fluss. Um dem Ufer wieder mehr Rückhalt zu verschaffen, haben wir heute Morgen Weiden an der Böschung gepflanzt. Wie? Na ja ein paar Zweige abgeschlagen und in ein Loch in den Boden gesteckt. Ich war selbst ziemlich skeptisch, aber ich denke das wird wohl funktionieren. Weiden sind wie Unkraut, die wachsen überall.
Nach getaner Arbeit und viel Spaß hier oben in Rutherglen ging es wieder in vier Stunden zurück nach Melbourne.

34. Tag (15. Wochenende 15. Juni 1997)

Als ich in die City gefahren bin wollte ich eigentlich auf den Victoria Market, aber auf dem Weg dorthin ist mir noch eingefallen, dass ich den Hafen von Melbourne gar nicht gesehen habe und so disponierte ich, flexibel wie ich bin, einfach um und fuhr an den Hafen. Es war am Sonntag nicht allzu viel los und es ist auch nicht gerade ein riesiger Hafen. Aber trotzdem war es mal etwas Anderes. Es lag sogar ein Containerschiff aus Emden am Kai. Was mir besonders aufgefallen ist, dass hier eigentlich nur ein größeres Hafenbecken existent war und im Prinzip eigentlich nur Container abgefertigt wurden. Auf der Fahrt durch die Hafenanlagen bin ich der recht imposanten West Gate Bridge sehr nahegekommen und habe sie mir deshalb mal aus der Nähe angeschaut. Unglaublich, dass diese Brücke während des Baus zusammengebrochen ist und etliche Arbeiter in den Tod gerissen hat. Na ja, man löst ja auch nicht die Befestigungsschrauben um einen Höhenunterschied von ein paar Zentimetern auszugleichen.
Unterhalb der Brücke fand ich noch ein “wissenschaftliches” Museum. Das habe ich mir, als es anfing zu regnen auch noch angeschaut. Danach habe ich dann noch beschlossen in der Stadt zu bleiben bis es dunkel wird, um noch Nachtaufnahmen von Melbourne zu machen, weil ich gerade meine Kamera dabeihatte. So war dieser Tag doch ausgefüllter als es heute Morgen den Anschein hatte.

35. Tag (16. Wochenende 21. Juni 1997)

Wir haben uns dazu entschlossen alle zusammen in die Dandenongs zum Wandern zu fahren. Da es eigentlich gleich hier um die Ecke liegt, sind wir, die ganzen Praktis vom Bosch, erst so gegen 11.00 Uhr losgefahren und haben uns als erstes einen Kaffee gegönnt als wir in den Dandenongs waren. Frisch gestärkt sind wir danach einfach in die Pampa gelaufen und haben auch einen geschickten Weg gefunden. Vier Stunden sind wir einem Weg gefolgt, der die Berge hinunter zu einem See und auch wieder zurückgeführt hat. Somit war es ein ganz gemütlicher Tag heute, der am Ende noch einen gewissen Höhepunkt hatte. Auf dem Rückweg haben wir an einer Swiss Bakery angehalten um uns mit phantastisch schmeckenden Brezeln einzudecken.
Am Abend werden wir uns noch richtig ins Nachtleben stürzen.

36. Tag (18. Wochenende 05. Juli 1997)

Holger, ein Trainee vom Bosch, hat uns noch mal zu einem BBQ eingeladen, weil an seiner Abschiedsparty so viel Fleisch übriggeblieben ist. Und so haben wir also heute Mittag am Yarra gegrillt. Das Wetter war vom Feinsten und wir hatten jede Menge Spaß. Danach haben wir uns aufgemacht ins MCG um noch ein Footy Spiel anzuschauen. Es war richtig voll und wir haben nur noch ganz oben einen Platz bekommen. Es ist schon ein gewaltiges Stadion, obwohl 68.000 Zuschauer da waren hatte man nicht unbedingt den Eindruck als ob es voll wäre. Die Stimmung war gut und nach dem Spiel sind wir alle zusammen noch einen Kaffee trinken gewesen, bevor sich Mark und Jörg verabschiedet haben. Der Rest hat die Zeit noch mit einem Video überbrückt und hat sich danach noch ins Night-life gestürzt.

37. Tag (18. Wochenende 06. Juli 1997)

Heute wollte ich eigentlich noch mal in den Wilson Promontory fahren, aber da es gestern so spät wurde und ich heute erst um 9.00 Uhr aus den Federn gekommen, bin war es dafür schon zu spät. So habe ich mich dann ganz flexibel dazu entschlossen an den Lake Eildon zu fahren und im Fraser National Park ein bisschen zu wandern. Bei traumhaftem Wetter bin ich gleich nach dem Aufstehen in Richtung Great Dividing Range unterwegs gewesen. Nach ein paar Stunden Fahrt bin ich in Eildon, direkt am See angekommen. Ein wenig später habe ich mir dann ein Frühstück, mit Zeitung und anderen Annehmlichkeiten, auf einem Lookout hoch über dem See gegönnt. Bei absoluter Windstille und wolkenlosen Himmel und dieser gigantischen Aussicht war es leicht dort über eine Stunde zu verbringen.
Gegen Nachmittag bin ich in den Fraser National Park weitergefahren und habe noch ausgiebig die Sonne und die herrliche Landschaft genossen, bevor ich am Spätnachmittag noch zu einer zweieinhalbstündigen Wanderung aufgebrochen bin. Der Weg führte direkt am See entlang. Der Rückweg führte über eine Bergspitze hinweg und bot noch einmal einen beeindruckenden Blick über den ganzen Nationalpark. Besonders schön war die Rotfärbung durch die untergehende Sonne. Als es doch merklich kühler wurde, bin ich wieder zum Auto zurück und war noch rechtzeitig in Melbourne um mich noch fürs Night-life fit zu machen.

38. Tag (19. Wochenende 12. Juli 1997)

Nachdem es dieses Wochenende wieder traumhaftes Wetter hatte, habe ich mich dazu entschlossen mit Steffen zusammen einfach mal um die Port Phillip Bay herumzufahren. Unsere erste Station als wir in Queenscliff am Eingang der Bay ankamen, war Coles Supermarkt. Dort haben wir uns für unser Frühstück eingedeckt und sind dann zu einem Aussichtspunkt weitergefahren, von dem man einen herrlichen Blick auf den Ozean hatte. Dort haben wir im Auto gefrühstückt und Zeitung gelesen. Am Nachmittag haben wir uns das Fort Queenscliff angeschaut und eine Führung mitgemacht, bevor wir schließlich mit der Fähre auf die andere Seite der Bay nach Sorrento übersetzten. Als wir nach vierzig Minuten Fahrt ankamen, haben wir uns erst einmal in ein Café verzogen und in der Sonne einen Cappuccino geschlürft. Nach einem tollen Sonnenuntergang über der Bay am Strand ging es wieder nach Melbourne zurück. Abends war Kino angesagt.

39. Tag (19. Wochenende 13. Juli 1997)

Heute war der Shopping Tag. Vom St. Kilda Market zum Queen Victoria Market und durch die Stadt zum Sunday Market. Somit habe ich nun alle Souvenirs zusammen und habe keinen Stress mehr damit. Auf der Driving Range hatten wir am Abend auch noch unseren Spaß als wir einfach mal wieder ein paar Bälle in den Himmel geschossen haben. Golfspielen macht einfach Spaß!!

40. Tag (20. Wochenende 19. Juli 1997)

Am Nachmittag sind wir, die französischen Girls und ich nach Caufield zum Pferderennen gefahren. Es ist eine schöne alte Anlage und die Atmosphäre entsprach voll und ganz dem Klischee was man so im Hinterkopf hat. Vom Publikum, über die Kleidung, bis hin zu den Buchmachern und Membern. Pferderennen sind eigentlich gar nichts Aufregendes und die Rennen werden im Prinzip auch nur spannend, wenn man wettet. Die einzelnen Rennen sind ziemlich kurz und manchmal scheint es als ob das Ganze drum herum für die Leute viel aufregender zu sein scheint als die Rennen selbst. Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht und ich muss immer wieder feststellen, dass Melbourne enorm viel zu bieten hat. Schade, dass ich so wenig Zeit habe! Melbourne ist eine Stadt die im Grunde nichts Großartiges, Spektakuläres zu bieten hat und im Grunde auch nichts Besonderes ist. ABER diese Stadt besitzt Charme, den man erst nach ein paar Wochen entdeckt und erst nach ein paar Monaten zu schätzen versteht. Deshalb kann man Melbourne auch nicht anschauen, sondern nur erleben!

41. Tag (20. Wochenende 20. Juli 1997)

Die zwei Mädels ins Auto geladen und auf geht’s nach Philipp Island. Nach einer kurzen Fahrt waren wir auch schon dort und haben uns gleich zum Anfang im Koala Conservation Center die süßen Bären angeschaut. Im Unterschied zu Healsville waren sie hier nicht so eingepfercht und erstaunlicherweise auch auf ziemlich dünnen Ästen ganz schön hoch oben in den Baumwipfeln. Danach sind wir erst einmal lange und ausgiebig in ein Take Away zum Essen. Essen ist eben eine französische Eigenart. Unser Nachmittagsspaziergang ist dann leider von einigen Regenschauern unterbrochen worden und wir haben uns deshalb nicht so weit vom Auto entfernt. Die großartige Brandung, an einem von Surfern hoch geschätztem Strand haben wir uns aber doch nicht entgehen lassen. Als es immer mehr auf den Abend zuging haben wir uns auf den Weg zu den Nobbies gemacht. Es ist eine Felsformation an der Südwestecke der Insel, an der es auch Seerobben gibt. Diese waren aber nicht zu sehen und das Blow Hole hat auf Grund der niedrigen Tide auch nicht so richtig geblasen, und so sind wir kurz vor der Dunkelheit zur Pinguin Parade gefahren. Der Eintritt hat uns aber abgehalten, zumal wir wussten, dass es von einem naheliegenden Hügel aus auch möglich ist die Pinguine zu sehn. Als wir aber dann auf dem Parkplatz dort standen, kam ein Typ vorbei und meinte wir sollen hier verschwinden, die Straße sei geschlossen. Wir haben deshalb unser Auto auf dem großen Parkplatz unten abgestellt und sind zu Fuß wieder nach oben gelaufen. Nach wenigen Minuten kam der gleiche Typ wieder und hat uns wieder aufgefordert zu gehen. Es war das erste Mal in Australien, dass ich dachte: “Die können den Hals auch nicht voll kriegen“. Hunderte von Touries waren da und haben gezahlt, da hätten sie uns ja wirklich dastehen lassen können, zumal wir die einzigen dort an dem windigen Eck waren. Etwas gefrustet sind wir wieder nach Melbourne heim und verzichteten einfach auf die Parade.

42. Tag (21. Wochenende 26. Juli 1997)

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir, Eva, Anja und ich, in die City gefahren und haben uns dort an der Flinderstreet Station „Under the Clocks“ mit Jemanden getroffen. Danach sind wir in die Russell Street und haben ein bisschen in die dortigen Second-hand Läden reingeguckt. Ein Kaffee bei McDonalds hat uns über den Mittag geholfen und am Nachmittag waren wir in St. Kilda. Eigentlich wollten wir dort ein bisschen laufen, aber es war einfach gemütlicher in eine Pizzeria zu sitzen und nun doch etwas verspätet zu Essen. Aber wir haben uns später doch noch aufgerafft und sind nach Brighton an den Strand gefahren, weil es dort richtig hübsche, bunt bemalte Strandhäuschen aus der Jahrhundertwende gibt. Ein kurzer Gang am Strand entlang hat uns auch genügt, obwohl durch einen starken Wind die Sicht klar und sehr gut war. Am Abend wollten wir noch auf der Rialto Oberservation Deck hinauf, aber wir waren einfach zu träge. Wir waren sowieso für den Sonnenuntergang viel zu spät dran und hätten ihn verpasst. Ein kurzer Besuch beim McDonalds hat das Abendessen ersetzt, und als die Anderen schon fast eingeschlafen sind haben Eva und ich uns noch auf den Weg in die Chapel Street gemacht um dort bis spät in die Nacht einige Locations zu testen.

43. Tag (21. Wochenende 27. Juli 1997)

Warnambool - Vic

Nachdem ich einen einem ziemlichen Schädel habe, sind Eva und ich gegen Mittag an den Flughafen gegondelt um Steffen abzuholen, der nach einer Woche in Queensland wieder nach Hause gekommen ist. Nach kurzem Hallo und langem „erzählen wie es denn nun war“ sind wir in die Lygon Street und haben uns einen Kaffee gegönnt. Um rechtzeitig wieder in Clayton zurück zu sein um die Andern mitzunehmen, sind wir so gegen 16.00 Uhr aufgebrochen. Danach ging es gleich wieder zurück in die City und wir waren noch bei Helligkeit dort um auf den Rialto Tower zu gehen. Aber die Lichter der Stadt waren nach kurzer Zeit und ein paar Fotos nicht mehr ganz so interessant, sondern es wurde nun heftigste Erfahrungen ausgetauscht und mir Tipps gegeben was man alles in Queensland gesehen haben muss. Also ich habe die Befürchtung, dass meine sechs Wochen wohl irgendwie nicht reichen werden. Abends gingen wir noch in den Iish Pub am South Gate, bevor sich ein herrliches Wochenende wieder dem Ende zuneigte und mir somit nur noch zwei bleiben.

44. Tag (22. Wochenende 02. August 1997)

Nachdem die zwei anderen vom German Club nun doch nicht mit nach Warnambool wollten, war ich heute wieder alleine unterwegs. Gegen Mittag bin ich in Warnambool angekommen und natürlich gleich an den Strand gefahren um die Wale zu sehen. Zu meiner Überraschung waren auch welche da, weil ich eigentlich im Grunde nicht damit gerechnet hatte. Zum Zweiten waren diese auch noch in absoluter Strandnähe zu sehen und der Blick von den Dünen war beeindruckend. Bis zum späten Nachmittag konnte ich fünf der sechs anwesenden Wale beobachten. Von weitem sehen sie eigentlich nur wie ein Holzstück aus, das im Wasser treibt. Aber wenn sie sich bewegen, ihre Fontänen in die Luft blasen, und zuweilen auch mal ihre Schwanzflossen zeigen, dann gibt es keinen Zweifel mehr. Es ist schon verwunderlich warum sich diese Tiere in so seichtem Wasser so lange aufhalten und nur den Strand auf und abschwimmen. Nach vier Stunden bin ich wieder gegangen und habe in einem Backpacker übernachtet.

45. Tag (22. Wochenende 03. August 1997)

Heute Morgen habe ich mich auf den Weg zu einem ehemaligen Vulkankrater gemacht und konnte meinen ersten Koala in freier Natur bewundern. Auf dem Rückweg bin ich nochmals bei den Walen vorbei und habe dieses Mal von Einheimischen erfahren, dass es ziemlich selten ist fast alle Tiere zu Gesicht zu bekommen und dazu auch noch derartig nah. Es soll auch schon Wochenenden gegeben haben an denen sich die Wale gar nicht am Strand gezeigt haben, obwohl sie sich dort immer ca. sechs Wochen im Jahr aufhalten. Somit habe ich verstanden, dass ich gestern ziemlich viel Glück hatte. Zumal man heute nur Zwei sehen konnte und einen Dritten, der aber ziemlich weit draußen sich aufgehalten hat. Kurz bevor ich den Strand wieder verlassen wollte kam es auch noch zu einem spektakulären Höhepunkt. Einer der Wale hat nur für Sekunden einen Kopfstand gemacht und die Schwanzflosse aus dem Wasser gestreckt, sozusagen als Abschied.
Am Nachmittag bin ich weiter zur Great Ocean Road gefahren und habe mir die Twelve Apostels angeschaut und bin dieses Mal auch die Gipson Steps zum Strand hinuntergegangen. Ich finde erst, wenn man unten am Strand ist merkt man wirklich wie hoch dieses Kliff wirklich ist. Die Brandung war heute auch nicht von schlechten Eltern und dass die Sonne vom Himmel gelacht hat, hatte natürlich auch nichts Negatives.

46. Tag (23. Wochenende 08. August 1997)

Melbourne - Vic

Die Würfel sind nun diese Woche endgültig gefallen. Ich verkaufe die Kiste, auch wenn ich so gut wie nichts mehr dafür bekomme. Diese Woche habe ich mir schon ein Flugticket von Darwin nach Cairns besorgt und heute Morgen war ich ganz schön beschäftigt in der Stadt. Ich habe noch einige ‘fehlende’ Fotos gemacht, und als ich auf dem Weg zum Greyhound Büro war bin ich noch schnell im Melbourne Goal gewesen. Es handelt sich dabei um das gefürchtete Gefängnis aus dem vorigen Jahrhundert. Die Zellen waren schon unheimlich dunkel, klein und mit null Aussicht, nicht einmal auf den Gang. Zudem waren die Totenmasken von Gehängten ausgestellt. Ein komisches Gefühl.
Als ich danach an der Spencer Street Station war um ins Greyhound Büro zu gehen, habe ich mich noch ganz kurzfristig anders entschieden und mir ein Ticket für die Gahn gekauft. Ich fahre also nun mit dem Zug von Adelaide nach Alice Springs. Coober Pedy werde ich deshalb nicht sehen, aber das ist mir im Moment auch egal. Anschließend habe ich mir noch ein Ticket über 5000 Km bei Greyhound besorgt, und die 2500 Km die noch für meinen Trip fehlen werde ich anders auftreiben. Wenn es sich eben nicht ergibt, dann kaufe ich eben noch mal ein Ticket für Greyhound.
Heute Abend gehen wir noch in die Sauna. So richtig koscher mit Badehose. Danach ist dann Kino angesagt. Ein Festival im Capitol. Das „Kondom des Grauens“ im deutschen Original.

47. Tag (23. Wochenende 09. August 1997)

Nach einem schönen Frühstück war ich auf dem Weg in die Stadt und wollte noch mal nach South Gate und einen Kaffee trinken. Als ich aber so alleine im Auto saß, weil die Studies einfach lernen mussten, ist mir eingefallen das vielleicht Mike und Debbie mitkommen wollen. Als ich dort klingelte waren sie mehr oder weniger im Aufbrechen und wollten natürlich keinen Kaffee trinken gehen, sie fragten mich aber ob ich mitkommen will zum Rollerbladen. Da ich das noch nie gemacht habe war die Entscheidung klar, dass ich es einfach auch mal auszuprobieren habe. So sind wir von Port Melbourne bis ganz nach St. Kilda gelaufen. Bei mir lief es sogar richtig gut, wenn man mal von zwei Stürzen absieht. Nach einer Stunde sind wir wieder zurück gewesen und ich muss sagen, dass es irre viel Spaß gemacht hat. So an der Promenade entlang, die Sonne glitzerte im Wasser und es waren jede Menge Leute unterwegs, die auch das tolle Wetter genossen.
Gegen später sind wir noch in einen Club in Port Melbourne gegangen und es war ein toller Abschluss für einen weiteren ereignisreichen Tag.

48. Tag (13. August 1997)

Also, nachdem ich gestern noch in die City gefahren bin um einen Typ zu treffen, der sich angeblich für meine Karre interessiert, habe ich den Toyota nun doch an meinen Händler verkauft, bei dem ich es gekauft habe. Der Preis war natürlich unter aller Sau, aber ich habe den Scheck in der Tasche und bin die Karre nun endgültig los. Darüber bin ich nun doch ziemlich froh, denn nun bin ich in der Lage meinen Urlaub anzutreten ohne immer noch an das Verkaufen des Autos denken zu müssen. Nun bereite ich noch alles auf meine Abreise am Samstag vor und bringe alles noch so weit zu Ende. Die letzten Emails werde ich in Kürze auch noch verschicken und somit bin ich danach wieder für Niemanden zu erreichen.

Meine abschließende Tour durch Australien !

1. Tag (16. August 1997)

Es ist alles gepackt und ich bin reisefertig. Eva wird mich in die Stadt fahren und den heutigen Nachmittag werde ich noch mit Mike und Debbie in der City verbringen. Heute Abend geht es dann zum ersten Mal mit dem Bus nach Adelaide.
Gestern war nun mein endgültig letzter Tag bei Bosch und ich habe mich von allen verabschiedet. Es war schon ein komisches Gefühl, wenn man seinen Schreibtisch aufräumt und alles verpackt. Jeder spricht noch über meinen Urlaub, und dass es schön gewesen sei und halt das Übliche. Aber gestern ist mir es mir auch zum ersten Mal bewusstgeworden und ich habe mir die Frage gestellt: Wo sind auch die letzten 28 Wochen geblieben? Manchmal denke ich die Zeit ist hier doppelt so schnell vergangen wie üblich. Ich habe unheimlich viel gesehen und erlebt, ich würde aber am liebsten noch mal ein halbes Jahr länger hierbleiben. Die Zeit war einfach zu kurz um ausgiebig die gewöhnlichen Dinge des Lebens hier zu genießen. Einfach mal sonntags nur einen Kaffee trinken gehen oder so.
Melbourne verabschiedet sich heute von mir mit einem wolkenlosen Himmel und angenehmen 18° C. Als mich Eva in die City gefahren hat, kamen wir leider zu spät zum RACV und ich konnte meinen Scheck nicht mehr in Empfang nehmen, weil auf dem South Eastern Freeway wegen eines Unfalls alles verstopft war. Zu meiner Schande habe ich auch noch meinen Hut vergessen und ich musste noch mal nach Clayton, nachdem ich mein ganzes Gepäck bei Mike und Debbie abgeladen hatte. Mike hat mich später noch abgeholt und somit war die erste Fahrt eigentlich völlig umsonst.
Mike, Debbie und ich sind gleich nach St. Kilda gefahren und sind noch zu Kaffee und Kuchen in eines dieser zahllosen Cafés dort gegangen. Danach haben wir zu Hause bei Mike noch den australischen Kultfilm „Precilla – Queen of the Desert“ angeschaut und uns gut unterhalten. In drei Stunden geht mein „großer“ Trip nun los!!

2. Tag (17. August 1997)

Ich habe es schon erwartet, dass ich wieder kaum schlafen kann in Bus. Aber ich bin nun in Adelaide und froh nicht mehr mit dem eigenen Auto unterwegs zu sein. Adelaide präsentiert sich so wie ich es mir gedacht habe, total langweilig. Nachdem ich mit einer alten Straßenbahn zum Strand gefahren bin, habe ich mir noch die „große“ Einkaufsstraße angeschaut und war im einzigen Shopping-Center. Ja das war es aber auch schon. Der Strand zu klein und das Stadtzentrum zu weitläufig mit zu vielen Bürogebäuden. Morgen geht es nun weiter.

3. Tag (18. August 1997)

Die Ghan ist einer der berühmtesten Züge der Welt. Die Ghan erlangte ihre Berühmtheit aus der Tatsache, dass die alte Gahn unendlich langsam war. 40 Stunden Verspätung waren keine Seltenheit, aber es wurden auch schon mal 10 Tage. Die Linie war falsch gebaut worden. Es gab zu viele Flootways, die regelmäßig die Strecke wegspülten. Aber auch die Bahn selbst war sehr langsam. Fahrplanmäßig 50 Stunden für nur 1700 Km. Heute sollte es aber bei der neuen Ghan nicht zu einer Verspätung kommen, schließlich wurde vor Jahren eine ganz neue Strecke gebaut. Ich sollte somit Alice Springs in 20 Stunden erreichen. Der Zug steht mit seinen 22 Wagen schon auf dem Gleis und in einer dreiviertel Stunde geht es nun los. Als ich gerade noch ein paar Fotos vom Zug gemacht habe ist mir auch noch die Kamera runtergefallen, aber ich glaube sie hat es überlebt. In ein paar Wochen werde ich es merken, wenn es nicht so sein sollte. Jedenfalls fällt mir noch gerade ein, dass der Busfahrer, der den Shuttle gefahren hat mich als „Glücklicher“ bezeichnete, weil ich nun mit der Ghan nach Alice unterwegs bin. Das lässt ja einiges erwarten. Ich bin schon richtig gespannt.
Nun bin ich auf dem Weg. Der Zug hat sich langsam in Bewegung gesetzt und wird nur noch einmal in Port Augusta halten, bevor wir morgen früh „the Alice“ erreichen. Ein Zug ist eben etwas ganz anderes als ein Bus. Man hat im Vergleich dazu enorm viel Platz und die Sitze sind bequem. Leider ist es für die Passagiere der Economie Class nicht möglich durch den ganzen Zug zu gehen, aber drei Wagen reichen im Allgemeinen zum Bewegen. Zum Schlafen werde ich auf jeden Fall zwei Sitze zur Verfügung haben, denn der Zug ist mit 150 Passagieren nicht voll ausgebucht. Die 19 Mann Zugbegleitung werden wohl auch nicht so viel zu tun haben und die drei Lokomotivführer werden die 8000 Liter Sprit auch wieder mit viel Routine in die Luft blasen. Die ersten zwei Wagen beherbergen Diesel Aggregate für die Stromversorgung, es sind drei Restaurants und jede Menge Aufenthaltsräume vorhanden um die Passagiere der Holiday Class zu verwöhnen. Uns steht nur ein Kiosk zur Verfügung.

4. Tag (19. August 1997)

Alice Springs - NT

Die Nacht ist vorüber und die Ghan rollt immer noch in Richtung Alice. Der Vollmond hat die Nacht fast zum Tag gemacht und wird sich nun bald auf der einen Seite des Zuges verabschieden, während auf der anderen Seite schon der Morgen dämmert. Irgendwann demnächst wird der Zug auch die Grenze zum Northern Territory erreichen und somit nach gut 16 Stunden South Australia verlassen. Es ist mäßig bewölkt und verspricht ein schöner Tag im Red Center zu werden.
Ich bin wieder in Alice, es ist sonnig, kaum Fliegen in dieser Jahreszeit und ich muss nicht in ein paar Tagen wieder zur Arbeit zurück. Mein Urlaub fängt an zu beginnen!

5. Tag (20. August 1997)

Western Macdonnell - NT

Stuart Highway - NT

Meine erste Tour auf dieser Reise führte mich in den westlichen Teil der Macdonnell Ranges. Eine tolle Gegend! Speziell heute sind mir mal wieder ganz besonders die Farben des Outbacks aufgefallen. Das Rot der Felsen hebt sich richtig klar vom tiefen Blau des Himmels ab und die Farben des Buschs ergänzen es zu einem faszinierenden Ganzen.
Nachdem ich zu dieser Tour ziemlich früh heute Morgen aufgebrochen bin haben wir an der Stainley Chasm gefrühstückt. Die Chasm ist eine ziemlich beeindruckende Felsspalte in der die Sonne nur einmal am Tag kurz scheint. Weiter nach Westen ging es in die Macdonnell Ranges hinein zum Howard´s Lookout und zur Ormison Gorge, an der wir zu Mittag gegessen haben. Die Gorges sind Durchbrüche in der Bergkette, welche durch Wasser über Jahrmillionen entstanden sind. Wasserlöcher in denen man im Sommer baden kann findet man eigentlich in jeder dieser Gorges. Das größte Wasserloch gibt es beim Ellery Big Hole. Leider war es aber nicht Sommer und somit zum Baden zu kalt. Auf dem Rückweg nach Alice haben wir noch einen Halt am Simpsons Gap gemacht, welches auch schon den Abschluss einer schönen Tagestour markiert hat.
Gerade habe ich noch die Bestätigung bekommen das ich nun endgültig an einer Bungle Bungle Tour teilnehmen kann. Somit wird nun aus einem „Floh“ im Kopf, Wirklichkeit. Ich werde also noch einen kleinen Abstecher nach Western Australia machen. Meinen Flug nach Cairns muss ich nun auch noch umbuchen und auch noch ein paar andere Kleinigkeiten erledigen, aber das wird keine große Sache sein. Hauptsache ich bin auf Tour!
Heute Abend geht es nun nach Katherine weiter. Morgen Mittag werde ich dort ankommen, also wieder eine 16 Stunden Marathonfahrt. Aber was soll’s, es ist ja schließlich auch kein kleines Land.
Ich bin nun wieder auf der Straße. Der Greyhound hat heute Nacht die Post für einige Stations im Outback dabei. Das heißt, dass wir ziemlich viele Stopps haben werden um die Post am Highway entlang zu verteilen. Im Outback herrschen eben andere Gesetze, da kann man keinen extra Posttruck einsetzen. Im Moment haben wir unseren ersten größeren Stopp nach vier Stunden am Barrow Creek Hotel Roadhouse. Der Pub ist wohl ziemlich einmalig. Es gibt unheimlich viele Relikte aus der Vergangenheit, die wie Trophäen aufgehängt sind, und schon teilweise dick Staub angesetzt haben. Es wäre sicherlich ganz interessant einfach mal einen Tag zu beobachten wer hier so alles ein und ausgeht. Der Greyhound ist wohl der Letzte welcher hier für heute vorbeikommt. Es ist gleich Mitternacht und das Roadhouse schließt. Ich hoffe, dass ich morgen früh, wenn es wieder hell ist ein paar Fotos von solch einer Insel im Nichts machen kann.

6. Tag (21. August 1997)

Stuart Highway - NT

Dieser Sonnenaufgang hat für die unbequeme Nacht im restlos ausgebuchten Bus entschädigt. Der ganze östliche Horizont war feuerrot und weit schöner als es auf jeder Panorama Postkarte gezeigt werden kann. Es sind jetzt immer noch 400 km nach Katherine und ich werde wohl noch einige Road Trains zu sehen bekommen, die unermüdlich den Suart Highway rauf und runter donnern.
Gegen Mittag und nach gut einem Dutzend Trains habe ich nun Katherine erreicht. Es ist ein Nest im Busch, mehr nicht. Ich habe mich allerdings auch noch nicht großartig umgeschaut. Jedenfalls ist es eine wichtige Stadt, denn hier zweigt die einzige Straße nach Western Australia vom Stuart Highway ab.
Die Katherine Gorge, eine wunderschöne Flusslandschaft, werde ich mir morgen anschauen. Ich werde aber wohl eine Buschwanderung machen, wenn ich es mir nicht doch noch anders überlege. Die als Backpacker Reisenden werden mit den Touren abgekocht. Jeder will eben auch etwas sehen, wenn er unterwegs ist, und die sehenswerten Punkte sind eben nun mit einer Tour zu erreichen. Da diese Touren sehr professionell aufgezogen sind, verdienen eben auch einfach zu viele Leute daran. Darüber habe ich mich heute fast den ganzen Nachmittag mit ein paar Leuten hier im Backpacker unterhalten. Die Leute werden schon im Backpacker überall auf die Touren hingewiesen, und man sollte doch auch gleich dort buchen, so dass die Backpacker pro gebuchte Tour gleich eine dicke Vermittlungsgebühr verdienen.

7. Tag (22. August 1997)

Katherine - NT

Ich bin auf dem Weg in die Katherine Gorge. Da die Bootsfahrt mir zu teuer war und ich mich wahrscheinlich alleine in einem Kanu gelangweilt hätte, bin ich nun zu Fuß unterwegs. Es ist zwar nur ein kurzer Weg den ich mir vorgenommen habe, aber es ist sehr heiß!! Zur Butterfly Gorge hinunter, entlang eines ausgetrockneten Bachbetts, wurde es schattiger und mein Wasser hat mir gereicht. Beim Schwimmen in der Gorge habe ich mich wieder abgekühlt und konnte meinen Durst ausreichend stillen. In der Gorge fließt der Katherine River, der auf beiden Seiten durch senkrechte Felswände eingerahmt wird. Die Sonne scheint und an dem Platz wo ich schwimmen gegangen bin, hatte ich einen tollen Blick über einen größeren Abschnitt der Gorge. Eine Bootstour die gerade hier vorbeikommt, zerstört mit unglaublichem Krach die Stille der Einsamkeit. Bin ich froh, dass ich nicht mit solch einer widerlichen Tour unterwegs bin. So werde ich noch ein paar Minuten warten bis der Krach vorbei ist, meine Flasche im Fluss füllen, und mich langsam auf den Rückweg machen.
Auf dem Rückweg ist mir auch noch das Wasser ausgegangen, weil ich einen Umweg zu einem Lookout gemacht habe. Die Zunge ist mir schon unter der Fußsohle geklebt und ich war richtig froh, als ich wieder am Besucherzentrum zurück war. Mein erster Weg führte mich schnurstracks zum nächsten Wasserhahn. Das Wasser aus der Gorge war aber auf jeden Fall wesentlich besser, als das was in Katherine aus der Leitung fließt. Der Shuttle Bus war einige Minuten zu spät und ich habe schon für eine Sekunde gedacht, dass ich den Bus verpasst habe und ich mich nach einer anderen Transportmöglichkeit umschauen muss. Aber es hat dann doch noch alles geklappt, und auf der Rückfahrt konnte ich noch mein erstes Buschfeuer bewundern, das nur ein paar Kilometer außerhalb von Katherine brannte. Hier im Busch aber interessiert das sowieso Niemanden. Keine Feuerwehr, keine Cops einfach Niemanden.

8. Tag (23. August 1997)

Kununarra liegt in Western Australia und dorthin habe ich heute einen Abstecher gemacht, weil ich eine Tour in die Bungle Bungle gebucht habe. Die Strecke war im Greyhound in sechs Stunden zu schaffen und unterwegs konnte ich noch einige Buschfeuer, die den Himmel verdunkelten direkt neben der Straße sehen. Als ich hier angekommen bin wusste ich noch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ob die Tour auch morgen startet, weil ich niemanden am Telefon im Verlauf des Tages erreicht habe. Ich hatte schon den Eindruck ich bin hier umsonst hergefahren. Am Abend konnte ich schließlich doch noch jemand erreichen und fragen wie es morgen losgeht. Meinen Flug nach Cairns habe ich einfach am Telefon verschoben und fliege nun ein paar Tage später nach Queensland. Den Bus nach Darwin und das Hostel habe ich auch schon im Voraus gebucht. Es ist einfach nicht so toll. Hier sind so viele Leute unterwegs, dass man alles schon mindestens zwei Tage vorher buchen muss. Dadurch geht leider viel an Flexibilität und Spontaneität verloren. Im Allgemeinen empfinde ich es auch einfach viel zu leicht zu Reisen hier. Überall steht schon ein verdammter Pickup Bus und zu jedem „Scheiß“ gibt es eine Tour, die man nur noch aussuchen muss. Manchmal kommt man sich vor als ob man von einer Tour in die Nächste geschleust wird und man nur noch bezahlen muss. Man braucht sich um gar nichts mehr Gedanken machen, man muss nur noch buchen.
Das Reisen als Backpacker hier in Australien ist tot!! Es ist zu einfach!

9. Tag (24. August 1997)

Bungle Bungle NP - WA

Das fängt ja richtig gut an auf dieser Kimberly Wilderness Tour! Wir fahren schon seit einer halben Stunde durch Kununarra auf der Suche nach zwei weiteren Leuten, die wahrscheinlich den Tipp bekommen haben, auf dieser Tour nicht mitzugehen. Den bis jetzt sind nur ein kaum englischsprechender Japaner und zwei über Siebzigjährige dabei. Meine Stimmung sinkt gerade erheblich.
Nun holen wir schon wieder ältere Leute ab. Tja, nun muss ich mal sehen wie das so wird. Ich kann einfach nicht verstehen wie man in solch einem Alter glauben kann, dass man sich einfach Sportschuhe anzieht, mit seinem Koffer ins Outback fliegt, und auf eine 4WD Tour geht. Es müsste sich noch total ändern, wenn das noch was werden soll. Es ist einfach schade, dass die andere Tour, die ich eigentlich ursprünglich buchen wollte schon ausgebucht war.
Oh Mann!! Nun bin ich der Fußkranke, und ganz schön arg. Nachdem wir die Echidna Chasm und das Frog Hole besucht haben, waren wir noch auf einem Lookout um uns den Sunset anzuschauen. Wie es so kommen musste war ich etwas hinterher, weil ich mich noch mit ein paar Leuten am Lookout unterhalten habe. Tja, man sollte einfach im Outback niemals sich unter Zeitdruck setzen lassen. Jedenfalls bin ich beim Zurücklaufen zum Bus mit dem Fuß so umgeknickt, dass er jetzt richtig dick ist, wahrscheinlich habe ich mir wohl eine Bänderdehnung zugezogen und humpele nun durch die Gegend Ich glaube nicht, dass es bis morgen besser ist und ich kann nur hoffen, dass es bis in ein paar Tagen wieder in Ordnung kommt. Scheiße! Ich könnte mir selbst in den Arsch beißen. Heute Abend gibt es wohl noch ein BBQ wobei wir wohl noch ums Lagerfeuer sitzen.

10. Tag (25. August 1997)

Bungle Bungle NP - WA

Mein Fuß ist nicht besser, im Gegenteil, ich kann kaum noch laufen und bin über mich selber verärgert. Mit diesem Scheiß gestern habe ich den Verlauf meines Urlaubs wohl ziemlich verändert.
Heute Morgen sind wir zum Airstrip, weil von meinen Reisekollegen einige mit einem Helikopter über die Bungle Bungle fliegen wollen. Es ist ein Flugplatz wie man ihn sich im Busch so vorstellt. Eine kleine Hütte und das ist dann auch schon alles. Es sind auch noch drei Leute angekommen, die mit uns den Rest der Tour teilen wollen.
Nachdem alles am Airstrip erledigt war sind wir an den südlichen Rand der Bungle Bungle gefahren. Dort kann man die berühmten Felsformationen sehen denen die Bungle Bungle auch ihren Namen verdanken. Von einem Parkplatz haben wir dann eine große Wanderung in die Felsformationen hineingemacht. Ich natürlich nicht! Ich bin direkt in die Cathetral Gorge gehumpelt in der wir zum Mittag was gegessen haben. So habe ich zweieinhalb Stunden dort auf die Anderen gewartet. Aber es war herrlich kühl in der Cathetral, denn im Prinzip gleicht es einem richtigen Felsendom mit mächtigen, senkrecht aufsteigenden Felswänden. Der Boden war von feinem weißem Sand bedeckt auf dem ich die ganze Zeit übergelegen habe. Der Rückweg war für mich nicht so phantastisch, da es am Nachmittag ziemlich heiß war und ich nicht gerade gut zu Fuß. Egal! Am Nachmittag haben wir im Camp gemütlich Kaffee getrunken, und die anderen sind gegen Abend noch mal aufgebrochen um sich den Sunset anzusehen. Ich bin im Camp geblieben und habe erst mal eine Dusche genommen. Meine erste Dusche im Busch unter freiem Himmel und nur mit kaltem Wasser! Rasieren konnte ich mich an einem Waschbecken welches gerade mal auf ein paar Holzlatten stand. Der dazugehörige Spiegel war direkt an den Baum genagelt.

11. Tag (26. August 1997)

Bungle Bungle NP - WA

Heute Morgen sind wir zu den Mini Palms auf der nordwestlichen Seite gefahren. Da es mit meinem Fuß nicht besser ist bin ich nur ein Stück des Weges gegangen, und habe mich gegen später in den Schatten gesetzt, während die Anderen ganz in die Gorge hineingelaufen sind und sich die Mini Palms angeschaut haben. Später gab es noch eine Kleinigkeit zu essen bevor wir wieder nach Kununarra zurückfahren sind. Es ist schon ein einmaliges Erlebnis fern von allen Straßen, sich mitten im Busch zu befinden und um sich herum nur großartige Landschaft.
Schon erstaunlich, so langsam kann ich unsere Abteilungssekretärin ein bisschen verstehen, wenn sie sagt, dass hier alles gleich aussieht. Die Landschaft hat sich eigentlich im Grunde seit Port Augusta nicht großartig geändert. Von dort waren es aber immerhin über 40 Stunden Fahrt. Trotzdem finde ich den Busch jeden Tag wieder aufs Neue faszinierend, speziell die Farben an denen ich mich immer noch nicht satt sehen kann und die ich mit Sicherheit vermissen werde. Solche Farben sind einfach an keinem zweiten Ort zu finden.
Auf dem Weg nach Kununarra ist uns auch noch ein Reifen verreckt. Wir haben mitten im Nirgendwo, allerdings auf der Hauptstraße, festgesessen und mussten mit einem altersschwachen Wagenheber den Reifen wechseln, der nur noch in Fetzen auf der Felge hing. Ein Train ist währenddessen auch noch an uns vorbeigeschossen und wir waren froh, dass wir unsere Mühle an den Rand gefahren hatten. Denn ein Road Train stoppt für absolut gar nichts, es ist schlicht unmöglich!!

12. Tag (27. August 1997)

Nun bin ich doch zum Arzt, obwohl ich eigentlich nicht wollte. Da habe ich dann ziemlich viel Geld hingeblättert und die Leute haben mir eigentlich nur erzählt, was ich mir schon selbst gedacht habe. Na ja, ich hatte nochmals richtig Glück, denn es hätte auch schlimmer kommen können. Heute Nachmittag werde ich wohl den angenehmen Schatten im Backpacker genießen und einfach nichts tun. So hat die Sache doch noch was Gutes. Es hat mich etwas verlangsamt in meinem Tatendrang und damit die Hektik aus meinem Urlaub genommen.
Am Abend bin ich noch mit ein paar Leuten aus dem Backpacker auf den Kelly´s Knob um uns den Sunset anzusehen. Bei unserer Ankunft auf dem Lookout konnten wir noch ein recht großes Buschfeuer beobachten. Das erstaunliche an der Sache war, dass es sich recht schnell selbst totgelaufen hatte. Die riesige Rauchsäule ist direkt nach oben gestiegen und durch den Rauch in der Höhe hat sich augenblicklich eine riesige Wolke gebildet. So schnell, dass man direkt zuschauen konnte bei dem Prozess. Independance Day war einfach nichts dagegen.

13. Tag (28. August 1997)

Ich sitze den ganzen Tag im Bus. Es geht nun endgültig, ohne Umwege nach Darwin. Als ich so gerade aus dem Fenster geschaut habe musste ich feststellen, dass ich nun gar keine Lust habe nach Darwin zu fahren, sondern einfach lieber weiter die Westküste hinunter nach Perth gefahren wären. Irre oder nicht? Nun nach gut sechs Stunden Fahrt durch den Busch bin ich wieder in der nächsten Stadt, Katherine. Hier habe ich eine Pause. Sechs Stunden und dazwischen war nur Timber Creek, die acht größte Stadt im Territory. Ein Nest in der es keine Bank gibt und der Arzt alle vier Wochen für zwei Stunden in die Stadt kommt. Tja, so sieht es eben aus im Red Center. Was ich gerade eben mitbekommen habe ist, dass Katherine schon seit 1923 einen Bahnhof hat, aber keine Zugverbindung. Die Ghan endet immer noch in Alice Springs, 1100 km südlich von hier und es gibt auch immer noch keine konkreten Pläne zum Weiterbau bis Darwin, obwohl das eigentlich schon seit achtzig Jahren geplant ist. Es gibt einfach zu viele Floodways, welche die Kosten in die Höhe treiben würden. Wie auch immer. Es ist einfach witzig einen Bahnhof ohne Zug zu sehen.

14. Tag (29. August 1997)

Darwin, die Stadt am Top End von Australien. Ich habe also nun, inklusive meines kurzen Abstechers nach Western Australia, in 62 Stunden Fahrzeit den Kontinent durchquert und bin im Sommer angelangt. Die Stadt an sich ist recht gemütlich und relaxed. Das konnte man gleich feststellen, als ich ein bisschen durch die Gegend gelaufen bin und dabei habe ich die Wärme und die Sonne richtig genossen. Einen Strand gibt es hier leider nicht in unmittelbarer Nähe, so dass ich morgen den Tag vermutlich am Pool verbringen werde. Was ich in den nächsten Tagen machen werde weiß ich noch nicht. Weil es mit dem Laufen immer noch nicht richtig klappt, habe ich im Moment jedenfalls keine große Lust auf den Kakadu National Park. Was ich aber auf alle Fälle weiß ist, dass ich von hier aus meine letzten Postkarten verschicken werde, und für jeden zukünftigen Urlaub werde ich es mir noch schwer überlegen, ob ich überhaupt noch welche schreiben werde.
Heute Abend gibt es ein BBQ hier im Hostel und ich hoffe, dass ich dabei mal wieder neue Leute kennenlernen kann. Dieses YHA Hostel hier ist einfach fast ein bisschen zu groß.

15. Tag (30. August 1997)

Ich hasse es, wenn ich alles schon drei Tage im Voraus buchen muss, aber es ist hier einfach so. Somit habe ich die nächsten Tage schon verplant. Ich fahre nun nach Bark Hut. Ein Roadhouse, das auf halben Weg zum Kakadu National Park liegt.
Heute Nachmittag werde ich mich einfach an den Pool legen und meinen Urlaub genießen. Mein Fuß zwickt mich immer noch und ich glaube das wird auch noch die nächsten Tage so bleiben.
Am Abend habe ich noch ganz überraschend Thomas, einen Praktikanten vom Bosch, mitten in Darwin getroffen. Er ist nach Darwin geflogen, weil er zwei Wochen länger gearbeitet hat. Ich war noch in Darwin, da ich wegen den Bungle Bungle hier gut sechs Tage Verspätung hatte. Jedenfalls hatten wir einen tollen Abend und jede Menge Spaß. Vielleicht treffen wir uns noch mal an der Ostküste.

16. Tag (31. August 1997)

Outback - NT

Annaburro Billabong, das Synonym für absolute Pampa. Ich bin der einzige im Hostel und es sind wahrscheinlich allerhöchstens noch vier Leute auf dem Campingplatz. Aber es ist schön, mit der kleinen Ausnahme, dass die Ameisen sich über mein Brot hergemacht haben, und ich mich nun zwei Tage von Marmelade, Chips und Süßigkeiten ernähren muss. Vielleicht laufe ich heute Abend auch die eineinhalb Kilometer zum Highway. Im Bark Hut Roadhouse soll es was zum Essen geben. Nachdem ich von den Leuten hier noch ein paar Instruktionen bekommen habe bin ich losmarschiert um Krokodile zu beobachten. An der Furt, an der ich den Fluss überqueren musste, habe ich erst einmal zwei große Steine in die Hand genommen und rechts und links hingeworfen, um vielleicht dort liegende Kroks aufzuscheuchen. Aber es waren keine da! Auf der Sandbank konnte ich aus größerer Entfernung zwei Kroks liegen sehen, welche aber auf mein Erscheinen hin schnell verschwanden. Was mich mehr erschreckt hat als die ganzen Kroks, war, dass ich keine zehn Meter von mir entfernt, Wildschweine aufgeschreckt habe, die daraufhin in wilder Flucht im Busch verschwunden sind. Es hat danach eine ganze Weile gedauert bis eine Handvoll Kroks wieder herangeschwommen ist. Es waren aber kleine Süßwasser Krokodile und nicht die bis zu fünf Meter langen Vertreter der Salzwasserart, die es in diesem Billabong auch geben soll. Es ist schon eigenartig, wenn nirgendwo ein Zaun steht und man darüber nachdenkt, dass die Kroks überall hinkönnen wo sie wollen. Aber man muss auch sagen, dass jedes Tier erst einmal Angst vor dem Menschen hat. Das hat man auch daran gesehen, dass alle Kroks blitzschnell verschwunden sind, als ich nur aufgestanden bin um mich wieder auf den Rückweg zu machen.
Es wird immer wärmer, und ich gehe jetzt erst einmal hier am Hostel im garantiert krokfreien Billabong baden. Die Abkühlung tut gut und es ist einfach schön hier überall die Vielfalt der Tierwelt zu sehen. Die Cockatoos sitzen den ganzen Tag in den Bäumen auf der anderen Seite und eine große Eidechse sitzt gerade ein paar Meter von mir entfernt auf einem Baumstumpf.

17. Tag (01. September 1997)

Es war mal wieder ein ganz ruhiger Tag. Nur die Laute der Cockatoos haben die Stille durchdrungen. Das ich mit einem Kanu heute auf dem Billabong umher gepaddelt bin, war auch schon das einzige was ich den ganzen Tag über unternommen habe. Die Nachricht, dass Lady Di gestorben ist, war die einzige Nachricht die sogar bis hier in den tiefen Busch vorgedrungen ist. In ein paar Stunden geht es wieder nach Darwin zurück. Annaburro Billabong ist eine Oase der Ruhe, man könnte fast glauben, dass im Umkreis von hundert Kilometer Niemand mehr wäre. Es passiert absolut Nichts und man hört nur das Geschrei der Cockatoos.

18. Tag (02. September 1997)

Darwin hat mich wieder. Ich habe mir in einem Book Exchange einen Jerry Cotton gekauft und auch gleich durchgelesen, so dass ich gegen Abend gleich nochmals hingelaufen bin und mir ein anderes Buch geholt habe. Vielleicht finde ich ja in den nächsten Tagen oder Wochen die Zeit es zu lesen. Für morgen habe ich eine Tour in den Litchfield National Park gebucht. Es war zwar nicht die Tour, die ich mir ausgesucht hatte, weil ich da der Einzige war der morgen gehen wollte, aber egal! So bin ich nun mit einer anderen Company unterwegs. Ich habe mich nun doch entschieden in den Litchfield zu gehen, weil ich auf den Kakadu wegen meines blöden Fußes leider verzichten werde.

19. Tag (03. September 1997)

Litchfield NP - WA

Um 7.00 Uhr bin ich in Richtung Litchfield Park mit Coo-ee Tours aufgebrochen und ich dachte am Anfang schon, dass ich wieder nur mit älteren Leuten unterwegs bin. Aber zum Glück sind nach drei älteren Leuten nur noch Backpacker eingestiegen und es wurde ein großartiger Tag. Zuerst haben wir uns die Termitenbauten angeschaut und waren ebenso wie schon viele vor uns verwundert, warum eine Termitenart ihren Bau fast exakt von Norden nach Süden ausrichtet. Aber das hat mit der Temperatur im Inneren zu tun, die bei ziemlich konstanten 23° C liegt. Zu ersten Mal baden konnten wir am heutigen Tag im Rockhole, welches unsere nächste Station war. Man erwartet eigentlich ziemlich kaltes Wasser, wenn man so den Bach gesehen hat, aber es war herrlich warm und frisch! Nach einem kurzen Snack sind wir weitergefahren zu den Florenz Falls. Es war großer Pool vor der Kulisse von zwei großen Wasserfällen. Wir haben uns dort ungefähr eine Stunde aufgehalten und es war ein tolles Erlebnis! Unser Mittagessen haben wir in Lost City zu uns genommen. Es handelt sich dabei um eine von Felsen gebildete Formation, die wirklich an verlassene und verfallene Häuser erinnert.
Mein persönlicher Höhepunkt dieser Tour war an den Tolma Falls, unserer dritten Möglichkeit zu baden. Es war nur ein sehr kleiner, tiefer Pool, aber es war möglich hinter dem Wasserfall in eine Höhle zu klettern. Eine aufregende Sache in die absolute Dunkelheit zu schwimmen und an Felswänden hoch zu klettern. Als wir wieder aus der Höhle heraus waren, sind wir in die andere Richtung des Pools geschwommen. Unter einem natürlichen Felsbogen hindurch zu einem Felsen, der knapp unter der Wasseroberfläche lag und auf dem wir uns dann eine ganze Zeit lang unterhielten. Der Blick durch den Bogen auf den Wasserfall war einfach am heutigen Tag durch nichts zu übertreffen. Die Wangi Falls waren unsere letzte Möglichkeit noch mal in einem schönen, großen Pool unter Wasserfällen zu baden. Hier gab es sogar noch einen winzigen Pool direkt unter einem der Fälle. Zu diesem Pool musste man nur ein Stück über die Felsen hochklettern. Es war sicherlich heute ein unvergesslicher Tag.

20. Tag (04. September 1997)

Das ist mit Abstand das kleinste Flugzeug mit dem ich je unterwegs war, dafür aber vierstrahlig. Aber, dass man über das Flugfeld läuft hier in Darwin ist genauso obligatorisch wie in Cairns. 6.00 Uhr ist einfach zu früh für einen Flug. Um 10.00 Uhr bin ich schon in Cairns. Nun fahre ich doch von Cairns aus mit dem Bus nach Port Douglas und nicht wie ich gedacht habe mit der Quicksilver. Das Boot fährt nur einmal pro Tag. Vielleicht klappt es ja auf dem Rückweg. Das Wetter ist wie erwartet heiter, aber kühler als in Darwin.
Die Wolken hängen zum Großteil über den Bergen der Tablelands. Somit hat sich Port Douglas heute mit seiner ganzen Schönheit gezeigt und ich habe ein paar Fotos geschossen. Dabei komme ich immer mehr in die Bedrängnis, dass mir meine Filme ausgehen. Der Tag im Ort und am Strand war richtig nett! Mein Fuß funktioniert auch wieder einigermaßen. Das Wetter ist zwar nicht gerade heiß, aber für ein T-Shirt und den Strand reicht es gerade noch. Das Hostel hier in Port Douglas ist wohl eines der Besten in ganz Australien, ich bin hundemüde und werde mich nun wohl aufs Ohr legen. Morgen geht es ja wieder auf Tour.

21. Tag (05. September 1997)

DCape Tripulation ist einer der schönsten Orte, den Queensland zu bieten hat. Aber bevor wir dort hin kamen haben wir noch auf dem Daintree River eine Bootsfahrt gemacht. Es war richtig klasse auf dem Fluss mit dem Boot durch den Regenwald zu fahren. Es war auch eine ganz andere Perspektive. Ein „Minikrok“ haben wir noch gesehen und ich konnte meine erste Schlange in Augenschein nehmen. Es war sogar ein richtig schönes Exemplar welches am Flussufer im Gras lag. Danach ging es weiter nach Norden und wir wanderten auf einem Pfad durch den Regen- und Mangrovenwald. Es ist schon ein beachtliches Chaos auf den ersten Blick, aber alles hat sicherlich seinen Sinn wie uns unser Tourguide anschaulich erklären konnte. Dass Lianen nicht von oben nach unten wachsen, sondern umgekehrt war noch die bekannteste Neuigkeit. Damit würde Trazan ganz schön Probleme bekommen, wenn er sich so von Baum zu Baum schwingen wollte. Aber auch den Unterschied zwischen Regen- und Mangrovenwald konnte man deutlich sehen.
Nach einem kurzen Snack am Mittag, sind wir zum Baden zum Cape Tripulation Beach. Wahnsinn!! Die Landschaft schlägt jede Barcadi Werbung um Längen. Eine Farbe, ein Wasser, ein Regenwald! Nicht zu beschreiben. Ganz sicher der Höhepunkt der ganzen „Jungle Tour“. Es ist ein Ort in Queensland „where rainforest meets the corals!“ Regenwald, Strand und Reef gehen einfach ineinander über.
Für ein richtig exotisches Eis aus der Eisfabrik, (welche eigentlich nur aus einer Hütte bestand) haben wir einen Stopp auf dem Weg zur Mossman Gorge eingelegt. Ein Wildbach, der durch riesige, runde Granitfelsblöcke zu Tal fließt. Das Wasser war zwar ziemlich kalt, aber es hat irre Spaß gemacht darin zu Baden und zu Schwimmen. Man konnte auch sich einfach nur auf einen der unzähligen Felsen im Wasser setzten oder stehen. Schwimmen in der Gorge war ganz verschieden im Vergleich zum Baden unter den Wasserfällen in Litchfield. Ich möchte nicht unbedingt besser sagen, aber einfach anders. Ein weiterer toller Tag und ich habe jetzt gemerkt, dass es absolut notwendig ist nach dem Alter der Gruppe oder nach Backpacker Touren zu fragen. Heute habe ich anschaulich sehen können mit was für einer Tour man auch ans Cape Trip fahren kann. Da waren teilweise wieder Touren dabei, da konnte ich nur den Kopf schütteln.
Am Abend gab es noch eine Einführung ins Tauchen, welches in einem Pool von einem anderen Backpacker gleich hier um die Ecke stattfand. Schon ein komisches Gefühl unter Wasser atmen zu können. Eine ganz neue Erfahrung und eigentlich total einfach. Es ist zwar nicht ganz leicht sich in zwei Minuten mit dem Equipment vertraut zu machen, aber die zehn Minuten die ich es ausprobiert habe, waren echt gut. Hinterher gab es abschließend noch was zum Essen und zu knabbern. Das Bier war auch umsonst und somit wurde es noch ein recht netter Abend.

22. Tag (06. September 1997)

Port Douglas - Qld

Ein Tag zum Ausruhen. Ich bin noch mal durch das Dörfchen geschlendert und habe mir die Luxusjachten im Hafen angeschaut. Monaco hat auch nicht mehr zu bieten als der Geldadel von Australien. Gegen Nachmittag habe ich mich am Four Miles Beach noch ein bisschen auf die faule Haut gelegt. Der Beach ist wirklich traumhaft, aber ich glaube, das habe ich schon erwähnt. Es sollte einfach mehr Tage geben an denen ich auf der faulen Haut liegen kann. Aber dazu bräuchte ich noch mehr Zeit, die ich leider nicht habe. In Gedanken habe ich mir schon mehrmals überlegt wie es wohl sein würde, wenn ich noch ein halbes Jahr anhängen könnte. Die Zeit fliegt einfach nur so dahin, und das Ende naht schon in drei Wochen, welch ein grausiger Gedanke!

23. Tag (07. September 1997)

Great Barrier Reef - Qld

Great Barrier Reef - Qld

Heute bin ich auf einer Outer Reef Tour. Es geht raus zum Tongue Reef. Das Boot ist ein hübscher alter Kahn aus den Siebzigern, der damals als wissenschaftliche Plattform genutzt wurde. Die dreizehn Leute, die wir heute sind, verlieren sich fast an Bord. Das Wetter ist toll und ich bin noch am Überlegen ob ich ein Wetsuit brauche oder nicht. Ich werde wohl den ersten Tauchgang ohne ausprobieren, und beim Zweiten dann entscheiden. Der Fragebogen ist ausgefüllt und wir passieren gerade Low Island mit seinem süßen Leuchtturm. Die Fahrt zum Reef wird ungefähr zwei Stunden betragen, also viel Zeit zum Relaxen und sich auf das Reef zu freuen. Ich glaube es ist eine ganz nette Truppe an Bord. Die Entscheidung ob ich eine Unterwasserkamera kaufen soll oder nicht wurde mir gerade auch abgenommen. Es war nämlich keine mehr vorhanden. Nun werde ich wohl in Cairns ein paar Unterwasserdias kaufen. Die Qualität ist sowieso besser und im Ganzen wird es auch billiger sein.
Es ist einmalig, wieviel Fische und Ähnliches man am Reef sieht. Dazu kommt noch das berauschende Gefühl sich schwerelos im dreidimensionalen Raum bewegen zu können. Während des ersten Tauchgangs habe ich auch noch eine Wasserschildkröte gesehen. Ich hatte aber leider nur ziemlich kurz das Vergnügen, weil ich Wasser in meinen Lungenautomaten bekommen habe. Ich geriet deshalb leicht in Panik und bin zur Oberfläche aufgestiegen. Dort habe ich mich erst einmal richtig frei gehustet und die Nase wieder vom Salzwasser befreit. Danach ging es wieder und ich habe den Tauchgang fortgesetzt. Man glaubt gar nicht wie leicht man in Panik gerät und wie schnell die Zeit unter Wasser vergeht. Die halbe Stunde meines zweiten Tauchgangs war Null Komma nichts verflogen und die Flasche schon wieder fast leer. Aber man stellt beim Tauchen sehr schnell fest wie groß der eigene Körperwiderstand im Wasser ist, und wieviel Energie man aufwenden muss um einigermaßen vorwärts zu kommen. Es ist ganz schön anstrengend, aber ein irres Erlebnis.
Als nächstes geht es heute nun direkt nach der Tour nach Cairns. Ich werde mit der Quicksilver nach Cairns fahren. Es ist ein Schiff vom Typ Seacat mit Jetantrieb. So werde ich die 50 km wohl in gut eineinhalb Stunden schaffen. Also superschnell!!

24. Tag (08. September 1997)

Mission Beach - Qld

Es wird mal wieder ein Tag zur Erholung werden, nachdem ich spät aufgestanden bin. Danach konnte ich so einiges organisieren und habe sogar noch Dia Filme, für australische Verhältnisse recht günstig bekommen. Aus heutiger Sicht war es klar, dass mir auf jeden Fall die Filme ausgegangen wären. Ich bin ja so gespannt auf meine Bilder! Die ersten Aufnahmen sind nun schon so lange her, dass ich überhaupt keine Vorstellung mehr habe, was ich alles fotografiert habe.
Cairns ist eine hübsche Kleinstadt, die voll auf den Tourismus Boom abfährt. Man wird regelrecht von Prospekten zugeschüttet. Überall gibt es Agenturen in denen man sofort buchen kann. Irgendwie schon richtig krank. Nichts was es nicht zu buchen gibt. Sky Diven, Scuba Diven, Bungy Jumping, Scenic Railways, Sky Rail, Rainforest, Snorkelling, Jet-boat, Balloning, Parasailing, Rafting, Kayaking, Hang Gliding, Sailingtrips, etc. Und natürlich jede Menge Touren in das Umland mit 1000 verschiedenen Specials. Das Einzige, aber was es hier nicht gibt, ist Surfen. Es gibt einfach keine Wellen auf Grund des Reefs.

29. Tag (09. September 1997)

Mission Beach - Qld

Mission Beach, noch ein kleines Kaff mit einer Handvoll Leuten, aber wieder eine traumhafte Gegend mit einem Hostel, The Treehouse, dass mitten im Regenwald steht. Wo sonst kann man schon Bananen direkt vor dem Küchenfenster wachsen sehen? Ansonsten ist hier die totale Erholung angesagt. Hängematten, bequeme Korbstühle und jede Menge Kissen. Der erfrischende Pool tut das übrige. Nichtstun ist angesagt. Aber ich bin trotzdem hinunter zum Strand gelaufen und was soll ich sagen, eine einsame Bucht mit Regenwald und warmen Wasser. Monika, eine Schweizerin, habe ich noch zufällig am Strand getroffen, und als wir auf dem Weg zurück zum Treehouse waren hatten wir sogar noch Glück, und wurden in einem total altersschwachen Toyota 4WD mitgenommen. Besser schlecht gefahren als gut gelaufen. Am Abend gab es BBQ und somit ging der Tag geruhsam zu Ende.

26. Tag (10. September 1997)

Mission Beach - Qld

Ich bin zwar erst den zweiten Tag hier, aber das Treehouse ist mir schon ans Herz gewachsen. Es ist das beste Hostel in dem ich je in meinem Leben übernachtet habe. Liebevoll eingerichtet mit allem möglichen was man auch zu Hause um sich herumhat. Es ist der beste Ort um Urlaub zu machen. Der Blick vom Balkon über den Pool auf den Regenwald ist traumhaft. Regenwald soweit das Auge reicht, astralblauer Himmel und überall sind Blüten wie Farbtupfer verteilt. Mein Buch habe ich gestern schon ausgelesen und es wird immer mehr nur zum Urlaub. Besonders an solch einem Ort an dem ich noch leicht eine Woche verbringen könnte.
Heute Mittag oder später wollte ich mich noch zum Strand aufraffen. Aber Monika hatte eine richtig gute Idee. Wir sind mit dem Bus nach Mission Beach hineingefahren und zurückgelaufen. Es war unglaublich schön! Am Anfang haben wir einen Pfad durch den Regenwald gefunden. Auf dem Weg haben wir an jedem der Strände eine Pause gemacht und sind baden gegangen. Als ich so nach Dunk Island hinübergeschaut habe, musste ich wieder feststellen, dass ich einfach zu wenig Zeit habe. Für die Insel wird es mir nicht reichen. Ich wollte eigentlich morgen auf die Insel, aber ich werde wohl noch einen Tag hier am Strand verbringen, der sicherlich schöner ist. Monika fährt morgen schon weiter. Vielleicht sehen wir uns ja noch auf der Strecke.

27. Tag (11. September 1997)

Der Tipp von ihr auf diesen Beach zu gehen statt nach Dunk Island rüber zu fahren war echt gut. Der Beach auf dieser Seite ist noch mal um einiges schöner als der den ich gestern gesehen habe. Na ja, so war ich heute fast den ganzen Tag auf der Beach und wenn ich daran denke diesen tollen Ort morgen wieder verlassen zu müssen dann graust es mir davor. Drei Tag sind einfach nicht genug. Es gibt zwar nichts zu tun hier, aber man braucht unheimlich viel Zeit das ausgiebig genießen zu können. Die einzige Aktivität die ich machen wollte, nämlich nach Dunk Island zu fahren habe ich heute zugunsten der Beach geopfert, und ich habe es nicht einmal bereut. In den tollen Pool des Treehouse bin ich nicht einmal hineingesprungen. Man wird einfach unheimlich träge hier. So gibt es heute Abend noch ein BBQ und morgen früh werde ich wohl zum letzten Mal die klassische Musik hören, die hier jeden Morgen läuft. Das werde ich wohl die nächsten Tage sicherlich vermissen. Ich kann jedem nur empfehlen das erholsamste Hostel in Australien zu besuchen und ein bisschen von seiner Atmosphäre aufzusaugen und mitzunehmen.
Die Welt ist ein Dorf! Es ist mir nun zum zweiten Mal in meinem Leben passiert, dass ich Jemand treffe der auch aus Reutlingen ist. Wir sind sogar in den gleichen Kindergarten gegangen. Melanie habe ich beim BBQ kennengelernt und ich weiß eigentlich gar nicht mehr wie wir darauf gekommen sind. Es ist einfach unglaublich! Wir haben gemeinsame Bekannte, haben uns aber vorher noch nie getroffen und dann ausgerechnet in Mission Beach, Queensland, Australia. Ich sag’s ja, „Die Welt ist ein Dorf“!

28. Tag (12. September 1997)

Weiter nach Süden! Heute war es wieder ausnahmsweise eine Tagesfahrt nach Airlie Beach. Den ganzen Tag im Bus. Die Landschaft ist nun auch wieder die Übliche. Ich habe somit den Regenwald wieder verlassen und der gewöhnliche Busch umgibt mich wieder. Am Abend war noch die Hölle los hier in Arlie. Freitagabend und morgen findet das berühmte Funrace statt, welches einmal im Jahr ausgetragen wird. Es war auf jeden Fall ein feucht fröhlicher Abend und ein krasser Gegensatz zum Treehouse.

29. Tag (13. September 1997)

Nun habe ich also eine Tour für morgen gebucht. Drei Tage segeln um die Whitsunday Islands. Ich hoffe, dass ich ein gutes Boot mir herausgesucht habe, und dass es hauptsächlich junge Leute sind.
Es hat heute Morgen geregnet und sah fast nach Weltuntergang aus, aber der Wind hat alles auseinandergerissen und die Sonne lacht. Das Funrace ist im vollen Gang und man konnte von der Küste die vielen Segel in der Bucht sehen. Das Rennen selbst ist nicht so ernst zu nehmen. Es gibt so gut wie keine Klassen und die Crew Mitglieder bekämpfen sich gegenseitig mit Wasserbomben, Tomaten oder Eiern. Auch Wasserschläuche sind im Einsatz. Also alles ein irrer Spaß und heute Abend geht die große Party ab!

30. Tag (14. September 1997)

Whitsunday Islands - Qld

Whitsunday Islands - Qld

Am Morgen bin ich an Bord der Walzing Matilda gegangen. Es ist ein tolles, zwei Mast Boot. Alle zusammen sind wir elf Leute und die Stimmung ist gut, obwohl gleich nach dem Auslaufen ein Schauer vorüberzog und als erstes das Ölzeug verteilt wurde. Bei starkem Wind sind wir in Richtung Hook Island ausgelaufen, das Boot hat richtig gut Fahrt gemacht und hatte fast schon eine beängstigende Schräglage. Der Wellengang war ziemlich hoch und wir erreichten die windgeschützte Küste noch bevor ich seekrank wurde. Der Snack zum Mittag regelte das mit meinem Magen wieder. Wir konnten allerdings noch einige heftige Schauer rechts und links an uns vorüberziehen sehen. Nachdem noch ein paar von uns geschnorchelt haben, sind wir gegen Nachmittag zum Nara Inlet auf Hook Island gesegelt und haben dort für die Nacht Anker geworfen. Nach einem Bushwalk zu einem schönen Aussichtspunkt bekamen wir eines der besten BBQ´s welches ich in Australien hatte. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich vielleicht auf Deck unter freiem Himmel übernachten werde, aber es wird vermutlich in der Nacht regnen und ich will einfach nicht nass werden.

31. Tag (15. September 1997)

Whitsunday Islands - Qld

Whitsunday Islands - Qld

Ich hätte ja nie gedacht, dass so etwas mal passiert. Der Whitehaven Beach war der absolute Höhepunkt! Es ist der mit Abstand schönste Strand an dem ich bis jetzt jemals gewesen bin. Einfach atemberaubend! Leider hatten wir nicht einen ganzen Tag Zeit nur dort zu bleiben.
Nachdem wir also heute Morgen den Anker gelichtet hatten, sind wir durch die Hook Passage zur Whitsunday Island rübergefahren. Die See war wieder ziemlich rau und als wir in der Bucht vor Anker gingen, von der wir zum Whitehaven hin gelaufen sind, war ich auch wieder ganz froh, festen Boden unter den Füßen zu haben.
Der Blick auf den Beach, als wir aus dem Busch kamen war einfach atemberaubend. Schneeweißer, feiner, weicher Sand, weitläufig und einsam. Es gab viele Sandbänke zu denen man durch das smaragdfarbene Wasser hinlaufen konnte. Der blaue Himmel mit den Wattewolken und dass Grün der Bäume vollendeten die Farbpracht. Ich hätte niemals geglaubt, dass ich jemals noch einen schöneren Strand als Sunset Beach auf Oahu, Hawaii sehe. Aber heute ist es einfach passiert!
Nach einem viel zu kurzen Aufenthalt dort sind wir in den Schutz einer kleinen Insel gesegelt, um unser Mittagessen wenigstens nicht in der ganz aufgewühlten See zu uns zu nehmen. Gegen Spätnachmittag ging es zu unserem Ankerplatz für die Nacht in der Cid Harbour Bay bei der Whitsunday Island. Ein nicht allzu schlechter Sunset beschloss wieder einen tollen Tag an Bord der Walzing Matilda.

32. Tag (16. September 1997)

Whitsunday Islands - Qld

Die Schildkröten, welche wir schon gestern Abend gesehen haben, verabschiedeten uns heute Morgen, als wir unseren Ankerplatz verließen. Gegen Mittag haben wir einen Stopp auf South Mole Island eingelegt, und ich habe eine kurze Wanderung auf den Spion Kop, einem sagenhaften Aussichtspunkt, gemacht. Es ist wahrscheinlich der schönste Lookout im ganzen Whitsunday Islands Gebiet. Man konnte fast alle Inseln von dort sehen und hatte einen atemberaubenden Blick über die Whitsunday Passage. Nach dem Mittagessen sind wir wieder zurück nach Airlie Beach gesegelt und eine wunderschöne, dreitägige Tour ging zu Ende. Zum Abschluss kam es noch kurz zu einem aufregenden Ereignis. Auf Grund der herrschenden Ebbe ist unser Boot beim Einlaufen in den Hafen noch auf Grund gelaufen. Wir mussten alle mit dem kleinen Beiboot an Land gehen, so wie wir es auf den Inseln auch gemacht haben. Der Skipper hatte noch versucht mit Motorkraft wieder los zu kommen, aber vergeblich. Er wird wohl auf die Flut warten müssen. Deshalb war das Ende der Segeltour ein bisschen abrupt und chaotisch. Jeder ist einfach auseinandergelaufen, schade. Aber egal!
Die Welt ist ein Dorf! Kurz bevor ich mit dem Greyhound nach Hervey Bay abgefahren bin, habe ich noch Thomas und Hans wieder getroffen. Es sind zwei Italiener, die ich im Bus von Kununarra nach Katherine kennengelernt und in Darwin wieder getroffen habe. Die Zwei waren, bevor sie an die Ostküste gekommen sind, noch in Alice Springs gewesen. Bei einem schnellen Bier haben wir Wiedersehen gefeiert und festgestellt, dass wir uns wahrscheinlich nochmals auf dem Weg nach Sydney treffen werden. Als ich dann auf dem Weg zum Bus war, habe ich auch noch zwei Schweizerinnen getroffen, die ich aus Mission Beach gekannt habe. Tja, kleine Welt, aber trotzdem wieder dreizehn Stunden bis Hervey Bay!

33. Tag (17. September 1997)

Fraser Island - Qld

Fraser Island - Qld

Nach der Nacht im Bus, die eiskalt war, weil es für den Fahrer nicht möglich war die Aircon auszuschalten, bin ich nun in Hervey Bay angekommen. Heute Morgen habe ich nun, bis zu dem Tag an dem ich Australien verlasse, alles organisiert und geplant. Eine scheußliche Arbeit das Ende so vorzubereiten.
Morgen geht es nun für drei Tage nach Fraser Island. Es ist eine selfguided 4WD Tour. Bei dieser Tour werden einfach acht Leute aus dem Backpacker zusammen in einen 4WD gesteckt, mit Campingausrüstung ausgestattet und für drei Tage auf die Insel geschickt. Am Nachmittag hatten wir eine Teambesprechung über Ausrüstung, Verhalten, Verpflegung, etc. Meine Gruppe besteht also aus zwei Iren, zwei Engländern, einer Kanadierin sowie zwei weiteren Mädels aus England. Als wir nun vorher zum Einkaufen waren kam mir schon das Grausen. Die Iren und die zwei Engländer habe Alkohol in Massen eingekauft. Aber es sieht trotzdem ganz gut aus. Die Jungs haben hier im Backpacker während der Besprechung schon jeder drei Liter weggemacht und man sieht es ihnen noch nicht an. Also wird es wohl deshalb keinen Trouble geben. Morgen geht es nun los und ich freue mich schon drauf.

34. Tag (18. September 1997)

Fraser Island - Qld

Auf nach Fraser Island! Am Morgen hat es noch richtig gut mit dem Wetter ausgesehen, aber von dem Moment an als wir auf der Fähre waren hat es sich zugezogen und wir haben nun eine geschlossene Wolkendecke.
Wir haben keinen Plan und fahren jetzt einfach mal drauf los. David unser Fahrer hat einen guten Zahn drauf und ich bin schon mehrmals fast an der Decke geklebt, als er über einige heftige Schläge gefahren ist. Aber wir haben Lake Jennings trotzdem ohne gebrochene Knochen erreicht. Nach einem sehr kurzen Aufenthalt sind wir zur Beach runtergefahren. Auf dem Strand ging es nach Norden zur Rainbow Gorge und wir sind gut eine Stunde durch die Dünen gelaufen. Das unglaubliche an der Gorge war, dass man jede Farbe von Sand entdecken konnte. Danach sind wir weiter zum Eli Creek gefahren. Ein außergewöhnlicher Ort auf Fraser. Es ist der größte Bach auf der Insel und dort waren dann natürlich auch die meisten Touristen. Die berühmten Farben waren leider nur zu erahnen, weil wir immer noch eine geschlossene Wolkendecke hatten. Das Wrack der Maheno, die hier in den dreißiger Jahren gestrandet ist, konnte man am Strand bewundern, und erkennen wie das Salzwasser am Stahl nagt. Danach haben wir bei einsetzendem Regen unsere Zelte aufgebaut und hoffen, dass wir an den nächsten zwei Tagen besseres Wetter bekommen. Unser erstes BBQ war eigentlich mehr von Chaos bestimmt als von sonst was, aber wir sind trotzdem satt geworden, zumal der Regen wieder aufgehört hat. Das Bier hat jedenfalls am Abend geschmeckt.

35. Tag (19. September 1997)

Hey, es ist unglaublich! Wir sind doch mehr organisiert als ich gedacht habe. Aus dem allgemeinen Chaos fügt sich doch in irgendeiner Weise ein Plan zusammen. Gestern Abend hatten wir noch jede Menge Spaß als die Schauer vorüber waren. Grillen über offenem Feuer und irgendwelche Lieder schmettern, bzw. grölen. Das Meeresrauschen sozusagen als Backround. Die Leute aus den zwei anderen Autos waren zwar viel besser organisiert, aber bei uns herrschte die beste Stimmung.
Am Morgen sind wir alle früh raus, weil wir unbedingt noch bei Niedrigwasser weiter nach Norden mussten, denn während der Flut ist der ganze Strand im nördlichen Abschnitt überschwemmt und unpassierbar.
Beim Point Wabby haben wir erst einmal auf dem Campground unseren ganzen Kram gewaschen und wieder in Ordnung gebracht, nachdem wir im Prinzip alles nur so wie es war ins Auto geworfen haben.
Point Wabby war unsere erste Station am heutigen Tag und ich muss sagen das 4WD fahren einfach irre Spaß macht, besonders wenn es durch weichen, tiefen Sand und andere schwierige Passagen geht. Der Motor heult und unser dreieinhalb Tonnen Toyota kämpft sich durch. Eine tolle Erfahrung! Auch die Bach Durchfahren am Strand sind richtig cool, wenn auf beiden Seiten das Wasser nur so spritzt und man die Scheibenwischer wie bei einer Rallye hochjagt.
Baden in den Champagne Pools war sicherlich das Erlebnis für heute. Es sind Pools die von Felsen umgeben sind und bei Flut schwappen Wellen hinein. Es war die erste Möglichkeit sich den Sand abzuwaschen. Sand ist hier einfach überall, selbst im Essen. Es ist einfach nicht zu vermeiden, aber schließlich ist es ja auch die größte Sandinsel der Welt. Am Indian Head, sicherlich der beste Aussichtspunkt auf der Insel, haben wir darauf gewartet bis die Flut den Strand wieder frei gegeben hat und der Abschnitt damit wieder befahrbar war. Zur Unterhaltung haben einige Haie, Delphine und ein Manteray (ich glaube in Deutsch heißt es Rochen!) beigetragen. Auch einen Seeadler konnten wir in der Luft kreisen sehen. Wildlife pur!
Weil die Pinnacles so „wahnsinnig“ aufregend waren (fünf Meter Fußweg) sind wir noch eine zehn Kilometer lange Strecke zum Lake Allom gefahren. Da ich hinter dem Lenkrad gesessen bin, war es absolut super. Die Kiste hat aber so viel gesoffen, dass es wohl einen Strudel im Tank gab und wir noch Sprit nachfüllen mussten, nachdem wir am Abend wieder unsere Zelte am Strand aufgeschlagen hatten. Der zweite Tag ist fast schon vorbei und die Fraser Tour könnte von mir aus jetzt erst beginnen. Fraser Island ist einmalig! 4WD ist Spaß pur, einfach klasse!

36. Tag (20. September 1997)

Fraser Island - Qld

Fraser Island - Qld

Fraser Island - Qld

Leider markiert der Tag heute schon den letzten Tag auf Fraser Island. Unser Start am Morgen war auch entsprechend langsam. Einige Mitglieder des „Nut Bus“, wie unser Fahrzeug seit gestern heißt, wollten sich noch ein paar Minuten gönnen. Der Himmel hat sich heute Morgen wie üblich zugezogen, nachdem die Nacht wieder sternklar war. Paddy I und Paddy II, unsere zwei Iren, liegen noch ziemlich fertig am Feuer. Die Zwei sind unglaublich, 100 Dosen Bier in zwei Tagen!
Als wir unser Zeug wieder zusammengepackt hatten, bin ich noch schnell den Strand hinunter gefahren um den größten Müll in einem Container zu entsorgen und unseren Wasserbehälter wieder aufzufüllen.
Als erstes sind wir zum Lake Wabby gelaufen. Nach einer halben Stunde durch den tiefen Sand stapfend sind wir angekommen. Es war noch schöner dort als man es so auf den Postkarten gesehen und sich in Gedanken vorgestellt hat. Eine riesige Sanddüne wandert langsam, jedes Jahr bis zu zwei Meter, in den See und füllt ihn auf. Von einem Aussichtspunkt konnte man klar erkennen, dass der halbe See schon verschwunden ist. Natürlich sind wir dort baden gegangen. Es ist ein Spaß die Sanddüne hinunterzusausen um dann direkt in das tiefe, grasgrüne Wasser zu springen. Manche Leute sind sogar auf Buggy Boards die Düne zum See hinunter gesurft. Als wir wieder am Auto zurück waren sind wir zum Lake McKenzie aufgebrochen. „Damon“ Dave ist leider wieder gefahren und hat seinem Spitznamen wieder alle Ehre gemacht, die armen Leute die hinten saßen!
Lake McKenzie ist atemberaubend. Kristallklares, blaues Wasser, eine Sichtweite bis fast ins Unendliche. Der See wird auch noch von einem schneeweißen Strand eingerahmt. Es kam schließlich auch noch die Sonne zum Vorschein, und die ganze Pracht hat sich entfaltet. Unglaublich schön und mal wieder nicht zu beschreiben. Nach drei Stunden dort sind wir wieder schweren Herzens aufgebrochen, weil wir die Fähre zum Festland nicht verpassen durften. Der drei Tage, Chaos Adventure Trip ist nun zu Ende, der 4WD sieht aus wie die Sau und Sand ist einfach überall. In den Klamotten, im Schlafsack, in der Ausrüstung. Mein T-Shirt steht fast vor Dreck und stinkt entsetzlich.
Eine Dusche hat wieder alles gerichtet und wir wollen alle zum Abschluss zum Pizza Hut. All you can eat, um einfach mal wieder aufzufüllen, ohne Sand!

37. Tag (21. September 1997)

Heute Morgen hat sich herausgestellt, dass ich im total falschen Zimmer gepennt habe. Aber das kommt schon mal vor, manchmal! Ich wasche nun gerade meine Klamotten und warte darauf, dass ich nun in ein paar Stunden zum Fallschirmspringen abgeholt werde.
Es musste wohl so kommen, was als großes Ereignis, und als Abschluss meines Aufenthalts in Australien geplant war, wurde leider abgesagt. Zu viel Wind! Der Typ hat zwar vorgeschlagen, dass ich über Byron Bay, meinem nächsten Ziel, abspringen kann aber im Moment habe ich keine große Lust darauf. Fraser aus der Luft zu sehen und abzuspringen wäre eben doch etwas Anderes gewesen als über Byron. Es war aber auch nicht unbedingt eine Erleichterung als der Typ mir erklärte, dass heute der erste Tag seit Monaten sei an dem sie nicht springen könnten.

38. Tag (22. September 1997)

Ich bin endlich in Byron Bay angekommen. Die Fahrt heute Nacht war alles andere als toll. Ich bin total müde, habe aber den Typ vom Sky Diven hier doch noch angerufen. Aber es ist einfach Pech. Es ist das Gleiche wie in Hervey. Zu viel Wind.
Byron ist wirklich ein nettes Städtchen. Es gibt jede Menge Surfläden und Surfen ist hier die Hauptattraktion. Am Nachmittag habe ich mein Konto bei der Commonwelth Bank aufgelöst und bei Cathay Pacific meinen Flug rückbestätigt. Ein trauriger Augenblick, wenn man solche elementare Sachen erledigen muss!
Gegen Abend sind Hans und ich noch zusammengesessen und haben gemeinsam Spaghetti gegessen. Es war das fünfte Mal, dass wir uns nun unabhängig voneinander getroffen haben. Zwei gute Flaschen Wein haben wir auch noch geleert, bevor ich dann recht früh ins Bett gekippt bin.

39. Tag (23. September 1997)

Am Morgen sind wir alle zusammen aufgebrochen zum berühmten Lighthouse von Byron, welches auch gleichzeitig den östlichsten Punkt von Australien markiert. Wir sind den Strand entlang zum Lighthouse hinaufgelaufen und haben viel Zeit am Cape verbracht. Gegen Mittag sind wir zurück ins Hostel, von wo die Anderen dann zum Surfen abgeholt wurden. Ich hatte keine große Lust darauf, weil das Wasser ziemlich frostig war und so habe ich mich als offizieller Fotograf zur Verfügung gestellt. Einen ganzen Film habe ich gemacht, den wir dann für jeden noch schnell entwickeln ließen. Aber das Beste an der ganzen Sache für mich war, dass ich noch einige Delphine als Wellensurfer beobachten konnte. Unglaublich wie nahe man die Tiere beobachten konnte und wie elegant sie sich durch das Wasser bewegt haben. Ich hätte nie gedacht, dass Delphine in Strandnähe surfen.

40. Tag (24. September 1997)

Heute in Sydney hat es den ganzen Tag nur einmal geregnet, von morgens bis abends. Wir, Hans und Thomas, sind wegen des Regens nach Darling Habour gefahren und haben uns dort in den großen Shopping-Centern aufgehalten. Am Nachmittag sind wir dann ins Kino um dem Regen zu entkommen.
Der Tag in Sydney war also nicht so aufregend und so bin ich nun auf dem Weg nach Melbourne. Damit geht meine Reise auch zu Ende. In zwei Tagen fliege ich wieder nach Deutschland zurück. Es wird sich wahrscheinlich einiges geändert haben und vor allem werde ich mich wohl verändert haben!

41. Tag (25. September 1997)

Melbourne - Vic

Ich bin am frühen Morgen wieder zu Hause angekommen und es war ein komisches Gefühl. Backpackerurlaub im eigenen Land und am Schluss einfach nur aus dem Bus auszusteigen und nicht noch fliegen zu müssen.
Um die Zeit noch ein bisschen zu vertreiben, bin ich gleich auf den Victoria Market gegangen, bin nur so an den Ständen vorbei geschlendert. Irgendwie entsprach alles nicht ganz so meinen Vorstellungen. Vom Market bin ich noch mal in die City, aber alle Läden hatten noch zu, kein Wunder, denn es war auch erst 8.00 Uhr. Wenn man hier durch die City läuft sieht man schon wieder, dass der Frühling mit aller Macht Einzug hält. Die Bäume grünen schon wieder und man gewinnt den Eindruck wie wenn die ganze Stadt frei durchatmen würde.
Mit Zug und Bus bin ich gegen Vormittag nach Clayton gefahren und es gab ein großes „Hallo“ als ich bei Steffen angekommen bin. Eva und Anja waren im Urlaub. Nach vier Nächten im Bus in der letzten Woche war am Nachmittag ein Mittagsschlaf bitter nötig. Am Abend saßen wir noch gemütlich zusammen und erzählten uns noch so allerlei was in den letzten Wochen so los war, es wurde aber nicht so spät.

42. Tag (26. September 1997)

Mein letzter Tag! Ich weiß nicht warum, aber ich war heute Morgen schon um 6.00 Uhr wach. Am Morgen war ich noch bei Lukas zum Frühstück eingeladen. Es war einfach die einzige Gelegenheit uns voneinander zu verabschieden.
Danach habe ich mich noch mal auf den Weg in die Stadt gemacht und in der City war schon einiges los. Das Grant Final wirft schon seine Schatten voraus. St. Kilda gegen Adelaide heißt das Finale welches morgen im MCG stattfindet und deshalb werden morgen ca. 400.000 Besucher in der Stadt erwartet. Die Spieler Parade konnte ich mir leider nicht mehr anschauen, weil ich noch zum Bosch wollte. Ich dachte eigentlich, dass ich dort allerhöchstens zwei Stunden bin um mich von den Leuten zu verabschieden. Es sind aber doch über vier Stunden geworden, und ich musste mich noch beeilen wieder zu Steffen zurück zu kommen. Ich wurde nämlich am Abend von Mike abgeholt, weil ich bei ihm meine letzte Nacht verbringen werde. So sind wir alle zusammen nach South Melbourne ins Irish Pub gefahren und hatten noch einen schönen Abend.

43. Tag (27. September 1997)

Nach einem gemütlichen Frühstück sind Mike, Debbie und ich zum Airport aufgebrochen. Die Zwei sind noch geblieben bis ich durch den Zoll gegangen bin und wir konnten noch ein bisschen Zeit miteinander verbringen.
Das Einchecken verlief problemlos, trotz meiner 28 Kg Gepäck. Nur später gab es Probleme, nämlich mit meinem Handgepäck. Es wurde gewogen und die nette Frau wollte mich einfach nicht mit meinen 13 Kg durchlassen. Bei der Airline habe ich dann lang und breit erklärt warum ich alles mit ins Handgepäck nehmen muss und bekam am Schluss auch glücklicherweise das O.K., so dass ich meine ganzen Unterlagen mitnehmen konnte.
Nun in 24 Stunden bin ich wieder in Europa. Das ist einfach nichts verglichen mit der Zeit die ich im Bus verbracht habe.

44. Tag (28. September 1997)

Als ich morgens in Rhein-Main gelandet bin war meine Überraschung groß, und ich habe mich gefreut. Meine Eltern und sämtliche meiner Freunde haben mich am Airport mit „gutem“ Bier und Sekt in Empfang genommen. Ein großes Willkommen Plakat wurde auch in die Höhe gestreckt und somit war ich nach acht Monaten wieder zu Hause!!!